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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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damit wirksame Veränderung darstellen. Diese wirksame Veränderung ließe<br />

sich - analog zu der Innovation - als eine Entwicklung im starken Sinne interpretieren.<br />

Die sich im System entwickelnde Eigendynamik hat schon längst nichts<br />

mehr mit dem „Natürlichen“ menschlicher Lebensdynamik zu tun. Der<br />

Mensch ist zur (systemischen) Flexibilität gezwungen, um sich in der ökonomisierten<br />

Welt behaupten zu können; diese Flexibilisierung geht über die<br />

reine materielle Mobilität hinaus. Zur Reaktion verdammt gibt der Einzelne<br />

sukzessive seine gestalterischen Kompetenzen an sich verselbständigende<br />

Mechanismen ab. Der hier verfolgte Ansatz bezieht sich in seiner lebensweltlichen<br />

Rückbindung auf die innere Verfasstheit der Systeme und versucht,<br />

systemische Eigendynamik durch lebensweltlich-konstruktive Dynamik<br />

abzulösen.<br />

2.2 Exkurs: Totale Flexibilisierung 86<br />

In der sich dynamisch verändernden globalen Wirtschaft sind vor allem die<br />

Arbeit und ihre Bedingungen einem starken Wandel unterworfen. Dieser<br />

Wandel fordert vom Einzelnen eine Flexibilität, die nicht nur eine zeitliche<br />

ist, sondern auch räumlich besetzt wird. Mag auch der Einzelne zum Teil<br />

einen höheren Grad an individueller Freiheit erlangen, so steht oftmals diese<br />

sogenannte Freiheit zunehmend im Zeichen des Konsumzwangs, der Güterproduktion<br />

und Eigentumsmehrung. Was flexibel bedeutet, sagt uns die<br />

kommerzialisierte Gesellschaft, das bestimmt der Arbeitgeber.<br />

Richard Sennett sieht in dieser fremd- bzw. ökonomie-induzierten Flexibilisierung<br />

eine besondere Herausforderung für den Einzelnen. Dazu betrachtet<br />

Sennett den Lebensbereich, der wohl am stärksten von den globalen Prozessen<br />

betroffen ist und zugleich auch im Mittelpunkt individueller Lebensgestaltung<br />

steht; es ist dies der Kontext „Arbeit“. Fasst man die Veränderungen<br />

in gesellschaftlicher Lebens- und Arbeitswelt mit der Feststellung eines<br />

„modernen Kapitalismus“ 87 zusammen, so lassen sich ähnliche Veränderungen<br />

auf der Makroebene (Globalisierung) wie auf Mesoebene (Arbeit im<br />

86 Dies folgende Kapitel stützt sich vornehmlich auf Sennett, R. (1998): Der flexible<br />

Mensch - Die Kultur des neuen Kapitalismus, 6. Aufl., Berlin.<br />

87 Sennett, R. (2000): Der flexibilisierte Mensch – Zeit und Raum im modernen Kapitalismus,<br />

in: Ulrich, P./Maak, Th. (Hrsg.), Die Wirtschaft in der Gesellschaft: Perspektiven<br />

an der Schwelle zum 3. Jahrtausend, Bern/<strong>St</strong>uttgart/Wien, S. 87-104, hier S. 91ff.<br />

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