TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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ein objektiven <strong>St</strong>atus mit objektiven Inhalten heraus und wird maßgeblich<br />
als ein durch das Subjekt Vollzogenes verstanden. Die letztliche Einheit des<br />
Subjekts ist es, die auch die Vernunft mit einer Einheitsdynamik konfrontiert.<br />
Dabei ist auch diese „Einheit“ des Subjekts plural. 9 Nach Welsch konstituieren<br />
zwei Ursachen diese Pluralität des Subjekts:<br />
� Zum einen präsentieren sich in der Identitätskonfiguration des eigenen<br />
„Ichs“ alternative Lebenswelten als mögliche Konfigurationsparameter, die<br />
in ihrer Optionalität ein undefinierbares pluralistisches Potential eigener<br />
Lebensweltlichkeit darstellen. 10 Dies bedeutet die Fortsetzung der externen<br />
Pluralisierung in einer internen Abbildung.<br />
� Zum anderen werden innere Potentialitäten durch die Erfahrung äußerer<br />
Pluralität freigesetzt. Es kommt zur inspirativen Mobilisierung bis dato<br />
zurückgehaltener, die eigene Lebenswelt konfigurierender Kreativität.<br />
„Das Leben der Subjekte wird daher heute in zweifachem Sinn zu einem<br />
„Leben im Plural“. Erstens im Außenbezug: Man lebt innerhalb eines durch<br />
Pluralität geprägten Feldes sozialer und kultureller Möglichkeiten und muss<br />
sich in dieser Pluralität bewegen und zurechtfinden. Zweitens im Innenbezug:<br />
Das Subjekt verfügt in sich über mehrere Entwürfe, die es gleichzeitig realisieren<br />
oder nacheinander durchlaufen kann. Sowohl jene äußere wie diese<br />
innere Pluralität erfordern einen hohen Grad an Übergangsfähigkeit. Das ist<br />
der Grund, warum Transversalität heute zu einer Elementarbedingung nicht<br />
bloß äußerer Handlungskompetenz, sondern auch innerer Identität wird.“ 11<br />
Im Lichte konstruktivistischer Realitätskonstruktionen der Individuen liegt<br />
der Ursprung der Pluralität des Subjekts im Prozess der Konstruktion, also<br />
Vermögen hier gesprochen wird; Vermögen „des Organismus, des Menschen, des<br />
Denkens, des Geistes, der Philosophie oder von kollektiven Gebilden?“ (Vester 2000:<br />
157f.). Welsch differenziere hier nicht. Es scheint nach Meinung des Verfassers jedoch<br />
nicht plausibel, wie eine solche Differenzierung sinnvoll durchführbar wäre.<br />
Vermögen wird an späterer <strong>St</strong>elle mit dem Begriff der Fähigkeit zusammengebracht;<br />
dies mag den Bezug deutlich machen. Vgl. hierzu Abschn. 12.4.<br />
9 Zu der folgenden Darstellung vgl. überwiegend Welsch (1996: 829ff.).<br />
10 Parallelitäten zu der Ausdifferenzierung von Lebens- und Sprachformen im Kontext<br />
der Lebenswelt sind hier unverkennbar: „Das ist die scharfe, die uns inzwischen völlig<br />
auf den Leib gerückte Form der Pluralität: Den Subjekten ist eine Mehrzahl von<br />
Konzeptionen oder Lebensformen gleichermaßen vertraut, in ihrer Legitimität einsichtig<br />
und in ihren Gehalten zustimmungsfähig, so daß sie sich in derselben Situation<br />
mal so und mal anders verhalten können - aber jeweils mit gleich guten Gründen.<br />
Pluralität ist intern zu einer <strong>St</strong>andardsituation geworden.“ (Welsch 1996: 832; Fußnoten<br />
weggelassen).<br />
11 Welsch (1996: 831).<br />
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