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Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />

Private<br />

Vermö<br />

gensbil<br />

dung in<br />

der DDR<br />

Geboten<br />

ist eine<br />

Politik<br />

breiter<br />

Streuung<br />

des Vermögens<br />

7. Aktuelle Aspekte und Probleme<br />

der Vermögensbildung<br />

und der Vermögenspolitik<br />

aus familienpolitischer Sicht<br />

7.1 Zur Bedeutung der Vermögensverteilung,<br />

der Vermögensbildung<br />

und der Vermögenspolitik<br />

im vereinigten Deutschland<br />

Im Zusammenhang mit der Vereinigung der<br />

beiden deutschen Staaten erhalten Fragen der<br />

Vermögensverteilung und der Vermögensbildung<br />

insbesondere aus familienpolitischer Sicht<br />

aus den im folgenden dargestellten Gründen<br />

besondere Bedeutung.<br />

1. Die Deutsche Demokratische Republik ließ<br />

entsprechend ihrem staatlich gelenkten, auf<br />

staatlichem Eigentum an Produktionsmitteln<br />

beruhenden Wirtschaftssystem eine private<br />

Vermögensbildung nur in engen Grenzen zu.<br />

Die Lohn- und Gehaltssumme einerseits und<br />

die Konsumgütermengen und deren Preise<br />

andererseits wurden staatlich festgelegt, so<br />

daß die makroökonomischen Grenzen der<br />

privaten Vermögensbildung determiniert<br />

waren. Die Bildung von privatem Produktionsmitteleigentum<br />

wäre systemwidrig gewesen.<br />

Selbst in der Wohnungswirtschaft<br />

war Privateigentum unerwünscht. Daher<br />

verblieben für die Bildung privaten Vermögens<br />

nur Teile der Wohnungswirtschaft, das<br />

Gebrauchsvermögen der privaten Haushalte<br />

und das Geldvermögen. Der Aufbau der dem<br />

Grundgesetz entsprechenden Rechts-, Wirtschafts-<br />

und Sozialordnung in den neuen<br />

Bundesländern macht einen Prozeß der Privatisierung<br />

staatlichen Eigentums und der<br />

Bildung neuen privaten Vermögens erf orderlich.<br />

An dieser Vermögensbildung müssen<br />

allein aus Gründen sozialer Gerechtigkeit,<br />

aber auch zur Sicherung des inneren Friedens<br />

und der Stabilität der neuen Gesellschaftsordnung,<br />

auch die Familien beteiligt<br />

werden.<br />

2. Der Neuaufbau von Produktionsanlagen, der<br />

wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur<br />

sowie der Wohnungswirtschaft macht Investitionen,<br />

d. h. eine Vermögensbildung<br />

durch Realkapitalbildung, erforderlich, die<br />

im nächsten Jahrzehnt ein Volumen von<br />

mehr als einer Billion Mark erreichen wird.<br />

Sowohl die Notwendigkeit der Finanzierung<br />

dieser Investitionen mit Hilfe von Ersparnissen<br />

wie auch das der sozialen Marktwirtschaft<br />

entsprechende Minimalziel der Vermeidung<br />

eines hohen Konzentrationsgrades<br />

bzw. das Ziel breiter Streuung des Vermögens<br />

verlangt die Entwicklung und Realisierung<br />

vermögenspolitischer Konzeptionen, in<br />

die auch die Vermögensbildung von Familien<br />

einbezogen ist. Beim wirtschaftlichen<br />

Aufbau in Ostdeutschland sollte sich nicht<br />

wiederholen, was in den 50er Jahren für die<br />

Bundesrepublik galt: „Wer hat, dem wird<br />

gegeben" (Föhl 1964, S. 40).<br />

3. Eine Politik breiter Streuung des Vermögens<br />

ist umso mehr geboten, als die Adressaten<br />

der Förderung der Produktivkapitalbildung<br />

durch Investitionsprämien, Steuervergünstigungen<br />

und verbilligte Kredite ebenso wie<br />

die Adressaten des Verkaufs ehemals staatlicher<br />

Unternehmungen und staatlichen<br />

Grund und Bodens die wirtschaftlich leistungsfähigen<br />

Unternehmen Westdeutschlands<br />

und des Auslands sowie die Privathaushalte<br />

mit hohen Einkommen und großen<br />

Vermögen sind (vgl. zu den Fördermaßnahmen<br />

Sachverständigenrat 1992, Tab. 14 und<br />

15 sowie Monatsbericht der Deutschen Bundesbank,<br />

März 1991). Die damit gegebene<br />

Begünstigung einer einseitigen Verteilung<br />

des Produktivkapitals und des Geldvermögens<br />

bedarf baldmöglichst und dringend<br />

einer Korrektur.<br />

4. Große Teile der Bevölkerung der DDR sind<br />

durch Enteignung und/oder allgemein durch<br />

die „sozialistische" Einkommensvertei<br />

lungspolitik der SED jahrzehntelang ausgebeutet<br />

worden. Nur soweit ehemalige DDR<br />

Bürger und -Bürgerinnen Restitutions- oder<br />

Entschädigungsansprüche haben, werden<br />

sie für erlittenes Unrecht teilweise entschädigt.<br />

Daher sollte die Bevölkerung der ehemaligen<br />

DDR an der Privatisierung des durch<br />

diese Politik entstandenen Staatseigentums<br />

an Grund und Boden und an Sachkapital<br />

angemessen beteiligt werden (vgl. dazu auch<br />

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz<br />

und Kirchenamt der Evangelischen Kirche<br />

in Deutschland, o. J.).<br />

5. Die verteilungspolitische Ausgangssituation<br />

der Bundesbürger in den neuen Bundesländern<br />

ist — wie im folgenden skizziert wird<br />

— wesentlich ungünstiger als die der Bundesbürgerinnen<br />

und Bundesbürger in Westdeutschland.<br />

Die Förderung des Zusammenwachsens<br />

Ost- und Westdeutschlands läßt<br />

daher eine gezielte Vermögenspolitik geboten<br />

erscheinen.<br />

7.2. Die Vermögensausstattung<br />

der Haushalte und Familien in Westund<br />

in Ostdeutschland<br />

Aufgrund der jahrzehntelang unterschiedlichen<br />

rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung<br />

stellen sich die Höhe und die Verteilung<br />

des privaten Vermögens in West- und in<br />

Ostdeutschland sehr unterschiedlich dar.<br />

Gravierende, wenngleich mangels vergleichbarer<br />

Statistiken und systematischer Erhebungen<br />

nicht genau quantifizierbare Unterschiede bestehen<br />

zunächst schon im Bereich des Gebrauchsvermögens<br />

der Privathaushalte. Für<br />

1990 wurde der Durchschnittswert dieses Gebrauchsvermögens<br />

auf der Basis der Preise von<br />

-<br />

Beteiligung<br />

ostdeutscher<br />

Bürger an<br />

der Privatisierung<br />

von<br />

Staatseigentum<br />

Ge<br />

brauchs<br />

vermögen

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