TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
) was eine gelassene Distanz, die die differenzierte Rezeption der Heterogenität<br />
ermöglicht, im Unternehmenskontext bedeutet und<br />
c) wie eine permanente reziproke Reflexion über die Verschiedenartigkeit der<br />
Akteure im ökonomischen Kontext umzusetzen ist, deren Position in der<br />
Gestaltung und Begründung des Zueinanders zum Ausdruck kommt.<br />
Wie bereits angedeutet, legitimieren sich diese Bestimmungen postmodernmoderner<br />
Ethik grundsätzlich unabhängig von den situativ-lebenspraktischen<br />
Bedingungen. Dagegen ist ihre Konstituierung und Etablierung (Verwendungszusammenhang)<br />
von den jeweilig herrschenden Bedingungen<br />
(beispielsweise: ökonomischer Kontext) abhängig, was wiederum deren<br />
Legitimation und Begründung jedoch nicht antastet. Ob es die Andersartigkeit<br />
oder die intersubjektive Verwiesenheit ist, die diesen Anspruch begründet,<br />
der Anspruch als solcher bleibt bedingungslos wirksam. Bezüglich der<br />
oben genannten Bestimmungen sei dies kurz skizziert:<br />
Ad a) Die aktive Einstellung ist sozusagen eine bewusste Wahrnehmung des<br />
Kollegen nicht nur in seiner Funktion und Rolle, die ihm die Unternehmung<br />
zugedacht hat, sondern immer auch in seinem hierüber hinausgehenden Profil<br />
und seinen Beziehungen (Rechte und Pflichten). Die Wahrnehmung der<br />
Andersartigkeit des Anderen bezieht sich damit vor allem auf die Verschiedenartigkeit<br />
jenseits der ökonomischen (derivativen) Lebenswelt. Dies<br />
bedeutet nicht die „Privatisierung“ der unternehmerischen Öffentlichkeit,<br />
sondern dies bedeutet die Identifikation und Inanspruchnahme des Anderen<br />
in seinen gesellschaftlichen und lebensweltlichen Bezügen. Der „Kollege“ ist<br />
nie nur Arbeitnehmer, also auf die unternehmensinternen Verträge und<br />
Bezüge beschränkt, sondern immer auch sozial und gesellschaftlich verwiesen.<br />
In dieser Wahrnehmung geschieht eine nachhaltige „Transzendierung“<br />
der (rationalen) Grenzen der Unternehmung. Die moralischen Verpflichtungen,<br />
die sich aus der wahrgenommenen Andersartigkeit ergeben, brechen<br />
mit ökonomischen Gerechtigkeiten und Symmetrien und etablieren lebensweltliche<br />
Asymmetrien (Fürsorge) und das „Andere der Gerechtigkeit“<br />
innerhalb und – in der Folge idealerweise auch – außerhalb der Unternehmung.<br />
Ad b) Eine gelassene Distanz trifft innerhalb der Unternehmung auf zwanghafte<br />
Aktivitäts- und kurzfristige Erfolgsorientierung. Ein gemäßigter Voluntarismus<br />
trifft auf ökonomische Machbarkeitsphantasien. Die sich im ökonomischen<br />
System entwickelnde Eigendynamik macht den Einzelnen zum<br />
230