TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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II Transversale Vernunft – Vernunft zwischen<br />
Moderne und Postmoderne<br />
Die ökonomische Rationalität ist der lebensweltlichen Herausforderung nicht<br />
gewachsen, so das Fazit der einleitenden Analyse. Die weiterführende Aufgabe<br />
besteht nun darin, Möglichkeiten aufzuzeigen, ob und, wenn ja, wie sich<br />
diese ökonomische Rationalität in ihrer jetzigen inneren Verfassung weiterentwickeln<br />
kann. Dabei bedeutet eine Weiterentwicklung die Weiterentwicklung<br />
im starken Sinne; dies impliziert, dass die eigene paradigmatische Veränderung<br />
grundsätzlich gedacht werden kann. Das heißt nicht, dass sich die<br />
ökonomische Rationalität grundsätzlich umkehrt, sondern dass die Möglichkeit<br />
gedacht werden kann. Dies öffnet die eigene <strong>St</strong>ruktur systematisch<br />
gegenüber systemexternen Bestimmungen.<br />
Die Weiterentwicklung der ökonomischen Rationalität im Lichte<br />
wirtschaftsethischer Ansätze - eine Vorbemerkung<br />
Die Weiterentwicklung im starken Sinne deckt sich nach Ansicht des Autors<br />
überwiegend mit der Position von Peter Ulrich. 1 Eine Weiterentwicklung im<br />
schwachen Sinne wird hier in der Position von Wieland gesehen. 2 Diese zeigt<br />
eine Öffnung ökonomischer Rationalität, die jedoch nur innerhalb der Ökonomie<br />
kritisch selbstreflexiv ist; über die eigenen Grenzen im Sinne einer<br />
grundlegenden Disposition geht dieser Ansatz nicht hinaus. Die dritte Position,<br />
für die der Ansatz von Karl Homann stehen soll, geht der Frage nach<br />
dem Ort bzw. den Orten der Moral im dialektischen Spannungsfeld von<br />
Individuum und Rahmenordnung nach. Die Frage nach einer Weiterentwicklung<br />
ökonomischer Rationalität stellt sich hier nicht wirklich.<br />
In einer verkürzten Interpretation lässt sich die wirtschaftsethische Landschaft<br />
zwischen den Polen Individual- und Institutionenethik lokalisieren. 3<br />
1 Vgl. zu der Position Ulrichs im Wesentlichen Ulrich (1993) und Ulrich (1998).<br />
2 Dabei wird vor allem Wieland (2001) herangezogen.<br />
3 Für diese Alternativen in der wirtschaftsethischen Debatte sei auf der individualethischen<br />
Seite stellvertretend Ulrich (1993, 1998), auf der institutionenethischen Seite<br />
Homann, K./Blome-Drees, F. (1992): Wirtschafts- und Unternehmensethik, Göttingen,<br />
genannt. An dieser <strong>St</strong>elle können diese sich gegenüberstehenden Ansätze nicht in ad-<br />
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