Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
Vermö<br />
gensbetei<br />
ligungs<br />
pläne für<br />
die Bevöl<br />
kerung in<br />
Ost<br />
deutsch<br />
land<br />
schen Haushalte. Daher besteht für die ostdeutschen<br />
Haushalte ein erheblicher, wenngleich<br />
zum Teil in den letzten drei Jahren gedeckter<br />
Nachholbedarf zur Bildung von Gebrauchsvermögen,<br />
insbesondere aber ein Nachholbedarf<br />
an Wohnungseigentumsbildung und an Bildung<br />
von Geldvermögen, nicht zuletzt in Form von<br />
Versicherungssparen. Dieser Nachholbedarf<br />
wird verstärkt gedeckt. Dies läßt sich an der<br />
Tatsache ablesen, daß die Sparquote in Ostdeutschland<br />
von 7,2 % im Jahre 1991 auf 13,0 %<br />
im Jahre 1992 stieg, während sie in Westdeutschland<br />
von 14,6 % auf 14,0 % sank (Deutsche<br />
Bundesbank, Monatsbericht Mai 1993,<br />
S. 31).<br />
Die Unterschiede in den Chancen zur Vermögensbildung<br />
zwischen West und Ost werden<br />
noch dadurch vergrößert, daß das Vermögen<br />
vieler westdeutscher Haushalte durch die Vererbung<br />
der in den letzten vier Jahrzehnten<br />
gebildeten Vermögen vergrößert wird. Nach<br />
vorliegenden Schätzungen beläuft sich das<br />
Nachlaßvermögen bis zum Jahre 2000 in der<br />
alten Bundesrepublik auf ca. 1 800 Milliarden<br />
DM, von denen etwa 45 % auf Geld- und 35 %<br />
auf Immobilienvermögen entfallen (Schlomann<br />
1992, S. 272). Daher werden die Haushalte in<br />
den alten Bundesländern wachsende Einkommensteile<br />
aus Vermögen erzielen. In den neuen<br />
Bundesländern dagegen wird nur in bescheidenem<br />
Umfang Vermögen vererbt werden.<br />
Bei der Beurteilung der Unterschiede in der<br />
Vermögensverteilung zwischen West und Ost<br />
und bei der Ableitung politischer Konsequenzen<br />
ist — wie schon erwähnt — zu bedenken,<br />
daß das reprivatisierte und noch zu reprivatisierende<br />
ehemalige staatliche Vermögen aus Enteignungen<br />
und aus der Wertschöpfung der<br />
arbeitenden Bevölkerung entstand. Es wurde<br />
und wird jetzt überwiegend an westdeutsche<br />
und ausländische Unternehmen und Haushalte<br />
veräußert. Ostdeutsche Unternehmen und<br />
Haushalte sind aufgrund ihrer relativen Vermögenslosigkeit<br />
weit weniger in der Lage, sich an<br />
der Reprivatisierung zu beteiligen. Um so dringender<br />
ist es, für die Bevölkerung, insbesondere<br />
auch für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen<br />
in Ostdeutschland, Vermögensbeteiligungspläne<br />
zu entwickeln, die sicherstellen,<br />
daß die neuen Bundesbürgerinnen und Bundesbürger<br />
wenigstens an der Bildung neuen Vermögens<br />
beteiligt werden. Eine besondere Aufgabe<br />
besteht darin, Familien, vor allem Familien<br />
mit mehreren Kindern, Chancen einzuräumen,<br />
Wohnungseigentum zu bilden (vgl. dazu Abschnitt<br />
8.2 dieses Kapitels).<br />
ben allgemein außerordentliche Bedeutung<br />
zukommt, im besonderen jedoch für die Qualität<br />
des Sozialisationsprozesses der Kinder und<br />
Jugendlichen, für die Möglichkeiten der persönlichen<br />
Entfaltung und der Regeneration der<br />
Familienmitglieder sowie für die Qualität ihres<br />
Zusammenlebens (vgl. dazu die ausführlichen<br />
Darstellungen in: BMJFG 1974, 16ff.; BMJFG<br />
1975, 96 ff. und die dort zitierte Literatur).<br />
Für die Qualität des Sozialisations- und des<br />
Regenerationsprozesses sowie für die Förderung<br />
der personalen Entfaltung der Familienmitglieder<br />
spielen nahezu alle quantitativen<br />
und qualitativen Merkmale der Wohnung und<br />
des Wohnumfeldes eine wichtige Rolle: die<br />
Größe und die Belegungsdichte der Wohnung,<br />
die Art der verfügbaren Räume, die Wohnungsqualität<br />
in bautechnischer und sanitärer Hinsicht,<br />
die Wohnformen und die Eigentumsformen,<br />
die wirtschaftliche und die soziale Infrastruktur<br />
(Verkehrsanbindung, Einkaufsgelegenheiten,<br />
Verfügbarkeit von Kindergarten und<br />
Schule, gesundheitliche Versorgung, Freizeiteinrichtungen)<br />
und die Qualität der physischen<br />
Umwelt (Verdichtungsgrad der Bauformen,<br />
Grad der Luftverunreinigung und der Lärmbeeinträchtigung)<br />
.<br />
Die Förderung familiengerechter Wohnungsund<br />
Siedlungsbedingungen ist eine vordringliche<br />
Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge.<br />
Zu dieser Aufgabe gehört es auch, im<br />
Zusammenwirken mit den Trägern und Organen<br />
des Wohnungs- und Städtebaus Leitkriterien<br />
zu entwickeln, die den Bedürfnissen der<br />
Familien entsprechen. Besonders wichtig erscheint<br />
es angesichts der Angebotsengpässe im<br />
Wohnungssektor, mit Hilfe der Gemeinden das<br />
Angebot an Wohnbauland durch die Regulierung<br />
des Bodenmarktes und die Schaffung<br />
neuer Baurechte zu vergrößern, um den zum<br />
Teil durch eine verfehlte Politik geschaffenen<br />
Baulandmangel zu beheben (vgl. dazu die Darstellung<br />
in Kapitel XI, Abschnitt 3.3 und 5.2).<br />
Die Wohnungsversorgung von Familien, insbesondere<br />
von jungen Familien, verdient auch<br />
unter dem Aspekt der für die Existenzsicherung<br />
und die Lebensqualität wichtigen räumlichen<br />
und zeitlichen Nähe von Wohn- und Arbeitsort<br />
besondere Aufmerksamkeit. Denn die vor allem<br />
in stärker verdichteten Gebieten hohen Mietpreise<br />
wirken als Zuzugssperre und als Barriere<br />
für die Mobilität von Familien, die dann die in<br />
den Verdichtungsgebieten bestehenden Berufs-<br />
und Erwerbschancen nicht nutzen können.<br />
Bedeutung<br />
quantitativer<br />
und<br />
qualitativer<br />
Merkmale<br />
-<br />
Förderung<br />
familiengerechter<br />
Wohnbedingungen<br />
Schutzund<br />
Ent<br />
faltungs<br />
raum der<br />
Familie<br />
(. Die Wohnungsversorgung der Familien<br />
8.1 Zur Bedeutung der Wohnbedingungen<br />
und der Wohnumwelt<br />
Es ist unbestritten, daß der Wohnung als dem<br />
räumlichen Mittelpunkt, als Schutz- und als<br />
Entfaltungsraum der Familie für das Familienle<br />
8.2. Die aktuelle Wohnungsversorgung<br />
in den alten und in den<br />
neuen Bundesländern im Überblick<br />
Zwischen 1968 und 1987 hat sich die Wohnungsversorgung<br />
der Bevölkerung im Durchschnitt<br />
wesentlich verbessert. 1987 standen mit<br />
25,5 Millionen Wohnungen 32 % mehr Woh-<br />
Entwicklung<br />
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Woh<br />
nungsver<br />
sorgung<br />
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