Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

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Drucksache 12/7560 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Abbildung IX/16 Teilnahme (in den letzten drei Jahren) an Veranstaltungen der allgemeinen und politischen Weiterbildung, 19- bis 64jährige Männer und Frauen, nach Erwerbstätigkeit, in %, 1988, westliche Bundesländer Abbildung IX/17 Teilnahme (in den letzten drei Jahren) an Veranstaltungen der allgemeinen und politischen Weiterbildung, 19- bis 64jährige Frauen, nach Erwerbstätigkeit und Kind unter 14 Jahren, in %, 1988, westliche Bundesländer
Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560 Familienbildung Probleme der Fami lienbil dungs stätten Diese Unterschiede akzentuieren sich bei Berücksichtigung der familiären Situation noch weiter. Bei Frauen mit Kindern unter 14 Jahren (für Väter liegen keine Daten vor) rücken Kindererziehung und Hilfe für die Schule neben Fragen der Gesundheit an die Spitze der Rangfolge. Sprachangebote dominieren bei den Frauen ohne Kinder, gefolgt von den Themengebieten Kenntnisse und Anregungen für aktive Freizeitgestaltung und Gesundheit (vgl. Abb. IX/17). Familienbildung wird in unterschiedlichen institutionellen und informellen Formen angeboten. Die rund 350 Familienbildungsstätten sind jedoch die einzigen Träger von Weiterbildung, die als Bildungseinrichtungen speziell den Lebenszusammenhang der Familie zum Ansatzpunkt ihrer Bildungsangebote machen. Die Arbeit der Familienbildungsstätten ist bezogen auf den einzelnen Menschen, auf die Familie als System und auf die Familie in ihrem Eingebundensein in die soziale Umwelt (Fischer-Köhler 1993). Familienbildungsstätten orientieren sich an den vielgestaltigen Lebenslagen und Familienformen (Bundesarbeitsgemeinschaften der Familienbildungsstätten 1990). Sie betonen ein ganzheitliches Bildungskonzept und wollen auf die Bewältigung des Familienalltags vorbereiten sowie Familien begleiten und unterstützen. Sie sehen einen wichtigen Ansatzpunkt in den Defiziten der schulischen und beruflichen Bildung, da dort Daseinskompetenzen kaum vermittelt werden. Da Familienarbeit bisher weit überwiegend eine Leistung der Frau ist, überrascht nicht, daß unter den Teilnehmenden die Frauen auch weit überwiegen. Außerdem zeigt sich bei den Familienbildungsstätten wie überall in der Erwachsenenbildung, daß das Angebot überproportional von Interessierten mit höheren Bildungsabschlüssen in Anspruch genommen wird. Mit Angeboten, die sich an Problemgruppen orientierten, und mit eher informellen Angeboten konnten allerdings auch vermehrt andere Zielgruppen erreicht werden. Die Familienbildungsstätten sehen sich vor veränderte Anforderungen gestellt und arbeiten an einer Neuorientierung. Einige in diesem Zusammenhang bedeutsame Probleme sind: — Familienbildung ist sowohl Jugend- als auch Erwachsenenbildung. Als Erwachsenenbildungseinrichtungen würden Familienbildungsstätten unter den landesgesetzlichen Rechtsrahmen der Erwachsenenbildung fallen. Inhaltlich fremd ist Familienbildung dort nicht, weil Angebote von (klassischen) Einrichtungen der Erwachsenenbildung nach Inhalt, Zielgruppe und Arbeitsweise einzelnen Angeboten der Familienbildungsstätten entsprechen. Familienbildungsstätten bringen in das System der Erwachsenenbildung eine bei ihnen bereits stärker entwickelte Ausrichtung auf Daseinskompetenzen ein. Als Einrichtungen der Jugendbildung im Rahmen der Jugendhilfe fällt Familienbildung gemäß § 16 KJHG in den Rechtsrahmen der Jugendhilfe, deren Inhalt, Umfang und Förderung ebenfalls Landesgesetze regeln sollen. Da derartige landesgesetzliche Regelungen fehlen, arbeiten Familienbildungsstätten unter ungewissen Förderungsbedingungen. — Im Rahmen der Jugendhilfe, deren Familienorientierung durch das KJHG in den Vordergrund gerückt ist, ist auch die kommunale Ebene im Rahmen der Jugendhilfeplanung für die Familienbildung verantwortlich. Daher können alle örtlich/regionalen Träger von Familienbildung gemeinsam darauf hinwirken, daß einerseits die Institutionen der Familienbildung im Planungsund Entscheidungsprozeß beteiligt werden und andererseits die Familienbildung einen verläßlichen kommunalen Förderungsrahmen erhält. — Eine weitere Schnittstelle liegt zwischen Familienbildung und Familienberatung und Förderung der Selbsthilfe. Der jeweils ganzheitliche Ansatz legt nahe, eine stärkere räumliche, organisatorische und inhaltliche Integration oder Kooperation dieser Handlungsansätze anzustreben. Die in den neuen Bundesländern entstehenden Familienzentren versuchen, einem dera rtigen Konzept zu folgen. — Zwischen allgemeiner und beruflicher Bildung liegt ebenfalls ein Überschneidungsbereich. Sowohl die starke Betonung des Problems der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Familienbildung als auch ihr ganzheitlicher Bildungsansatz führen zu einer stärkeren konzeptionellen Integration von allgemeiner und beruflicher Bildung im Rahmen der Familienbildung. Hierfür gibt es gelungene Beispiele. — Auch in der Zielsetzung des partnerschaftlichen Lebens von Mann und Frau in Familie, Beruf und Gesellschaft liegt eine Schnittmenge. Da mit den bisher in der Familienbildung erprobten Methoden Männer nur schwer zu erreichen sind, wird versucht, die Themenfelder der Familienbildungsstätten sowohl an den bisher vorherrschenden Bildungsinteressen der Männer als auch an denen der Frauen zu orientieren. — Zur Familienorientierung der Bildung tragen auch Angebote bei, die Bildungsmaßnahmen für die ganze Familie beinhalten. Die Erfahrungen, die durch einzelne Vorhaben dieser Art gesammelt wurden, belegen, daß dies pädagogisch und organisatorisch möglich ist. Ein gelungenes Beispiel aus jüngster Zeit sind die Modellkurse zum Thema „ Computerisierung des Familienalltags", die in Niedersachsen von den verschiedenen Einrichtungen der Katholischen Erwachsenenbildung als Langzeitkurse durchgeführt -
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*) Daten von 1957 sind nicht mitein
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