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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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deutig identifizieren lassen und somit die Rede von einer Postmoderne rechtfertigen<br />

würde. 17 Gleichwohl, ein „geschichtlicher Zäsurbedarf des modernen<br />

Menschen“, wie ihn Odo Marquard konstatiert, bleibt allgemeiner<br />

Befund - auch bei denjenigen, die die Postmoderne als Begriff, Projekt oder<br />

Programm als nicht gerechtfertigt ansehen. 18<br />

Bei Lyotard, der sich für die Postmoderne explizit und exklusiv einsetzt,<br />

scheint dieser Zäsurbedarf zur Trennung von Moderne und Postmoderne zu<br />

führen, doch auch er sieht diese Epochen als verbunden miteinander:<br />

„Die Postmoderne situiert sich weder nach der Moderne noch gegen sie. Sie<br />

war in ihr schon eingeschlossen, nur verborgen.“ 19<br />

Dieser Sichtweise von Lyotard schließt sich auch Welsch an. Letzterer weist<br />

zudem darauf hin, dass die Postmoderne nicht für sich beanspruchen kann,<br />

etwas völlig Neues geschaffen zu haben; er deutet an, wie sich bereits bei<br />

17 Vgl. Klotz, H. (1994): Kunst im 20. Jahrhundert: Moderne - Postmoderne - zweite<br />

Moderne, München; Habermas, J. (1994): Die Moderne, ein unvollendetes Projekt:<br />

Philosophisch-politische Aufsätze, 3. Aufl., Leipzig; Heinrichs, J. (1984): Die katastrophale<br />

Moderne, Frankfurt; Giddens, A. (1999): Konsequenzen der Moderne, 3. Aufl.,<br />

Frankfurt; Beck, U. (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne,<br />

Frankfurt. Insbesondere die „radikalisierte Moderne“ bei Giddens (1999) zeigt viele<br />

Ähnlichkeiten zu der hier vertretenen und entwickelten Auffassung einer postmodernen<br />

Moderne. Vgl. insbesondere der Überblick bei Giddens (1999: 186), der die<br />

Postmoderne und die radikalisierte Moderne gegenüberstellt und Gemeinsamkeiten<br />

und Unterschiede aufzeigt. Die radikalisierte Moderne scheint dabei, ähnlich der<br />

postmoderne Moderne, postmoderne Elemente in den modernen Rahmen zu integrieren<br />

- nicht vereinheitlichend, sondern konstruktiv-kritisch. Vgl. hierzu auch die Äußerungen<br />

Giddens in Giddens, A./Pierson, C. (1998): Conversations with Anthony<br />

Giddens – Making Sense of Modernity, <strong>St</strong>anford.<br />

18 Vgl. Marquard, O. (1987): Temporale Positionalität. Zum geschichtlichen Zäsurbedarf<br />

des modernen Menschen, in: Herzog, R./Koselleck, R. (Hrsg.), Epochenschwelle und<br />

Epochenbewusstsein, Poetik und Hermeneutik XII, München, S. 343-352. Vgl. auch<br />

die Überlegungen bei Kirsch (1992: 470ff.), welcher sich auf Jameson beziehend die<br />

unterschiedlichen Haltungen in diesem Spannungsfeld beschreibt. Jameson stellt<br />

dazu eine Vier-Felder-Matrix auf, deren Achsen in „anti-modernistisch und promodernistisch“<br />

und in „pro-postmodernistisch und anti-postmodernistisch“ aufgeteilt<br />

sind. Damit kann er die Differenzierung leisten, dass anti-postmodernistisch<br />

nicht gleich pro-modernistisch bedeuten muss und vice versa. Die Position von<br />

Habermas ließe sich danach als anti-postmodern und pro-modern rekonstruieren;<br />

Lyotard dagegen setzt Jameson in die Pro-Position bezüglich Moderne und Postmoderne.<br />

Vgl. zum Letzteren Jameson, F. (1986a): Ideologische Positionen in der Postmodernismus-Debatte,<br />

in: Das Argument 155 (1986), S. 18-28, hier S. 24.<br />

19 Lyotard, J.-F. (1986): Le Postmoderne expliqué aux enfants, Paris, Umschlagrücken,<br />

zitiert nach Welsch, W. (1993): Unsere postmoderne Moderne, 4. Aufl., Berlin, S. 82.<br />

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