Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
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Schüler<br />
Risiken und Chancen. Die Risiken — wie zum<br />
Beispiel die Konzentration der Erzieher auf die<br />
eigenen Probleme — sind zu meiden. Die Chancen<br />
— wie zum Beispiel die Vermittlung von<br />
Zukunftsorientierung in einer gegenwärtig<br />
zwar besonders ausgeprägten, das menschliche<br />
Leben aber generell kennzeichnenden Unsicherheitskonstellation<br />
— wären zu ergreifen.<br />
Beide Hinweise deuten auf die Herausforderung<br />
von Eltern und Lehrern, sich ihrer komplexer<br />
gewordenen Erzieherrollen trotz aller<br />
Schwierigkeiten zu stellen. Die dafür erforderlichen<br />
Hilfen zu geben, ist eine Aufgabe, die die<br />
Bildungs- und die Familienpolitik gemeinsam<br />
zu erfüllen haben, im Osten Deutschlands zwar<br />
mit besonderer Dringlichkeit und Aktualität, im<br />
Westen jedoch darf sie auch nicht übersehen<br />
werden.<br />
Bei den Familien, die als Migranten aus dem<br />
Ausland nach Deutschland gekommen sind,<br />
bestehen Zusammenhänge zwischen dem gewählten<br />
Wanderungsgeschehen innerhalb der<br />
Familie und ihrer Lebensweise in Deutschland<br />
einerseits und dem Bildungsverhalten und dem<br />
Bildungserfolg der Kinder andererseits (Expertise<br />
Nauck). So ist ein frühes Einreisealter insbesondere<br />
dann von herausragender positiver<br />
Bedeutung für den Schulerfolg, wenn es mit<br />
dem Besuch vorschulischer Einrichtungen (zum<br />
Beispiel eines Kindergartens) verbunden ist.<br />
In den westlichen Bundesländern beträgt die<br />
Zahl der Kinder unter 18 Jahren und ihrer<br />
Mütter und Väter in Familien mit ausländischer<br />
Bezugsperson 3,7 Millionen. Das sind 11 % der<br />
Familienbevölkerung. In der DDR war die Zahl<br />
ausländischer Kinder und deren Eltern verschwindend<br />
gering, sie spielte praktisch keine<br />
Rolle.<br />
Die Struktur der Schulabschlüsse der ausländischen<br />
Schülerinnen und Schüler läßt einen<br />
deutlich zunehmenden Bildungserfolg erkennen.<br />
Zwischen 1983 und 1991 sank der Anteil<br />
der Schulabgänger ohne Abschluß von 31 % auf<br />
20 %. Der Anteil des Realschulabschlusses stieg<br />
von 20 % auf 27 %, der Anteil der Hochschulreife<br />
von 6 % auf 11 % Das sind Abschlußquoten,<br />
die die deutsche Bevölkerung auch erst<br />
Anfang der 70er Jahre erreichte.<br />
Dieser verhältnismäßig geringe Verzögerungseffekt<br />
ist angesichts der besonderen Schwierigkeiten,<br />
Belastungen und Unsicherheiten, denen<br />
die meisten ausländischen Kinder und Eltern<br />
ausgesetzt sind, ein Hinweis darauf, daß die hier<br />
aufwachsenden Ausländerkinder sich dem Bildungsverhalten<br />
der Deutschen annähern. Besonders<br />
hervorzuheben ist ein ständig steigender<br />
Anteil ausländischer Schulabgänger von<br />
Integrierten Gesamtschulen; 1990 waren es<br />
6,1 %. Besonders hoch waren die Anteile der<br />
Realschulabschlüsse (9,8 %) und der allgemeinen<br />
Hochschulreife (7,1 %), besonders niedrig<br />
waren die Anteile der Schulabgänger ohne<br />
Hauptschulabschluß und mit Fachhochschulreife.<br />
Diese Daten belegen, daß an Integrierten<br />
Gesamtschulen den Bildungsabsichten der ausländischen<br />
Familien in besonders wirkungsvoller<br />
Weise entsprochen werden kann, weil noch<br />
lange nach dem Übergang von der Grundschule<br />
auf die Sekundarstufe die Möglichkeit besteht,<br />
weiterführende Abschlüsse anzustreben und zu<br />
erreichen.<br />
Häufig wird nicht beachtet, daß die Zugewanderten<br />
eine positive soziale Auswahl mit entsprechendem<br />
Bildungspotential sind, obwohl<br />
sie hier „unten" anfangen, und daß mit der<br />
Migration Umverteilungen der traditionellen<br />
Rollen und Ressourcen der Ehepartner untereinander<br />
und zwischen Kindern und Eltern<br />
verbunden sind, die keineswegs konfliktlos verlaufen<br />
und auch den Bildungserfolg belasten<br />
(Expertise Nauck). Zum Beispiel führen Qualifikation<br />
und außerhäusliche Erwerbstätigkeit der<br />
Mütter häufig zu einer Delegation häuslicher<br />
Aufgaben auf die Töchter und damit zu deren<br />
häuslicher Bindung, hoher zeitlicher Beanspruchung,<br />
beeinträchtigen die Teilhabe an der<br />
aufnehmenden Gesellschaft und wirken sich<br />
negativ auf den Bildungsweg aus.<br />
Eine Problemgruppe werden allerdings immer<br />
die „Seiteneinsteiger" sein, die im Zuge der<br />
Familienzusammenführung oder als Kind neuer<br />
Zuwanderer in relativ spätem Alter in das deutsche<br />
Bildungssystem kommen. Die Schwierigkeiten<br />
der „Seiteneinsteiger" und ihrer Familien<br />
belegen, daß unter familien- und bildungspolitischen<br />
Gesichtspunkten die gemeinsame<br />
Wanderung der ganzen Familie begünstigt und<br />
Kettenwanderung mit schrittweiser Familienzusammenführung<br />
und Pendeln reduziert werden<br />
sollten. Wenn Kinder betroffen sind, sollten<br />
Wanderungsentscheidungen als langfristig getroffen<br />
werden, da dies die Schulbildung und<br />
den Übergang in das Beschäftigungssystem<br />
(Herwatz-Emden 1991) wesentlich erleichtern<br />
würde. Je höher das Bildungsniveau ist, um so<br />
positiver verläuft nämlich die Eingliederung in<br />
die Aufnahmegesellschaft (Expertise Nauck).<br />
Eine besondere Herausforderung des Schulwesens<br />
besteht — von der Lebenslage der betroffenen<br />
Familien aus gesehen — dann, wenn ein<br />
Kind eine Sonderschule besuchen muß. Der<br />
Vergleich der Jahre 1976 und 1990 läßt in den<br />
westlichen Bundesländern, grob betrachtet,<br />
zwei wesentliche Veränderungen erkennen<br />
(vgl. Tab. IX/8, Abb. IX/27):<br />
— Die Zahl der lernbehinderten Schüler und<br />
Schülerinnen ist bei beiden Geschlechtern<br />
um mehr als die Hälfte niedriger. Dies ist ein<br />
Zeichen der weit fortgeschrittenen pädagogischen<br />
Differenzierung innerhalb der allgemeinbildenden<br />
Schulen, die nur noch für<br />
eine immer geringer werdende Zahl von<br />
Familien die Ausgrenzung ihrer Kinder mit<br />
sich bringt. Während 1976 Lernbehinderte<br />
mehr als drei Viertel der Sonderschüler und<br />
-schülerinnen umfaßten, waren es 1990 nur<br />
noch gut die Hälfte.<br />
Umverteilung<br />
der<br />
traditionellen<br />
Rollen<br />
Familien<br />
mit behinderten<br />
Kindern<br />
-sche Fa<br />
-