Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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Drucksache 12/7560<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode<br />
Amtliche<br />
Statistik<br />
Empirische<br />
So<br />
zialfor<br />
schung<br />
Mikrozensus<br />
Wohl<br />
fahrtsindi<br />
katoren<br />
der Aufwendungen der Familien für die Bereitstellung<br />
ihrer Leistungen eingesetzt wird. Die<br />
verfügbaren Datensets unterscheiden sich nach<br />
den Privathaushaltskonzeptionen, den Erhebungseinheiten<br />
und -methoden, Auswertungsstrategien<br />
und -interessen sowie den erfaßten<br />
Merkmalsdimensionen und deren Beziehungszusammenhängen<br />
und Aggregationen (Galler/<br />
Ott 1993).<br />
Die Daten der amtlichen Statistik bedürfen der<br />
besonderen Aufmerksamkeit, da sie gesetzlich<br />
geregelt und politisch gewollt, aber auch<br />
begrenzt sind, allen gesellschaftlichen Gruppen<br />
und Politikbereichen dienen sollen, eine erweiterte<br />
familienorientierte Auswertung aber noch<br />
weitgehend vermissen lassen.<br />
In der empirischen Sozialforschung, an deren<br />
Befragungen teilzunehmen jedem freigestellt<br />
ist, gibt es derartige Einschränkungen bei der<br />
Befragung nicht. Der Datenschutz bezieht sich<br />
dort allein auf den Umgang mit den erhobenen<br />
Informationen. So kann mittels der empirischen<br />
Sozialforschung alles über das Alltagsleben von<br />
Personen und Personengruppen erfragt werden,<br />
allerdings nur insoweit, als es Menschen<br />
gibt, die willens und in der Lage sind, die<br />
entsprechenden Antworten wahrheitsgemäß<br />
abzugeben.<br />
Für die Darstellung der Struktur der Privathaushalte<br />
ist der Mikrozensus, der jedes Jahr im<br />
April durchgeführt wird, die entscheidende<br />
Informationsquelle. Er bringt mehr Informationen<br />
über Haushalte und Familien als die Volksund<br />
Berufszählungen, die weltweit in Abständen<br />
von zehn Jahren durchgeführt werden sollen.<br />
Er dient außerdem für weitere amtlich<br />
statistische Erhebungen, die auch Familienund<br />
Haushaltsbelange betreffen (Wohnungsstichprobe,<br />
Einkommens-Verbrauchsstichprobe,<br />
Laufende Wirtschaftsrechnungen) sowie<br />
für die regelmäßigen sozialwissenschaftlichen<br />
Erhebungen (Familiensurvey des DJI und<br />
sozial-ökonomisches Panel SOEP des DIW) als<br />
Bezugsbasis.<br />
Im Mikrozensus sind die Privathaushalte wie in<br />
den Volks- und Berufszählungen die Zähl- und<br />
Erhebungseinheiten. Sie werden in einem<br />
ersten Schritt strukturiert nach der Anzahl der<br />
Haushaltsangehörigen in Mehr- und Einpersonenhaushalte.<br />
Die Mehrpersonenhaushalte gliedern sich sodann<br />
weiter nach der Anzahl der in den Haushalten<br />
zusammen wohnenden und zusammen<br />
wirtschaftenden Generationen sowie den gegebenen<br />
oder nicht gegebenen Verwandtschaftsverhältnissen<br />
der Haushaltsangehörigen. Erwerbstätigkeit<br />
und Haushaltseinkommen nach<br />
Selbsteinschätzung werden ebenfalls jährlich<br />
festgestellt. Es fehlen jedoch Angaben über die<br />
Ausgaben und über Unterhaltsleistungen, die<br />
für andere Haushalte (Kinder) gezahlt werden.<br />
Die sozial-ökonomische Lage der Familien oder<br />
der Privathaushalte wird in der Regel an der<br />
Darstellung der Einkommensentwicklung festgemacht.<br />
Kinderzahl oder Haushaltsgröße, Ausstattung<br />
mit langlebigen Gebrauchsgütern sowie<br />
die Wohnversorgung werden zur Interpretation<br />
herangezogen. Auch Ausgabenstrukturen,<br />
wie zum Beispiel die Ausgabenanteile für<br />
Ernährung oder Wohnung, gelten als Wohlfahrtsindikatoren.<br />
Zunehmende Aufmerksamkeit<br />
erhält der Umgang mit Geld, die Vermögensbildung,<br />
das Spar- und Investitionsverhalten<br />
einerseits und die Ver- und Überschuldung<br />
andererseits.<br />
Für einen Vergleich des Einkommens-Verbrauchsverhältnisses<br />
der Familienhaushalte im<br />
früheren Bundesgebiet sowie den neuen Ländern<br />
und Berlin-Ost eignen sich zur Zeit vor<br />
allem die Daten der „Laufenden Wirtschaftsrechnungen"<br />
. Der Mikrozensus 1991 bringt nur<br />
die aktuellste Übersicht über die Einkommensverteilung<br />
nach Selbsteinschätzung der Befragten.<br />
Die Einkommens-Verbrauchsstichprobe informiert<br />
ausschließlich über die sozial-ökonomische<br />
Lage der Familie in den alten Bundesländern<br />
bis 1988.<br />
Im Rahmen der Laufenden Wirtschaftsrechnungen<br />
führen maximal 1000 Privathaushalte<br />
jeweils in den neuen und alten Bundesländern<br />
ein Haushaltsbuch über ein oder auch mehrere<br />
Jahre. Die Haushaltsbücher werden von den<br />
Statistischen Landesämtern kontrolliert und,<br />
wenn nötig, ergänzt und korrigiert und vom<br />
Statistischen Bundesamt laufend ausgewertet.<br />
Es gibt kein empirisch besser belegtes Datenmaterial<br />
über die ökonomische Lage typischer<br />
Privathaushalte in der Bundesrepublik Deutschland<br />
als dieses.<br />
Allerdings fehlt es nach wie vor an einer adäquaten<br />
haushaltsbezogenen Auswertung des<br />
Haushaltsbuches für familienpolitische Fragestellungen<br />
und für die das Haushaltsbuch führenden<br />
Familien. Trotz der für die amtliche<br />
Statistik geringen Zahl der Erhebungseinheiten<br />
und ihrer deshalb notwendigen stärkeren Standardisierung<br />
wird die materielle Lebenslage<br />
von rund 6000 Familienmitgliedern, darunter<br />
3000 Kinder im Alter von 0 bis 18 Jahren in ihrer<br />
materiellen Lebenslage sehr gut beschrieben.<br />
Bei sorgfältiger Analyse der Haushaltsbücher<br />
vor der Aggregation der Daten und im Vergleich<br />
mit den weit weniger genauen Aufschreibungen<br />
der Einkommens-Verbrauchsstichprobe<br />
könnten durchaus auch realitätsnahe Angaben<br />
über Familien mit nur einem oder mehr als zwei<br />
Kindern gemacht werden.<br />
Aus den Haushaltsbüchern der Laufenden Wirtschaftsrechnungen<br />
lassen sich die laufenden<br />
haushaltsbezogenen Aufwendungen, die unabhängig<br />
von der im Haushalt lebenden Personenzahl<br />
anfallen, von den laufenden personenbezogenen<br />
Aufwendungen trennen. Außerdem sind<br />
in den Haushaltsbüchern einmalige, haushaltsbezogene<br />
Ausgaben (z. B. Renovierungskosten,<br />
Ausgaben für den Garten) und einmalige perso-<br />
-<br />
Das Prinzip<br />
der<br />
Laufenden<br />
Wirt<br />
schafts<br />
rechnun<br />
gen