30.11.2012 Aufrufe

TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

licht54; ihr Inhalt besteht nicht mehr in ihrer originären Verwendungsart,<br />

sondern im Wert als Tauschobjekt auf dem Markt. Die Beziehung von Anbieter<br />

zum Gut wird damit abstrakter. An die <strong>St</strong>elle von sensualer Erfahrung<br />

und emotionaler Verbindung tritt eine reine Zweckbeziehung, die objektivierend<br />

und kalkulierend vorgeht. So auch Ulrich:<br />

„Dabei [bei der Sicherung des Lebensunterhalts durch Gütereinkauf; T.B.]<br />

zählt nicht oder nicht unmittelbar der lebenspraktische Gebrauchswert<br />

dessen, was der Einzelne am Markt anzubieten hat, sondern allein der<br />

Tauschwert seines Angebots, d. h. der am Markt erzielbare Preis. Nicht mehr<br />

subjektive oder intersubjektive Gesichtspunkte, sondern die objektiven<br />

„Marktsignale“ steuern die einzelwirtschaftlichen Dispositionen: Im freien<br />

Markt zählt nur, was sich auszahlt.“ 55<br />

Die organisierte Form des Tauschhandels, die der Markt ermöglicht, trägt zu<br />

einer systematischen Versachlichung bei. Durch die Institutionalisierung von<br />

organisiertem Tauschhandel nimmt der Markt eine konstitutive gesellschaftliche<br />

<strong>St</strong>ellung ein und damit auch der Prozess der Versachlichung in der<br />

Gesellschaft.<br />

Anbieter-Markt-Beziehung: Die Beziehung von Anbieter zum Markt ist<br />

durch die strukturierte Ermöglichung der Durchführung von Tauschaktionen<br />

gekennzeichnet und damit ein „natürlich“ entstandenes Produkt des Bedürfnisses<br />

nach einem geregelten Warenaustausch. 56<br />

Die Sinnhaftigkeit jeglicher Mühe, die für Güter aufgewendet wurde, lässt<br />

sich nur über den „Umweg“ erfassen, den die Abstraktion in Form des Tausches<br />

am Markt beschreitet. Die Mühe zahlt sich aus, wenn das von Anbieter<br />

A überschüssig produzierte Produkt X erfolgreich in ein solches Produkt Y<br />

von Anbieter B umgetauscht wird, welches Anbieter A einen zum eigenen<br />

Produkt X äquivalenten Nutzen stiftet. Kommt dieser Tausch nicht zustande,<br />

war die Mühe zum großen Teil umsonst, da aufgrund des abnehmenden<br />

54 „Ethische Bedenken“ werden in der Gesellschaft vor allem dort angemeldet, wo diese<br />

Güter Tiere sind. Hier wird die Verzerrung besonders deutlich (Tiertransporte). Dass<br />

die Versachlichung jedoch auch auf den Menschen zurückwirkt, wenn es um produzierte<br />

Güter geht, wird an späterer <strong>St</strong>elle wieder aufgenommen. Vgl. Abschn. 3.2.<br />

55 Ulrich (1998: 138; Hervorhebungen im Original).<br />

56 Der Begriff des „Natürlichen“ in diesem Zusammenhang spielt auf die positivistischen<br />

Analogien an, die moderne Wirtschaftstheorien zu Naturrechtsphilosophien<br />

aufstellen. Vgl. hierzu Ulrich (1993: 186ff.).<br />

27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!