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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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„Erst durch Transversalität wird unter Pluralitätsbedingungen geglückte<br />

Subjektivität und Individualität möglich. Transversalität schützt vor den Gefahren<br />

der Entfremdung und Zersplitterung der Existenz, und sie befreit von<br />

der Ohnmächtigkeit gegenüber perfekt elaborierten Teilrationalitäten. Sie eröffnet<br />

Chancen gelingender Praxis wie gelingender Identität.“ 16<br />

Diese intraindividuelle Betrachtung knüpft an die Analysen Sennetts an, der<br />

die Identität durch die ständig wechselnden Bedingungen dahintreiben sah,<br />

ohne Halt und Orientierung (drift). 17 Mit diesem transversalen Vermögen,<br />

welches zwischen den Identitäten Brücken schlägt, wäre die Möglichkeit<br />

einer Kompensation dieses Befundes angedeutet. Dieses „Brückenbauen“<br />

schafft eine Konnexion der Heterogenitäten, ein Netz von unterschiedlichen<br />

Identitäten. Doch auch dieses innere Netz ist herausgefordert, wenn seine<br />

Sinn-Referenz verloren geht. Die Erfahrung von Sinnhaftigkeit wurde in der<br />

aktuellen Lebenswirklichkeit in Frage gestellt. Aufgrund von technologischer<br />

(Expertokratie), formal-ökonomischer (Quantifizierung) und prozessualer<br />

(Handlungsfraktale) Abstraktion wird es zunehmend schwerer, einen Überblick<br />

zu behalten. 18 Dies kann auch nicht die intraindividuelle Transversalität<br />

kompensieren. Jedoch kann eine innere Identitäten-Verknüpfung einen notwendigen<br />

Beitrag leisten, die äußeren - auch sozialen - Bezüge zu handhaben.<br />

Festzuhalten bleibt, dass die Vernunft ihren Vollzug über das Subjekt als das<br />

Vermögende findet. 19 Vernunft als Vermögen ist auch eng mit subjektiver<br />

Vernunft verbunden, die Horkheimer als dasjenige bezeichnet, welches Ver-<br />

Anteile umgehen zu können, sie zu steuern, um sie gezielt einsetzen zu können, wobei<br />

diese Kontrolle als „immanentes Vermögen der Subjektivität“ den Anteilen „inhärent“<br />

ist. Entscheidend bei der Bildung von Kompetenz ist die (5) Durchlässigkeit der<br />

Subjektanteile. Sie entscheidet über das Ausmaß der Kompetenz des Subjekts. Die (6)<br />

transversale Vernunft schließlich macht sich diese durch eine transversale <strong>St</strong>ruktur<br />

gekennzeichnete Subjektivität zunutze und kann als „genuiner Verwirklichungsmodus“<br />

der „Elementarstruktur“ bezeichnet werden.<br />

16 Welsch (1996: 852).<br />

17 Vgl. Abschn. 2.2.<br />

18 Vgl. zu der „entmündigenden Expertokratie“ vor allem die Darstellungen bei Illich<br />

(1978: 30ff. und 65ff.).<br />

19 Insbesondere die Positionsungebundenheit ist vor diesem subjektiven Hintergrund<br />

nicht überzeugend haltbar, was in Abschn. 7.3.1 dargestellt wurde. Die Ausschließlichkeit<br />

von Subjekt und Positionsungebundenheit lässt der kritischen Reflexion die<br />

Wahl. Wie aufgezeigt, sei der methodische Zugang der Subjektorientierung als eine<br />

Bestimmung der Vernunft stärker gewichtet.<br />

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