TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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Gefangenen seiner selbst. Der interne Wettbewerb verstärkt sich selbstreferentiell<br />
und zwingt den Einzelnen zur permanenten Erfolgssteigerung.<br />
Eine gelassene Distanz – übrigens in Ergänzung zu der aktiven Einstellung –<br />
erreicht ein Zurücktreten von und sich Herauslösen aus dem <strong>St</strong>rom der<br />
eindimensionalen Erfolgssteigerung und verhilft dem Einzelnen zu einer<br />
differenzierteren Analyse des Geschehens. Eine Öffnung, die sich der<br />
Wahrnehmung der Andersartigkeit verschreibt, die bemüht ist, die offensichtliche<br />
Reduktion aufzulösen, ist nicht ohne eine gelassene Distanz<br />
denkbar, die auch rezipiert und nicht nur (sich) produziert, die auch zuhört<br />
und nicht nur präsentiert. Die gelassene Distanz bricht – ähnlich wie die<br />
aktive Einstellung auf rationaler Ebene – die ökonomische Rationalität nachhaltig<br />
auf Ebene der zeitlich-dynamischen Handlungsorientierung auf, ist<br />
somit als Ergänzung zu der aktiven Einstellung zu sehen.<br />
Ad c) Die permanente reziproke Reflexion über diese Möglichkeiten des<br />
Aufbrechens soll den Übergangs- bzw. „Brückencharakter“ der transversalen<br />
Wirtschaftsethik zum Ausdruck bringen. In der Konsequenz der Vollzüge<br />
der ethischen Bestimmungen im Kontext der Unternehmung, wie sie hier<br />
beschrieben wurden, wird es darum gehen, eine „Kultur der (rationalen)<br />
Übergänge“ zu etablieren. Die Weiterentwicklung der ökonomischen Rationalität<br />
zu einer Anschlussfähigkeit an postmodern-moderne Vernunft –<br />
beispielsweise durch die oben beschriebenen „Aufbruchsmechanismen“ –<br />
eröffnet einen neuen Interaktionsraum, der zwischen den Rationalitäten liegt.<br />
In diesem Raum geschieht die offene (!) Auseinandersetzung mit „externen“<br />
bzw. eben nicht externen Ansprüchen. Dabei ist diese Etablierung des<br />
Raumes und der darin gestalteten Form des Zueinanders von einem<br />
Commitment der Akteure (hier: „Kollegen“ bzw. Arbeitnehmer und –geber)<br />
abhängig, die nachhaltig das Aufbrechen, die Transzendierung der ökonomisch-rationalen<br />
Grenzen praktizieren.<br />
In den nun folgenden Skizzen unternehmensethischer Implikationen verdeutlicht<br />
die Identitätsbetrachtung insbesondere die ethische Bestimmung<br />
der aktiven Einstellung und damit die Bedeutung dessen, sich selbst und den<br />
Anderen jeweils bewusst aus unterschiedlichen Bezugssystemen zu rekonstruieren.<br />
Dabei steht die Wahrung und „Einbringung“ der eigenen Identität<br />
in die Unternehmung hinein gleichberechtigt neben der Wahrnehmung und<br />
Verknüpfung mit der Identität des Anderen und der Identität der ganzen<br />
Unternehmung. Die darauffolgende Betrachtung von unternehmensinternen<br />
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