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Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

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Verände<br />

rungen<br />

durch die<br />

Wende in<br />

den neuen<br />

Bundes<br />

ländern<br />

Hinder<br />

nisse für<br />

Familien<br />

gründung<br />

in den<br />

90er Jah<br />

ren<br />

Drucksache 12/7560<br />

— von der vergleichsweise großen Bedeutung<br />

von schwarzen und grauen Märkten oder<br />

Beziehungsnetzen und einem relativ hohen<br />

Organisations- und Zeitaufwand zur Erlangung<br />

weiterer erstrebenswerter Güter für<br />

den täglichen Ge- und Verbrauch, und<br />

somit<br />

— von einem Konsumniveau, das zweigeteilt<br />

zum einen vom nivellierten „gesellschaftlichen<br />

Versorgungsangebot" bestimmt und<br />

zum anderen das Ergebnis von Nischenwirtschaften<br />

und sozialen Netzen war.<br />

Das Haushaltsmanagement in sozialistischen<br />

Planwirtschaften folgt somit Handlungsstrategien,<br />

die sich grundsätzlich von denen in Marktwirtschaften<br />

unterscheiden.<br />

Die Wende 1990 brachte den Familien in den<br />

neuen Bundesländern<br />

— eine Auflösung aller ihrer gesellschaftlichen<br />

Verpflichtungen, aber auch der damit verknüpften<br />

Anerkennungen, Privilegien und<br />

Sicherheiten.<br />

— Mitunter müssen auch erhebliche Statusminderungen<br />

infolge des Verlustes von Privilegien<br />

und gesellschaftlichen Funktionen<br />

akzeptiert werden;<br />

— ein gegenüber den Familien und Haushalten<br />

der alten Bundesländer deutlich niedrigeres<br />

Einkommen bei inzwischen nahezu gleichen<br />

Verbrauchs- und Gebrauchsgüterpreisen;<br />

— einen raschen Zerfall der nahezu kostenlosen<br />

außerhäuslichen gesellschaftlichen Versorgungs-,<br />

Betreuungs- und Freizeitangebote;<br />

— ein Güterangebot auf dem hohen Niveau der<br />

alten Bundesländer bei gleichbleibenden<br />

oder auch abnehmenden Chancen und<br />

Sicherheiten, dieses Güterangebot auch in<br />

Anspruch nehmen zu können;<br />

— eine fehlende Markt-, Güter- und Bedarfstransparenz,<br />

da die Erfahrungen in der<br />

Lebensführung aus DDR-Zeiten eher hemmend<br />

als hilfreich für das Alltagshandeln<br />

nach der Wende waren.<br />

Im Durchschnitt ist das Lebensniveau der einzelnen<br />

Familien oder privaten Haushalte in den<br />

neuen Bundesländern nach der Wende 1990<br />

nicht niedriger als vor 1990, doch dieser rechnerisch<br />

oder durch Umfragen ermittelte Durchschnitt<br />

verdeckt die für die Familien ungewohnt<br />

großen Streuungen der Zugangschancen zu den<br />

Arbeitsplätzen und Deklassierungen oder Übervorteilungen<br />

beim Umgang mit den Ressourcen<br />

für die Daseinsvorsorge.<br />

4.1 Haushaltsmanagement in der Haushaltsund<br />

Familiengründungsphase<br />

Die herausragenden Probleme in der Haushaltsund<br />

Familiengründungsphase sind in den 90er<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode<br />

Jahren in allen deutschen Ländern, wenn auch<br />

mit unterschiedlicher Gewichtung, gekennzeichnet<br />

— durch den Wohnungsmangel und hohe bzw.<br />

steigende Mieten, die jungen Familien Jahren<br />

verminderte Zugangschancen zu adäquaten<br />

Wohnungen bieten;<br />

— von unterschiedlichen Chancen der Integration<br />

von jungen Männern und Frauen, Müttern<br />

und Vätern in den Arbeitsmarkt und<br />

einer beachtlichen Benachteiligung junger<br />

Frauen auf diesem;<br />

— von einem gravierenden Mangel unterstützender<br />

Institutionen für die Betreuung von<br />

Kleinst- und Kleinkindern;<br />

— schließlich sind die Konfrontationen um den<br />

§ 218 sowie die unzureichend funktionierenden<br />

flankierenden Maßnahmen zum Schutz<br />

des ungeborenen Lebens vor allem für<br />

Frauen außerordentlich belastend.<br />

Erwartet werden von den jungen Erwachsenen<br />

ohne Rücksicht auf ihre familiale Lebenslage<br />

— hohe berufliche Mobilität;<br />

— hohe berufliche Qualifikationen und Qualifikationsbereitschaft<br />

sowie<br />

— hohe erzieherische Leistungsbereitschaft.<br />

Auch die Fixierung der Diskussion auf die<br />

Kindergartenplätze ist eine unzulässige Verkleinerung<br />

des Problems. Eltern benötigen von<br />

Geburt der Kinder an bis zu dem Selbständig<br />

werden der heranwachsenden Jugendlichen<br />

unterstützende gesellschaftliche Institutionen<br />

zur Kinderbetreuung in räumlicher Nähe zur<br />

Wohnung oder zum Arbeitsplatz, und zwar auch<br />

und gerade dann, wenn ein Elternteil ganz oder<br />

teilweise auf Erwerbstätigkeit zugunsten der<br />

Kindererziehung verzichtet. Kinder benötigen<br />

eben auch die Altersgruppen zum Heranwachsen.<br />

Gründe für diese lebensnotwendigen Einrichtungen<br />

und sozialen Netze sind die Kleinheit<br />

einer familialen Haushaltsgruppe, die Mobilitätsanforderungen<br />

im Alltag an alle Individuen,<br />

die allgemeinen Trends zur Zentralisierung und<br />

Spezialisierung der Verwaltung und Dienstleistungsangebote<br />

sowie die Erweiterung der<br />

Anforderungen an die Erziehung, Pflege und<br />

Alltagsversorgung.<br />

4.2 Haushaltsmanagement im Alltagsleben<br />

mit Kindern und Jugendlichen<br />

Für das Alltagsleben der Familien in der „Sta<br />

bilisierungsphase " der Familie ist die Plazie<br />

rungsfunktion die herausragende Aufgabe. Die<br />

-<br />

Die Bereitschaft zur Unterstützung der jungen<br />

Familien bei den von ihnen erwarteten Leistungen<br />

ist unzulänglich, bereichsweise sogar mangelhaft.<br />

Notwendigkeit<br />

sozialer<br />

Netze

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