Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
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Familien<br />
stand<br />
Ausdrücklich wird von der Forschergruppe hervorgehoben,<br />
daß sich in der Beurteilung einmal<br />
„die kritische Sicht auf die wirtschaftliche Ineffizienz<br />
der Planwirtschaft des ,realen Sozialismus'<br />
keineswegs" änderte und daß zum anderen<br />
die skeptischen Bewertungen des Angleichungsprozesses<br />
bei Arbeitslosen und Beschäftigten<br />
inzwischen weitgehend übereinstimmen.<br />
Die Frage, welche gesellschaftliche Gruppe von<br />
Arbeitslosigkeit besonders betroffen ist, wurde<br />
bisher nahezu ausschließlich auf individueller<br />
Ebene beantwortet. Dazu zählt z. B. die Feststellung,<br />
daß es sich bei fast zwei Dritteln aller in<br />
den neuen Bundesländern arbeitslos Gemeldeten<br />
um Frauen handelt. Unter familienpolitischen<br />
Gesichtspunkten ist es jedoch wichtig zu<br />
erfahren, wie groß der Kreis der durch die<br />
Arbeitslosigkeit eines Individuums indirekt Betroffenen<br />
ist und wie sich dieser zusammensetzt.<br />
Wenn 67 % der arbeitslosen Frauen verheiratet<br />
sind und mit ihrem Ehepartner zusammenleben,<br />
stellt sich Arbeitslosigkeit nicht als ein rein auf<br />
das Individuum beschränktes Problem dar.<br />
Belastungskumulationen finanzieller Art werden<br />
sich mit zunehmender Familiengröße verstärken,<br />
wenn mehrere Familienmitglieder<br />
gleichzeitig arbeitslos sind: 9 % der Partner von<br />
arbeitslosen Frauen sind ebenfalls nicht erwerbstätig.<br />
Eine IAB-Studie (IAB-Projekt 3/2-399, siehe<br />
dazu Beckmann/Bender MittAB 2/1993) versuchte<br />
für die neuen Bundesländer zu erfassen,<br />
welchen Arbeitslosigkeitsrisiken die dortigen<br />
Familien unterworfen sind. Sie fragt nach der<br />
Verteilung von Arbeitslosigkeit auf bestimmte<br />
Familientypen, wobei im einzelnen die Dauer<br />
der Arbeitslosigkeit und der Tatbestand der<br />
Arbeitslosigkeit mehrerer Familienmitglieder<br />
beachtet wird. Berücksichtigt wird zudem die<br />
jeweilige finanzielle Situation, gemessen am<br />
Pro-Kopf-Einkommen der Familienmitglieder.<br />
Erwägungen über das tendenzielle Risiko, in<br />
Arbeitslosigkeit zu verbleiben (gemessen an<br />
bekannten Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht,<br />
berufliche Qualifikation), ergänzen<br />
die Analyse.<br />
Im einzelnen beruhte die Typisierung von Familien<br />
auf folgenden Überlegungen:<br />
a) Berücksichtigt wurden nur Kinder unter<br />
16 Jahren; hier sei zu erwarten, daß sie (noch)<br />
im elterlichen Haushalt wohnen bzw. auf den<br />
Unterhalt durch ihre Eltern angewiesen<br />
sind.<br />
b) Familien mit Kindern wurden unterteilt in<br />
vollständige (Ehepaare mit Kindern) und unvollständige<br />
Familien (Alleinerziehende:<br />
verheiratete Getrenntlebende, Geschiedene,<br />
Verwitwete, Ledige mit Kindern).<br />
c) Bei Alleinerziehenden wurde wegen potentieller<br />
Beiträge zum gemeinsamen Haushaltseinkommen<br />
und zur Kinderbetreuung danach<br />
gefragt, ob ein Partner im Haushalt lebt<br />
oder nicht.<br />
Insgesamt unterschied die IAB-Untersuchung:<br />
(1) Verheiratete mit Kindern<br />
(2) Alleinerziehende mit Partner und Kindern<br />
(3) Alleinerziehende mit Kindern ohne Partner<br />
(4) Verheiratete ohne Kinder<br />
(5) Personen ohne Kinder mit Partner<br />
(6) Personen ohne Kinder ohne Partner<br />
Abgesehen von der Frage, wie die Einkommensdifferenzen<br />
zwischen Familien und Singles<br />
bzw. kinderlosen Paaren beschaffen sind,<br />
interessieren hier lediglich die Familien- bzw.<br />
Haushaltstypen (1)—(4).<br />
Von den 9 679 Befragten gaben 1 301 Personen<br />
an, „arbeitslos und arbeitslos gemeldet" oder<br />
„arbeitslos, aber nicht arbeitslos gemeldet" zu<br />
sein, was einer Arbeitslosenquote von 13,4 %<br />
entspricht. Der Frauenanteil lag mit 61,9 % sehr<br />
nahe an dem von der Bundesanstalt für Arbeit<br />
ermittelten Wert von 61,2 %. 2 )<br />
Es fällt auf, daß die Verheirateten, die mit ihrem<br />
Ehepartner zusammenleben, nicht ganz so stark<br />
von Arbeitslosigkeit betroffen sind wie die übrigen<br />
Befragten. Das Gegenteil trifft für Familien<br />
mit Kindern zu, die mit 45 % in der Stichprobe<br />
vertreten sind und mit 49 in Arbeitslosigkeit<br />
gerieten.<br />
Vergleicht man weiterhin den Personenkreis<br />
der Alleinerziehenden mit und ohne Partner<br />
(907 = 100 %), so läßt sich feststellen, daß diese<br />
Gruppe mit 18 % im Vergleich zu 13,2 % der<br />
Gruppe der Verheirateten (3513 = 100 %) von<br />
Arbeitslosigkeit überproportional betroffen ist.<br />
Die Angaben aus Tabelle VII/8 zu den arbeitslosen<br />
Frauen je nach Familientyp unterstreichen<br />
diesen Eindruck. 50 % der befragten<br />
Frauen haben Kinder; 55 'X von ihnen sind arbeitslos.<br />
Ebenso zeigt sich bei einem Vergleich<br />
der Verheirateten und der Alleinerziehenden<br />
(jeweils mit Kindern), daß von den insgesamt<br />
1 912 befragten Verheirateten 321 (17 %), von<br />
den insgesamt 611 Alleinerziehenden 121 (ca.<br />
20 %) arbeitslos waren.<br />
Nach diesen Fragestellungen läßt sich folgendes<br />
sagen:<br />
[11 In der Gesamtheit der Befragten sind Familien<br />
[Familientyp (1)—(3)] tendenziell stärker<br />
von Arbeitslosigkeit betroffen.<br />
[2] Innerhalb der Gruppe der Familien liegt die<br />
größte Last wohl bei den Alleinerziehenden<br />
[Familientyp (2) u. (3)].<br />
Diese Befunde bestätigen sich, wenn man als<br />
weiteren Indikator die durchschnittliche Dauer<br />
der nicht abgeschlossenen Arbeitslosigkeit sowie<br />
den Anteil an Langzeitarbeitslosen, also an<br />
Befragten, die seit mindestens 12 Monaten<br />
arbeitslos sind, heranzieht (vgl. Tab. VII/9).<br />
2) Vgl. IAB-Werkstattbericht Nr. 1.7/15. 07. 1992: Aktuelle<br />
Daten vom Arbeitsmarkt, Stand Juli 1992.<br />
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Arbeitslose<br />
Frauen<br />
Dauer der<br />
Arbeitslosigkeit