TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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explizit auf der Möglichkeit der Weiterentwicklung, die dadurch aber auch<br />
Schwächen bezüglich der makrosozialen Bedingungen und deren Berücksichtigung<br />
in Kauf nehmen muss.<br />
Ausgesuchte, in der wissenschaftlichen Debatte vorgelegte Konzeptionen<br />
werden im Folgenden unter einem jeweiligen thematischen Schwerpunkt mit<br />
der hier entfalteten Konzeption in Beziehung gesetzt. Die thematischen<br />
Schwerpunkte sind so gewählt, dass sie die wesentlichen Differenzpunkte zu<br />
den jeweiligen Konzeptionen aufzeigen können. 30<br />
10.1.1 Ökonomische Vernunft vs. Ökonomische Vernunft31 Wenn Ulrich die Transformation der ökonomischen Vernunft beschreibt, dann<br />
scheint er ökonomische Vernunft vorauszusetzen und damit dasjenige,<br />
welches in dieser Argumentation nicht als Tatsachenbeschreibung, sondern<br />
als ein qualitativ zu erreichendes Ziel gekennzeichnet wird. Ulrich stellt diesen<br />
scheinbaren Widerspruch gleich zu Beginn richtig:<br />
„Die konzeptionelle Schlüsselidee der vorliegenden Arbeit kann im Versuch<br />
gesehen werden, die grosse sozialökonomische Transformation im Sinne<br />
Polanyis mit der von Apel auf den Begriff gebrachten Transformation der<br />
Philosophie systematisch und wechselseitig zu vermitteln, um auf dem so zu<br />
gewinnenden kulturgeschichtlich-evolutionären Hintergrund eine zukunftsträchtige<br />
kritisch-normative Rekonstruktion des ökonomischen Rationalitätsund<br />
Fortschrittsverständnisses zu beginnen.“ 32<br />
Es geht bei Ulrich somit um eine Rekonstruktion der ökonomischen Rationalität,<br />
die einfließt in eine Konzeption von ökonomischer Vernunft, welche<br />
sich ihrerseits dem „transformativen Programm“ anderer Untersuchungsbereiche<br />
anzuschließen versucht. Zentraler Befund bei Ulrich ist die „Herauslösung<br />
der ökonomischen Rationalität aus den praktischen Kriterien des<br />
guten Lebens der Menschen“ 33. Die Rationalisierung der modernen Indust-<br />
30 Der Verfasser ist sich der Tatsache bewusst, dass diese Art der Auseinandersetzung<br />
den einzelnen Positionen in keiner Weise gerecht werden kann. Die hier gewählte<br />
Darstellung differenziert bewusst nicht in Pro und Kontra, in Übereinstimmungen<br />
und Differenzen, da zum einen diese Kategorisierung nicht immer eindeutig zu treffen<br />
ist und zum anderen dem Entwicklungsstrang der Konzeption gefolgt werden<br />
soll, um so ein besseres Verständnis der Argumentation zu erlangen.<br />
31 Dieser Abschnitt bezieht sich vornehmlich auf die Arbeit von Peter Ulrich (1993).<br />
32 Ulrich (1993: 14; Hervorhebung im Original).<br />
33 Ulrich (1993: 11).<br />
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