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Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />

Chancen<br />

ungleich<br />

heit und<br />

Asymme<br />

trien<br />

— die Sorge, Pflege und Betreuung von Kranken<br />

und Behinderten;<br />

— die Aufgabe der sozialen Integration, Plazierung<br />

und Bildung aller Familien- und Haushaltsangehörigen;<br />

— die Schaffung eines „konsumtiven Lebensraumes",<br />

der Alltagskultur des Zusammenlebens.<br />

Die Ressourcen für diese haushälterischen Aufgaben<br />

bestehen aus Wohneigentum oder<br />

Wohnrechten, den Ge- und Verbrauchsgütern,<br />

Geld- und Naturaleinkommen, Zeitressourcen,<br />

den sozialen Sicherheiten, den infrastrukturellen<br />

Ausstattungen und den Haushalts- und<br />

Familienführungskompetenzen.<br />

Die Ziele, die zu erreichen sind, werden<br />

bestimmt durch die Ansprüche<br />

— an eine humane Lebenskultur und Wohlfahrt<br />

bis ins höchste Alter;<br />

-- an die Erhaltung des individuellen und familialen<br />

Lebens, der Gesundheit und sozialen<br />

Integration in die Gesellschaft;<br />

— an die Entfaltung einer persönlich bestimmten<br />

Bildung, Ausbildung und Lebenskultur<br />

mit den gewünschten Karrierechancen in<br />

Familie und Beruf sowie<br />

— an die Qualität der Kultur des privaten,<br />

familialen Zusammenlebens und der gesellschaftlichen<br />

Integration auch bei Verlusten<br />

sozialer Leistungspotentiale.<br />

Asymmetrien in den Chancen bei der Inanspruchnahme<br />

und Nutzung des familialen Leistungspotentials<br />

sowie der Belastungen durch<br />

familiale Leistungen zeigen sich zwischen<br />

— den Geschlechtern in der persönlichen Verantwortung<br />

und den Belastungen, sobald ein<br />

Kind erwartet wird und es gilt, dieses anzunehmen<br />

für ein ganzes Leben;<br />

— den wenigen Männern und vielen Frauen,<br />

die das familiale Leistungspotential bereitstellen<br />

und sichern und dafür erhebliche<br />

Nachteile für die persönliche Einkommenssicherung<br />

in Kauf zu nehmen haben.<br />

— Sie zeigen sich zwischen denjenigen, die<br />

Kinder aufziehen und den anderen, die auf<br />

Kinder verzichten, wobei Frauen ohne Kinder<br />

mitunter ein großes Potential der sozialen<br />

Netzwerkhilfe leisten, die Männer kaum<br />

erbringen. Diese Asymmetrie wird am deutlichsten<br />

sichtbar im sozialen Sicherungssystem,<br />

das die Erwerbskarriere belohnt, nicht<br />

aber das Aufziehen von Kindern und die<br />

Pflege Kranker und Behinderter.<br />

— Asymmetrien gibt es zwischen denjenigen,<br />

die Erwerbskarrierechancen erhalten und<br />

sich damit die materiellen Voraussetzungen<br />

für eine Wohlfahrtsentwicklung im privaten<br />

Bereich schaffen können, und denjenigen,<br />

die dazu keine Chancen haben oder massiv<br />

verdrängt werden durch die Abwertung von<br />

Qualifikationen, durch männliche und/oder<br />

„westliche" Dominanz und Definitionsmacht<br />

bei der Vergabe von gesellschaftlichen<br />

Positionen und familialen Verpflichtungen.<br />

Diese Asymmetrien sind in den<br />

neuen Bundesländern besonders bedeutsam.<br />

— Asymmetrien sind deutlich erkennbar in den<br />

Zeitdispositionen zwischen denen, die doppelt<br />

und dreifach belastet sind, gebraucht<br />

werden, ohne Alternativen zu haben, und<br />

jenen, welche Wahlfreiheiten kennen und<br />

nutzen können, sowie denjenigen, die sich<br />

aus der Solidargemeinschaft ausgegrenzt<br />

haben oder ausgegrenzt werden und von<br />

niemanden mehr gebraucht werden, aber<br />

selbst Hilfe nötig haben oder haben werden.<br />

— Asymmetrien sind auch im Bildungssystem<br />

deutlich zu kennzeichnen. Daseinskompetenz<br />

für die Alltagsaufgaben in den familialen<br />

und sozialen Lebensbereichen, im<br />

Umgang mit den Mitmenschen, dem Einkommen<br />

und den materiellen Kulturgütern<br />

werden überhaupt nicht oder nur am Rande<br />

vermittelt. Für den Erwerbsbereich und auch<br />

für wenig anspruchsvolle Berufe werden<br />

mehrjährige Lehr- und Ausbildungszeiten<br />

verlangt.<br />

— Schließlich werden Berufsangehörige, die in<br />

hohem Maße familienunterstützende oder<br />

familienergänzende Leistungen anbieten,<br />

kaum für diese familienorientierten Aufgaben<br />

qualifiziert. Qualifikationen aus einer<br />

Familientätigkeit gelten in der Regel für die<br />

meisten Erwerbsbereiche als wertlos, obgleich<br />

über Familientätigkeiten bedeutsame<br />

Schlüsselqualifikationen auch für viele Erwerbsberufe<br />

eingeübt werden können. Fertigkeiten<br />

und Qualifikationen, die familienorientiert<br />

und damit auch als „weibliche"<br />

Schlüsselqualifikationen angesehen sind,<br />

werden in der Arbeitsbewertung gegenüber<br />

typisch „männlichen" Tätigkeitsmerkmalen,<br />

die mit Kraft und Durchsetzungsvermögen<br />

zusammenhängen, als minderwertiger<br />

beurteilt.<br />

Diese zumeist aus der Geschlechterpolarität<br />

und dem Patriarchat herausgewachsenen<br />

Asymmetrien zuungunsten familialer Leistungen<br />

und Kompetenz bedürfen gesellschaftlicher<br />

Strukturveränderungen, die weniger mit Geld<br />

als mit gesellschaftlichem und politischem<br />

Gestaltungswillen zu tun haben und in jedem<br />

Fall Zukunftsaufgaben, insbesondere für Männer,<br />

darstellen, aber auch von den Frauen neue<br />

Akzente und politische Präsenz verlangen.<br />

6. Einkommens- und Ausgabenstrukturen<br />

der privaten Haushalte<br />

Die empirische Privathaushaltsforschung stellt<br />

das Datenpotential bereit, das zur Beschreibung<br />

-<br />

Datengrundlage

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