Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
Feststel<br />
lungen<br />
der Bun<br />
desanstalt<br />
für Arbeit<br />
würde eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt<br />
durch Erweiterung des Angebotes sicherlich<br />
die Mobilität der Arbeitskräfte fördern.<br />
Trotz aller begründeten Vorbehalte gegen Maßnahmen<br />
der aktiven Arbeitsmarktpolitik könne<br />
zudem auf den weiteren nach wie vor breiten<br />
Einsatz dieser Instrumente nicht verzichtet werden.<br />
Durch Ausbildung, Fortbildung und Umschulung,<br />
aber auch durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />
sei die Qualifikation und<br />
Motivation der Menschen zu erhalten und zu<br />
fördern, ohne zugleich den Prozeß der Umstrukturierung<br />
und des Neuaufbaus zu hemmen<br />
(SVR 1992/93, S. 179, 187, 190).<br />
Bei alldem muß jedoch nach Meinung der<br />
<strong>Familienbericht</strong>skommission sehr sorgfältig bedacht<br />
werden, daß es dann, wenn es dennoch<br />
keine Arbeitsplätze gibt, zu „einer neuen Welle<br />
-<br />
tiefer Frustration" kommen kann. Von ostdeutschen<br />
Forscherinnen und Forschern wird in<br />
diesem Zusammenhang ganz deutlich hervorgehoben,<br />
daß „damit zusätzliche Konflikte und<br />
Widersprüche beim Umgang mit und beim Erleben<br />
von Arbeitslosigkeit gleichsam vorprogrammiert<br />
sind". Den Menschen in den neuen<br />
Bundesländern würden zur subjektiven Bewältigung<br />
von Arbeitslosigkeit „Verhaltensqualitäten<br />
und Subjekteigenschaften (zugemutet), die<br />
in deren Sozialisation in der real-sozialistischen<br />
Gesellschaft eine nur höchst untergeordnete<br />
Rolle spielten" (Kretzschmar 1993, S. 122,<br />
114).<br />
Der Sachverständigenrat signalisiert seine<br />
Übereinstimmung mit der grundsätzlichen Feststellung<br />
der Bundesanstalt für Arbeit (BA):<br />
— Die investive Komponente der aktiven<br />
Arbeitsmarktpolitik müsse in Kombination<br />
mit anderen Politikbereichen zur Schaffung<br />
von Dauerarbeitsplätzen konsequent weiter<br />
ausgebaut werden.<br />
— Die Arbeitsmarktpolitik könne beim Aufbau<br />
eines selbsttragenden Beschäftigungsaufschwungs<br />
als Basis für eine international<br />
wettbewerbsfähige soziale Marktwirtschaft<br />
nur eine flankierende Rolle spielen.<br />
— Trotz des eindeutig gebotenen Primats der<br />
Wirtschaftspolitik sei bisher jedoch vor allem<br />
die Arbeitsmarktpolitik im Umstrukturierungsprozeß<br />
überfordert worden (Bogai/<br />
Buttler 1992, S. 2, 11, 14f., 24 ff.).<br />
Daß gerade unter den schwierigen Bedingungen<br />
des Transformationsprozesses auf die<br />
Gleichrangigkeit von Familienpolitik und Wirtschaftspolitik<br />
zu achten ist, hat der Wissenschaftliche<br />
Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium<br />
für Familie und Senioren<br />
(BMFuS) bereits im November 1990 hervorgehoben.<br />
Seine Sorge um eine Beschäftigungspolitik<br />
unter Beachtung familienpolitischer<br />
Ziele veranlaßte ihn schon damals, an seine seit<br />
1984 vorliegenden Empfehlungen zu erinnern.<br />
Plädiert wurde gegenüber Unternehmen und<br />
Tarifvertragsparteien für eine Flexibilisierung<br />
der Arbeitszeiten als Instrument zur Entschärfung<br />
von Konflikten beim Zusammentreffen von<br />
Familientätigkeit und Erwerbstätigkeit (BMJFG<br />
1984, S. 210 ff.; BMFuS 1991, S. 52 ff.). Diese<br />
Aufgabe wird die Richtung der Arbeitsmarktund<br />
der Familienpolitik noch lange prägen<br />
müssen.<br />
Eher im Zusammenhang mit dem Beschäftigungsproblem<br />
der alten Bundesrepublik<br />
Deutschland hatte sich nämlich dieses Thema<br />
entfaltet, das eine hohe Vereinbarkeit wirtschafts-<br />
und familienpolitischer Zielsetzungen<br />
erkennen läßt. In gesamtwirtschaftlicher Perspektive<br />
geht es um die Frage, inwieweit eine<br />
Flexibilisierung der Beschäftigungsverhältnisse<br />
positive Auswirkungen auf den Beschäftigungsstand<br />
haben mag.<br />
Die Diskussion über beschäftigungsrelevanten<br />
Flexibilisierungsbedarf und denkmögliche Flexibilisierungsansätze<br />
in entwickelten Industriegesellschaften<br />
geht im wesentlichen von folgenden<br />
Thesen aus:<br />
These 1:<br />
Die existierende Arbeitsordnung basiere auf zu<br />
starren Strukturprinzipien: mangelnde Flexibilität<br />
der Beschäftigungsverhältnisse resultiere<br />
aus Grundsätzen, die alle wenig zeitgemäß<br />
seien und deshalb gelockert werden könnten<br />
oder müßten.<br />
These 2:<br />
Die überkommene Arbeitsorganisation sei den<br />
Anforderungen der Gegenwart und der Zukunft<br />
nicht gewachsen: Es wird heute kaum mehr<br />
bestritten, daß die gegenwärtige Arbeitszeitstruktur<br />
unangemessen ist. Weder wird sie den<br />
Bedürfnissen der abhängig Beschäftigten gerecht,<br />
die durch sie in der Regel zu starren und<br />
uniformen Arbeitszeiten gezwungen sind; noch<br />
wird sie den Bedürfnissen der Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer gerecht, die — gerade<br />
aufgrund neuerer Technologien — vielfältigere<br />
Arbeitszeitformen befürworten.<br />
Diese These will in Übereinstimmung mit vertiefenden<br />
Analysen für die „Flexibilisierung von<br />
Arbeitszeit als einem Baustein einer neuen<br />
Beschäftigungs-, Arbeitszeit- und Sozialpolitik"<br />
werben (Schmid 1985, S. 7 f.). Sie bewegt sich<br />
ebenfalls auf der Linie des Sachverständigenrates<br />
zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung, der vor allem im Jahresgutachten<br />
1983/84 betont hatte, zahlreiche Formen<br />
der Flexibilisierung von Arbeitsverhältnissen<br />
lägen im gemeinsamen Interesse von Arbeitnehmern<br />
und Arbeitgebern.<br />
Diese Einschätzung wird durch konkrete Erfahrungen<br />
aus der Praxis flexibler Arbeitszeiten in<br />
der Bundesrepublik Deutschland bestätigt. In<br />
einer Übersichtsstudie fragten Bielenski/Hegner<br />
(1985) nach den Vor- und Nachteilen, die für<br />
Arbeitgeber und Arbeitnehmer entstehen. Betrachtet<br />
man die Ergebnisse in ihrer Gesamtheit,<br />
ergibt sich das äußerst ermutigende Resultat,<br />
daß sich durch Arbeitszeitflexibilisierung für<br />
Flexibilisierung<br />
der Be<br />
schäfti<br />
gungsver<br />
hältnisse