Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> - 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
Ge<br />
spezifi<br />
sche Un<br />
terschiede<br />
verringertes Gewicht erhielten: etwas Nützliches<br />
tun, für andere Menschen da sein.<br />
Jungen sehen mehr als Mädchen in der<br />
Erwerbsarbeit eine Basis für die Familiengründung.<br />
- Die Berufsorientierungen der Geschlechter<br />
unterscheiden sich sehr deutlich. Jungen<br />
wollen mehr mit Technik umgehen, Mädchen<br />
mehr mit Menschen (vgl. Abb. IX/26).<br />
Im Zeitvergleich zeigt sich, daß die Orientierung<br />
am Umgang mit moderner Technik bei<br />
den Jungen gleichbleibend hoch ist und bei<br />
den Mädchen vom niedrigeren Niveau aus<br />
stark steigend ist. Die Orientierung am<br />
Umgang mit Menschen und am Dasein für<br />
Menschen ist bei beiden Geschlechtern<br />
zurückgehend, auch vom niedrigeren Niveau<br />
der Jungen aus, also nicht ansteigend<br />
wie bei der Technikorientierung vom geringen<br />
Niveau der Mädchen aus.<br />
- Neun von zehn jungen Leuten sagen, daß<br />
ihre Eltern für die Zukunft gut vorgesorgt<br />
hätten, vor allem durch gute Erziehung und<br />
die ermöglichte Ausbildung. Unter den<br />
Gesprächspartnern, mit denen junge Menschen<br />
ihre Lebensprobleme besprechen,<br />
fehlen die Väter.<br />
Diese allgemeinen Orientierungen finden ihren<br />
Niederschlag im Berufsspektrum der jungen<br />
Frauen und Männer (vgl. Tab. IX/6 und IX/7).<br />
55 % der Frauen konzentrieren sich auf die zehn<br />
der rund 380 anerkannten Ausbildungsberufe,<br />
die am häufigsten gewählt wurden. Bei den<br />
jungen Männern ist die Konzentration nicht so<br />
stark, aber auch bei ihnen entfallen 37 % auf die<br />
zehn Ausbildungsberufe, die am meisten<br />
gewählt werden. Die beiden Spektren unterscheiden<br />
sich sehr. Bei den Frauen sind es allein<br />
Dienstleistungsberufe, bei den Männern<br />
zu 60 % gewerblich-technische Berufe. Vier<br />
Dienstleistungsberufe gehörten sowohl bei den<br />
Frauen als auch bei den Männern zu den zehn<br />
beliebtesten Berufen. In den neuen Bundesländern<br />
gab es keinen Ausbildungsberuf der bei<br />
beiden Geschlechtern zu den zehn beliebtesten<br />
gehörte (Bundesministerium für Frauen und<br />
Jugend 1992). Ein vergleichbares Bild zeigt sich<br />
bei den geschlechtsspezifischen Studienfachwahlen<br />
an den Hochschulen.<br />
Diese Befunde kennzeichnen die Notwendigkeit<br />
einer Neuorientierung: Es wäre ein Beitrag<br />
zur Daseinsvorsorge, wenn der Umgang mit<br />
Menschen in gleicher Intensität in die Ausbildung<br />
der Männer einbezogen würde, wie der<br />
Umgang mit Technik in die Ausbildung der<br />
Frauen.<br />
Es ist unbestreitbar sinnvoll, auch Mädchen<br />
durch Ausbildung zum Umgang mit Technik zu<br />
befähigen. Die Erneuerung des Humanvermögens<br />
darf sich nicht vorrangig auf technische<br />
Kreativität konzentrieren, sie muß gleichrangig<br />
die menschliche Kreativität fördern. Die Humanisierung<br />
der Gesellschaft, die den Abbau der<br />
strukturellen Rücksichtslosigkeit gegenüber<br />
den Familien einschließt, wird nur dann gelingen<br />
können, wenn die Befähigung und Bereitschaft<br />
zum menschlichen Umgang mit Menschen<br />
als fortschrittlich bewertet wird. Die Befä-<br />
Befähigung<br />
zum<br />
Dienen ist<br />
eine berufsüber<br />
greifende<br />
Schlüs-schlechtselqualifi<br />
kation<br />
Tabelle IX/6<br />
Tabelle IX/7<br />
Weibliche Auszubildende in den 10 von<br />
jungen Frauen am stärksten besetzten<br />
Ausbildungsberufen, in %, 1990,<br />
westliche Bundesländer<br />
Männliche Auszubildende in den 10<br />
von jungen Männern am stärksten<br />
besetzten Ausbildungsberufen, in %, 1990,<br />
westliche Bundesländer<br />
Ausbildungsberuf in %<br />
Frauen<br />
anteil<br />
Ausbildungsberuf in %,<br />
Frauen<br />
anteil<br />
Friseurin 7,2 94,3<br />
Kauffrau Einzelhandel 7,0 65,0<br />
Bürokauffrau 6,7 81,0<br />
Arzthelferin 6,7 99,9<br />
Industriekauffrau 6,2 61,9<br />
Zahnarzthelferin 4,9 99,9<br />
Fachverkäuferin<br />
Nahrungsmittelhandwerk . 4,8 98,7<br />
Bankkauffrau 4,7 53,4<br />
Kauffrau Großund<br />
Außenhandel 3,3 42,6<br />
Verkäuferin 3,2 81,8<br />
Insgesamt 54,7 74,3<br />
Quelle: BMBW<br />
KFZ-Mechaniker 7,5 1,5<br />
Elektroinstallateur 5,3 1,0<br />
Kaufmann Groß- und<br />
Außenhandel 3,3 42,6<br />
Industriemechaniker<br />
(Betriebstechnik) 3,3 2,4<br />
Industriemechaniker<br />
(Maschinen- und Systemtechnik)<br />
3,3 2,8<br />
Tischler 3,2 10,4<br />
Bankkaufmann 3,0 53,4<br />
Industriekaufmann 2,8 61,9<br />
Kaufmann Einzelhandel 2,8 65,0<br />
Gas- und Wasserinstallateur 2,7 1,1<br />
Insgesamt 37,2 30,8<br />
Quelle: BMBW<br />
-