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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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Eine Entwicklung beschreibt einen Prozess. Im Kontext der Organisation ist<br />

mit dem Begriff der Entwicklung ein Intendiertes und nur selten ein Emergiertes<br />

gemeint. Im organisatorischen Rahmen wird nur wenig dem Zufall<br />

überlassen – dies widerspräche dem ökonomischen Kalkül. In der hier entwickelten<br />

Konzeption ist das evolutionäre Moment einer Entwicklung dem<br />

handlungsentlasteten Interaktionszusammenhang nahe, der mimetischen<br />

Reaktion, der Entschleunigung, der Offenheit für das, was passiert. Insofern<br />

wird es nicht verwundern, wenn in diesem Kontext Organisationsentwicklung<br />

auch als ein Passiertes, ein Evolutives verstanden wird. Die Intention<br />

der Entwicklung wird im organisatorischen Kontext nicht vollständig durch<br />

das evolutionäre Moment aufgehoben; vielmehr ist es so, dass sich das Passieren<br />

innerhalb des Intendierten abspielt, doch kann es auch über deren<br />

Grenzen hinausgehen. Dies könnte beispielsweise bedeuten, dass nicht mehr<br />

ein im Jetzt detailliert definierter Zielpunkt der Entwicklung ausgemacht<br />

bzw. determiniert wird, sondern eine relative Aussage getroffen wird. Die<br />

Relativität kann sich durch mindestens zwei unterschiedliche Bezüge konstituieren.<br />

Zum einen durch eine allgemeinere Form des Zielpunktes, also<br />

keine detailliert ausgearbeitete Zielvorgabe, sondern eher ein Zielkorridor,<br />

eine Vision. Zum anderen kann Relativität durch Relationalität erzeugt werden,<br />

d. h. der Zielpunkt richtet sich vornehmlich nach einer anderen, im<br />

Zeitablauf sich verändernden Größe (BSP-Wachstum, Trends, Wertewandel),<br />

wird somit wesentlich auch zur abhängigen Variable. 184 Die Zielvorstellung<br />

verhält sich dann in Relation zu der Veränderung dieser Größe(n). In dieser<br />

zweiten Form verbinden sich geplante und evolutive Momente in ein und<br />

derselben Konzeption. Kirsch entwickelt diesen Gedanken der Gleichzeitigkeit<br />

von Intention und Evolution in seinem organisationstheoretischen<br />

Ansatz und spricht in diesem Zusammenhang von geplanter Evolution. 185<br />

Diese Fähigkeit, ein Planen und ein Reagieren auf das Umfeld in gleichem<br />

Maße systematisch-organisatorisch umzusetzen, ist innerhalb der Unternehmung<br />

oftmals nicht ausgebildet und stellt eine komplexe Herausforde-<br />

mez, P. (1991): Konzernstrukturen in Bewegung: Neue Trends in der Konzernorganisation,<br />

unveröff. Seminarunterlagen, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, S. 16.<br />

184 Ziele sind mehr oder minder immer abhängig von den äußeren Bedingungen. Jedoch<br />

stellt es organisationstheoretisch eine andere Qualität dar, ob die Organisation auf die<br />

Bedingungen - neben dem Verfolgen der Zielvorgaben - immer noch zu reagieren hat,<br />

oder ob die Organisation diese Bedingungen in ihrer dynamischen Charakteristik<br />

systematisch einbezieht; dies wird im Folgenden noch deutlicher werden.<br />

185 Vgl. hierzu Kirsch (1991: 266ff.) und Kirsch (1997).<br />

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