TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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„The concept of incomennsurability is not to be confused with, or reduced to<br />
logical incompatibility or incomparability. Incommensurable languages can be<br />
compared and rationally evaluated in multiple ways. Practically, such comparison<br />
and evaluation requires the cultivation of hermeneutical sensitivity and<br />
imagination.“ 37<br />
Während also der rein plurale Befund sich streng auf deskriptiver Ebene bewegt,<br />
ist der Inkommensurabilitätsbefund bereits zumindest ausgerichtet auf<br />
die Handhabung, ausgerichtet auf jeglichen Vollzug in diesem pluralen Feld.<br />
Die Deskription lässt in gewissem Maße einen höheren Grad an Radikalität<br />
zu, die Ausgerichtetheit auf den Vollzug fordert einen gemäßigten Voluntarismus.<br />
Diese Akzentverschiebung von pluralem Nebeneinander zu einer<br />
wie auch immer gehandhabten heterogenen <strong>St</strong>ruktur stellt eine methodische<br />
Konsequenz dar, von der bereits oben gesprochen wurde. Diese Konsequenz<br />
ergibt sich aus den Reflexionsprozessen, die zwischen Entdeckungs-,<br />
Begründungs- und Verwendungszusammenhang stattfinden. Pluralität als<br />
solche zu erkennen (Entdeckungszusammenhang) und zu begründen (Begründungszusammenhang)<br />
ist zunächst einmal nicht schwer. Doch diese<br />
Pluralität auch auf Ebene des Verwendungszusammenhangs zu etablieren,<br />
das stellt sich als außerordentliche Herausforderung dar, da eine inkommensurable<br />
fraktale <strong>St</strong>ruktur keinen Raum für Koordination, Kooperation oder<br />
Integration lässt. Operationalisierung und konstruktive Konzeptionen sind<br />
zum Scheitern verurteilt. In dieser Situation wird ein Rückkoppelungsprozess<br />
angestoßen, der auf Ebene der Begründung kritische Reflexionsprozesse<br />
um alternative Wege der Interpretation und Rekonstruktion der Inhalte und<br />
Gegenstände initiiert.<br />
Dieser Umgang mit Inkommensurabilität zeigt die Durchlässigkeit der Zusammenhänge<br />
und damit das zentrale Charakteristikum der postmodernen<br />
Moderne deutlich. Auch in der Betrachtung der (post)strukturalistischen<br />
<strong>St</strong>römungen der Postmoderne lassen sich bezüglich des Befundes „Diskontinuität“<br />
Aussagen ableiten, die geeignet sind, die Verbindung zwischen den<br />
Zusammenhängen zu belegen.<br />
Realismus und die Autorität der Wissenschaften. Ausgewählte Schriften, Band 1,<br />
Braunschweig.<br />
37 Bernstein (1991: 65; Hervorhebung im Original).