TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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„Trotz aller gutwillig angestrebten Positionsneutralität der Argumentationspraxis<br />
bleibt aber die eigene ‚Position‘ grundsätzlich unhintergehbar -<br />
denn sie ist die Kehrseite der erkenntniskritischen Darstellung (...) und liegt<br />
schon im Geltendmachen von Argumenten überhaupt.“ 193<br />
Dagegen schlägt sie eine regulative Idee vor,<br />
„(...) die auch über ein mögliches oder unmögliches Ende der Unsauberkeit<br />
(...) mangels der Möglichkeit an positivem Wissen (...) über die Erreichbarkeit<br />
keine Aussage macht und so Methodenfehler meiden möchte.“ 194<br />
Schärfer äußern sich u. a. Wuchterl, für den „jeder konkrete Umgang mit den<br />
formalen Prinzipien und Kategorien“ eine „philosophische Position“ darstellt<br />
und mit der „anvisierten Reinheit und Positionsungebundenheit nichts zu<br />
tun“ hat195, Topitsch kommentiert diese Bestimmung mit den Worten „Ein<br />
schöner Traum (...)“ 196 und auch Perger/Hug setzen der Ungebundenheit<br />
das affektiv-emotionale Moment eines jeden Übergangs zwischen verschiedenen<br />
Bezugsrahmen und Rationalitätsformen entgegen. 197 Der bei Welsch<br />
anscheinende Widerspruch löst sich nur auf, wenn die Positionsungebundenheit<br />
in ihrer Purifikationsdynamik gedacht wird, also prozessual anstatt<br />
substantiell. 198 Dann steht der „Rest“ subjektive Vernunft einem „Rest“ Unreinheit<br />
der Vernunft gegenüber. In dieser asymptotischen Dynamik, die die<br />
subjektive und die objektive Seite der transversalen Vernunft bestimmt, löst<br />
193 Schlüter-Knauer, C. (2000): Die ‚Neue Mitte‘ der Vernunft, in: EuS, Jg. 11, H. 1, S. 147-<br />
149, hier S. 148.<br />
194 Schlüter-Knauer (2000: 148).<br />
195 Vgl. Wuchterl, K. (2000): Transversale Vernunft - eine ästhetische Illusion, in: EuS, Jg.<br />
11, H. 1, S. 162-164, hier S. 164; Hervorhebungen im Original.<br />
196 Topitsch, E. (2000): Gelungene Reanimation?, in: EuS, Jg. 11, H. 1, S. 156-157, hier<br />
S. 157.<br />
197 Vgl. Peger/Hug (2000: 132). Weiter meinen Perger/Hug (2000: 132): „Es scheint, daß<br />
ein Konzept transversaler Vernunft, das auf dem Ausklammern von Inhalten und<br />
Affekten besteht, im Vollzug die Probleme paradoxerweise erst produziert, für dessen<br />
Lösung es sich hält.“ Welsch entgegnet: „(...) So klingt mir der Ruf nach Gefühl in<br />
Vernunftdingen in dieser Form zu feuilletonistisch, philosophisch müßte schon gezeigt<br />
werden, inwiefern Gefühlscharakter den Vernunftbestimmungen innerlich sind,<br />
und diesbezüglich bin ich recht skeptisch. Daß zu uns Menschen auch Gefühle gehören,<br />
reicht jedenfalls noch nicht aus, um zu behaupten, daß das Spezifikum vernünftiger<br />
Tätigkeit durch Gefühlsbindungen bestimmt wäre oder durch Gefühlsbetonung<br />
besser verstanden werden könnte.“ (Welsch 2000b: 186; Endnote 42; Hervorhebung<br />
im Original).<br />
198 In einem solchen Verständnis scheint es auch möglich, dass sich diese affektiv-emotionalen<br />
Momente daran „beteiligen“.