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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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ewältigung bei und eröffnet neue Möglichkeiten der Gestaltung. 92 Diese<br />

Möglichkeiten eröffnen sich nämlich dann, wenn die „Grundelemente der<br />

ethischen Lebensführung“ 93 gehandhabt, von dem Einzelnen „beherrscht“<br />

werden. Selbst wenn die tatsächliche Lebenswirklichkeit zu permanenten<br />

reflexiven Korrekturen „nötigt“, d. h. der Andere verändert beispielsweise<br />

sein Verhalten, so führt diese Reflexion zu einer „Professionalisierung“ der<br />

Lebensführung, die es erlaubt, über das reine Verhalten hinaus zu gestalten.<br />

Die Gestaltung erfolgt nicht ab einer bestimmten <strong>St</strong>ufe, jedoch, die Gestaltung<br />

entwickelt freie, kommunizierbare Teile, die in die intersubjektive<br />

Aktion, in die Interaktion, in den Diskurs „eingebracht“ werden können. 94<br />

In Bezug auf die Überlegungen zu Voraussetzungen diskursethischer Konzeptionalisierungen<br />

ließe sich somit neben die inhaltliche Überzeugung zur<br />

Wahrnehmung des Anderen die Kompetenz der ethischen Lebensführung<br />

stellen, welche weder von der Überzeugung völlig unabhängig auftritt, noch<br />

eine „intellektuelle Diskriminierung“ fördert. Der Prozess der Einsicht und<br />

die Erlangung von Kompetenz der ethischen Lebensführung basiert gleichermaßen<br />

auf reflexiv-kognitiven und intuitiv-emotionalen Parametern,<br />

wobei zwischen diesen keine qualitative Differenzierung existiert. 95 Die<br />

92 Die „Orientierungsbedürftigkeit des Lebens“ (Rendtorff 1980: 63) tritt im Dialog mit<br />

der „Fülle des Lebens“, mit dem individuellen Möglichkeitsraum auf. Dabei wird<br />

dem Individuum „die Subjektstellung des Menschen in seiner Welt bewußt“ (Rendtorff<br />

1980: 63), in seinem Kontingenz-, aber auch Potentialcharakter. In dieser<br />

„Spange“, in der das Subjekt Objekt seiner eigenen Beobachtung ist, gilt es sich zu lokalisieren,<br />

zu orientieren, was sich vornehmlich in der „Sprachlichkeit des Lebens“<br />

ausdrückt (Rendtorff 1980: 63; Hervorhebung im Original). In dieser Form kann sich<br />

Reflexivität artikulieren und gleichsam vermitteln. Dies verdeutlicht sich in der Diskursethik.<br />

Folgt man Rendtorff, so impliziert die Freiheit des Einzelnen die „Abhängigkeit<br />

von Kommunikation“ (Rendtorff 1980: 64; Hervorhebungen im Original). Damit<br />

kann der Einzelne in der Kommunikation seinen individuellen Möglichkeitsraum erweitern,<br />

seine „Dispositionsmöglichkeiten“ (Rendtorff 1980: 64) transzendieren.<br />

93 Rendtorff (1980: 31).<br />

94 Diese „frei kommunizierbaren Teile“ können auch als Zeichen einer „Kommunikationsfähigkeit“<br />

(Rendtorff 1980: 64; Hervorhebung im Original) bezeichnet werden, die<br />

als Teil der Reflexivität des Lebens und der Lebensführung hilft, diese in das direkte<br />

Verhältnis zu anderen Lebensentwürfen zu stellen und damit einen „sozialen<br />

Abgleich“ zu ermöglichen.<br />

95 Dies bedeutet, dass das „Mischungsverhältnis“ der Determinanten des Generierungsprozesses<br />

beliebig ausfallen kann. Ferner kann sich die Konzeption von Kompetenz<br />

nur als graduelle Konzeption verstehen, die nicht zwischen „Kompetenz“ und<br />

„Nicht-Kompetenz“, sondern zwischen „mehr“ und „weniger“ unterscheidet.<br />

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