Hans Harald Isop - Philosophisch-Theologischen Hochschule SVD ...

Das Konzil, im Plural Konzile oder Konzilien, bezeichnet eine kirchliche Ver-
sammlung (im Allgemeinen eine Bischofsversammlung), die über Fragen der Lehre
und des Lebens berät. – Mit der Erhebung des Christentums zur gleichberechtigten
und dann vor anderen begünstigten Religion fanden vom Kaiser einberufene Konzile
statt (Konzil zu Nicäa 325, Konstantinopel 381, Ephesos 431, Chalcedon 451). Mit
der Ausbildung des Papsttums gewann dieses seit Leo I. Einfluss auf die Konzile.
Das Problem der Ökumenizität der Konzile hängt unauflöslich mit der Frage der Re-
zeption der Konzile zusammen. Zählt der römische Katholizismus auch das Konzil
von Trient (1545–1563) und das I. und II. Vatikanische Konzil (1869/70 und 1962–
1965) unter die ökumenischen Konzile, so stützt sich die Orthodoxie nur auf die
Konzile der noch ungetrennten Christenheit (bis 1054). Der Protestantismus bejaht
grundsätzlich nur die Hauptentscheidungen trinitarischer und christologischer Art. –
Partikularkonzile und Provinzialkonzile gibt es in allen Kirchen bis zur Gegenwart.
Ein markantes Beispiel für ein Konzil ist das bereits zu Beginn dieser Arbeit an-
geführte Vaticanum II oder das Zweite Vatikanische Konzil, das Konzil 1962–1965
im Vatikan, von Papst Johannes XXIII. einberufen und von Paul VI. weitergeführt
zur zeitgemäßen Erneuerung der katholischen Kirche und zur Wiederannäherung der
christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Die eingangs erwähnten Doku-
mente dieses Konzil seien hier nochmals, geordnet nach dem Grad ihrer Verbind-
lichkeit, aufgeführt. Verabschiedet wurden also vier Konstitutionen: über die Liturgie
(Zulassung der Nationalsprachen), die Kirche, die Offenbarung (Einheit von Heiliger
Schrift, Tradition und kirchlichem Lehramt), die Kirche in der Welt von heute; neun
Dekrete: über die Hirtenaufgabe der Bischöfe, Ökumenismus, katholische Ostkir-
chen, Dienst und Leben der Priester, Ausbildung der Priester, Ordensleben, Mission,
Laienapostolat, Massenmedien; drei Erklärungen: über Religionsfreiheit,
nichtchristliche Religionen, christliche Erziehung. 7
Die Adjektive konziliar, konziliarisch bedeuten „das Konzil betreffend“, „auf
dem Konzil beruhend“. Eine konziliare Theorie, der so genannte Konziliarismus, ist
eine kirchenrechtliche Auffassung und Lehre, dass die allgemeinen Konzile über
dem Papst stehen; praktisch angewandt vom Konstanzer Konzil (1414–1418). Das 5.
7 Die Konzilsdokumente werden hier also den drei Kategorien „Konstitution“, „Dekret“ und „Erklärung“
zugeordnet. Dabei kann einer Konstitution gegenüber einem Dekret sowie einem Dekret gegenüber
einer Erklärung ein jeweils höherer Grad von Verbindlichkeit und eine je größere Gewichtung
zugemessen werden.
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