Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
sozialen Schichten durch den Funktions- und Bedeutungswandel<br />
von Kindern, durch eine Einstellungsänderung<br />
zur Elternrolle (auch seitens der Eltern selbst),<br />
durch veränderte Erziehungsziele und -methoden,<br />
durch die Rückverlagerung von Funktionen an die<br />
Familie seitens der Schule u. a. m. gestiegen, so daß<br />
diese hohen Leistungsanforderungen in eine Leistungsüberforderung<br />
umzukippen drohen.<br />
Auch die Ansprüche an den Ehepartner haben sich<br />
erhöht, vor allem die psychische Bedeutung der Ehe.<br />
Hieraus erklärt sich insbesondere die seit vielen<br />
Jahrzehnten stetig steigende Scheidungsquote. In<br />
Frage gestellt wird nicht die Ehe allgemein, sondern<br />
lediglich die eigene. Eheliche Partnerbeziehungen,<br />
wenn sie konfliktreich sind, können heute wegen des<br />
hohen emotionalen Wertes der Ehe schlechter als<br />
früher ertragen werden, und man löst sie deshalb eher<br />
auf. Dennoch darf nicht übersehen werden, daß noch<br />
immer zwei Drittel aller Ehen nicht durch Scheidung,<br />
sondern durch Tod enden und daß es für die Mehrzahl<br />
der Bevölkerung noch nie eine zeitlich derart lange<br />
gleiche Ehepartnerbeziehung gegeben hat wie heute,<br />
woraus sich wiederum neue Anpassungsprozesse<br />
ergeben.<br />
2. Familienrecht im geeinten Deutschland<br />
(Seite 89-103)<br />
Der Fünfte <strong>Familienbericht</strong> hat erstmalig das Familienrecht<br />
mit einbezogen. Das geschah nicht mit dem<br />
Ziel, einzelne Vorschläge für die weitere Gestaltung<br />
des Familienrechts zu machen. Das Anliegen bestand<br />
vielmehr darin, die Möglichkeiten des Familienrechts<br />
als Mittel zum Schutz und zur Förderung der Familie<br />
zu verdeutlichen.<br />
Deshalb werden im Kapitel V die für die Familien<br />
wesentlichen Aspekte der Entwicklung des Familienrechts<br />
in der Bundesrepublik Deutschland und in der<br />
Deutschen Demokratischen Republik dargestellt.<br />
Schwerpunkte sind die Gleichberechtigung von<br />
Mann und Frau, die Rechtsstellung der außerehelich<br />
geborenen Kinder und das Unterhaltsrecht; es werden<br />
die für Familien bedeutsamen Wirkungen der Überleitung<br />
des Bundesrechts auf die neuen Bundesländer<br />
und Erfahrungen und Probleme aus dem Bereich der<br />
Rechtsanwendung, insbesondere zum Ehescheidungsverfahren<br />
und zum Kindesunterhalt vermittelt.<br />
Das Kapitel gibt ferner einen Überblick über die<br />
wesentlichen Anstöße und Richtungen für eine<br />
Reform des Familienrechts, wie sie sich aus Entscheidungen<br />
des Bundesverfassungsgerichts, der UN-Kinderkonvention<br />
und aus sozialen Prozessen ergeben<br />
und sich in verschiedenen Reformvorschlägen bereits<br />
niedergeschlagen haben.<br />
Die Empfehlungen der Kommission zum Familienrecht<br />
verdichten sich zu dem Vorschlag, die Möglichkeiten<br />
zur Schaffung eines in sich geschlossenen<br />
Familienrechts zu prüfen. Bei einer solchen Kodifikation<br />
des Familienrechts sollten vor allem Berücksichtigung<br />
finden: die familienrechtlichen Anstöße des<br />
Bundesverfassungsgerichts; die UN-Konvention über<br />
die Rechte des Kindes; die familienrechtlichen Anregungen<br />
des Einigungsvertrages; das Ziel des Schutzes<br />
der Familie und das Ziel der Schaffung eines bürgernahen,<br />
d. h. verständlichen und soweit möglich —<br />
vereinfachten Familienrechts.<br />
3. Lebenslagen der Familien in den alten und<br />
neuen Bundesländern<br />
(Seite 104-145; 284-287)<br />
Die Pluralität familialer Lebensformen zeigt sich im<br />
Alltag der Menschen untrennbar verknüpft mit einer<br />
Pluralität der Formen des Zusammenwirtschaftens<br />
und -wohnens. Diese Vielfalt des Alltagslebens in<br />
Privathaushalten wird maßgeblich davon bestimmt, in<br />
welcher Phase des Lebensverlaufs und des Familienzyklus<br />
zeitgeschichtliche Ereignisse die Lebenslagen<br />
und Lebenschancen von Altersgruppen beeinflußten.<br />
In diesem Kapitel wird dargestellt, wie sich die Zeitereignisse<br />
auf Ausbildungschancen, die Familiengründungs-<br />
und aufbauphasen sowie die Möglichkeiten<br />
der Vermögensbildung und auf Haushaltsführungsaufgaben<br />
unterschiedlicher Alterskohorten auswirkten<br />
und noch auswirken. Plurale Lebensformen<br />
sind nicht mit wenigen Merkmalen, zum Beispiel<br />
„Alleinerziehende", „Familien mit Kindern" u. ä.,<br />
beschreibbar oder gar begründbar. Sie bedürfen zu<br />
ihrer Charakterisierung einer Vielfalt systemisch verknüpfter<br />
Merkmalsausprägungen, durch welche typische<br />
Familienformen in Lebensphasen, Milieus und<br />
Generationen dargestellt werden können.<br />
Besonders deutlich wird dies im Vergleich der Haushalts-<br />
und Familienalltage in den beiden Teilen<br />
Deutschlands. Asymmetrien gibt es jedoch nicht nur<br />
zwischen Anforderungen, Leistungen und Belastungen<br />
von Familien im Vergleich zwischen den alten<br />
und neuen Bundesländern, sondern auch zwischen<br />
den Geschlechtern und Generationen sowie zwischen<br />
Familien und Personen mit oder ohne Kinder.<br />
Unterschiede der Lebenslage der Familien und Privathaushalte<br />
sind vor allem mittels der amtlich-statistischen<br />
Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung,<br />
des Mikrozensus, der Einkommens-Verbrauchsstichprobe<br />
und der Laufenden Wirtschaftsrechnungen<br />
dargestellt. Bei dem Bemühen, diese<br />
Daten für familienorientierte Auswertungen aufzubereiten,<br />
wird deutlich, daß sie primär wirtschaftlichen<br />
Fragestellungen und Interessen dienen. Es bedarf<br />
noch erheblicher Initiativen, um für familienorientierte<br />
Problemstellungen, für welche mikrosystemische<br />
Informationen benötigt werden, entsprechende<br />
Erhebungs-, Aufbereitungs- und Auswertungsstrategien<br />
zu entwickeln. Die Zeitbudgetstudie 1991/1992<br />
des Statistischen Bundesamtes zur Erstellung einer<br />
Satellitenrechnung über die Haushaltsökonomie zur<br />
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung stellt einen<br />
ersten Schritt in diese Richtung dar.<br />
Die Haushaltsführungsaufgaben in allen Phasen des<br />
Lebensverlaufs und des Familienzyklus werden durch<br />
die erweiterten Handlungs- und Entscheidungsspielräume<br />
der privaten Haushalte, die erhöhten Ansprüche<br />
an Gesundheit, Konsum, Erwerbskarriere, an die<br />
Wohnung und die Vermögensbildung sowie an die<br />
persönliche Zeitdisposition verantwortungsvoller und<br />
zugleich folgenreicher in den Konsequenzen für die