30.11.2012 Aufrufe

TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ung“ 92, welche aber nach Welsch völlig unbegründet und letztlich nicht<br />

haltbar erscheint. Die Ablösung des Mythos der Wohlordnung durch die<br />

Einteilung in voneinander zu trennende Rationalitäten ist zugunsten einer<br />

Hypothese der rationalen Unordnung (s. u.) längst überfällig. So bedingt nach<br />

Welsch der Ausdifferenzierungsprozess einen Abgleich mit demjenigen, von<br />

dem sich differenziert wird und ein Abgleich impliziert immer eine Art von<br />

(komplementärem) Bezug zueinander. Die so sich differenzierenden Rationalitäten<br />

sind somit nicht derart getrennt, wie das Hyperdifferenz-Theorem<br />

dies impliziert.<br />

116<br />

„Vielmehr bilden sich die Formen der Rationalität von Anfang an gegeneinander<br />

und sind für ihre Eigendefinition auf ihre Kontrahenten angewiesen.<br />

Daher tragen sie von vornherein Bestimmungen des Anderen in sich.“ 93<br />

Aus der Perspektive der entstehenden <strong>St</strong>ruktur lässt sich dies also eher als<br />

Netzwerk verstehen denn als Rationalitäten-Insel (Lyotard) oder -Sektor<br />

(Habermas). 94<br />

6.1.2 Die Pluralisierung von Paradigmen95 Dem ersten Schritt der Pluralisierung (Ausdifferenzierung) folgt der zweite<br />

Schritt, die „Pluralisierung im terminologischen Sinne“, was bedeutet, dass<br />

die Rationalitäten unterschiedliche Paradigmen beherbergen, die sich ihrerseits<br />

- weder in ihrer charakteristischen Ausprägung noch in ihrer spezifischen<br />

Dynamik - mit den gegebenen Bedingungen der ‚Herberge‘ zufrieden<br />

zeigen, sondern die eigenen Bedingungen in Frage stellen, reflektieren und<br />

verändern. Die verschiedenen Paradigmen finden sich in einem Rationalitätstyp<br />

nicht vollständig wieder, sondern sie gehen über die Rationalitätsgrenzen<br />

hinaus, gehen Verbindungen mit anderen Rationalitätstypen und<br />

dort mit anderen Paradigmen ein und erweitern, transzendieren die Grenzen<br />

der eigenen Daseinsbedingung, des spezifischen Rationalitätstyps.<br />

92 Welsch (1996: 442).<br />

93 Welsch (1996: 434).<br />

94 Vgl. zum Netzwerk-Gedanken bezüglich der <strong>St</strong>ruktur der Vernunft Wellmer, A.<br />

(1986): Ethik und Dialog. Elemente des moralischen Urteils bei Kant und in der Diskursethik,<br />

Frankfurt, S. 171f., wo Wellmer die Vernunft als „Zusammenspiel partialer<br />

Vernunftmomente“ bezeichnet.<br />

95 Vgl. zu diesem Abschnitt Welsch (1996: 444ff.) im Besonderen und ausführlicher<br />

Welsch (1996: 541ff.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!