Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
Verkehrsmitteln und in den Eingangsbereichen<br />
der Häuser — bestimmen in hohem Maße die<br />
Lebensqualität in den Siedlungen mit. Ein<br />
besonderes Sicherheitsbedürfnis außerhalb von<br />
Wohnungen haben insbesondere Kinder,<br />
Frauen und Ältere.<br />
— Die Fähigkeit eines Kindes, seine Umwelt zu<br />
erkunden, nimmt mit dem Alter zu. Seine<br />
Streifräume wachsen. Den Erlebnisbereichen<br />
in den verschiedenen Altersstufen müssen<br />
räumlich begreifbare Bewegungszonen<br />
entsprechen, die von Gefahren abgeschirmt<br />
sind und bei kleineren Kindern die zwanglose<br />
Beaufsichtigung durch die Eltern<br />
ermöglichen (Sichtbeziehungen zum Arbeitsbereich<br />
der Eltern). Sichere Wege zu<br />
den Schulen und zu den sonstigen öffentlichen<br />
Einrichtungen (z. B. auch zu den Sportstätten),<br />
verkehrsberuhigte Spielstraßen und<br />
ein Angebot an wohnungsnahen Spielplätzen<br />
und bespielbaren Grünflächen sind ein<br />
Kennzeichen familiengerechter Siedlungen.<br />
Sie müssen im Rahmen von Quartierskonzepten<br />
im Zusammenwirken von Stadtplanung<br />
und Sozialplanung systematisch ausgestaltet<br />
werden.<br />
— Zur Vermeidung von Angst-Räumen für<br />
Frauen und ältere Menschen muß in der<br />
Quartiersgestaltung erreicht werden, daß es<br />
keine öffentlichen Straßen, Wege und Plätze<br />
gibt, die nicht der sozialen Kontrolle unterliegen,<br />
d. h. schlecht einsehbar und unzureichend<br />
beleuchtet sind. Auch bei der Gestaltung<br />
der Grundstückserschließungen und<br />
Hauseingänge ist auf Beleuchtung, Übersichtlichkeit<br />
und Kontrollierbarkeit zu achten.<br />
Größere Parkplätze, Fußgänger-Unterführungen,<br />
Parks und gewerblich geprägte<br />
Bereiche mit geringem Wohnungsanteil<br />
erfordern seitens der Stadtplanung erhöhte<br />
Aufmerksamkeit.<br />
Jene Einrichtungen und Angebote, die nicht in<br />
jedem Wohnquartier vorgehalten werden können,<br />
erfordern in der Regel Wege, die mit<br />
Verkehrsmitteln zurückgelegt werden müssen.<br />
Besonders für Kinder, Jugendliche und ältere<br />
Menschen ist deshalb die Anbindung an das<br />
Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs<br />
(ÖPNV) von großer Bedeutung. Ohne diese<br />
können sie sonst häufig nur mit Hilfe von<br />
Angehörigen oder Nachbarn an Bildungs- oder<br />
Freizeitangeboten teilnehmen, Einkäufe oder<br />
Behördengänge erledigen.<br />
In vielen Wohngebieten stellt der ruhende Verkehr<br />
ein Problem dar. Parkende Autos haben in<br />
den meisten Straßen das Spielen der Kinder<br />
verdrängt und die Kontaktmöglichkeiten der<br />
Nachbarn eingeschränkt. Bereiche, in denen<br />
Kinder gefahrlos spielen können, müssen häufig<br />
wie Biotope gesichert, geschützt und vernetzt<br />
werden. Die Entlastung der Wohnquartiere vom<br />
PKW-Verkehr erfordert Erschließungskonzepte,<br />
die in den Siedlungsbereichen eine<br />
weitgehende Unabhängigkeit von der Nutzung<br />
des Autos ermöglichen. Hierzu gehören<br />
— Lösungen für den ruhenden Verkehr, die<br />
eine Nutzung des wohnungsnahen Freiraumes<br />
für Spiel und Kommunikation erlauben,<br />
— Lösungen für die innere Erschließung, die<br />
zur Verringerung von Lärm und Abgasen<br />
sowie Gefahren durch PKW führen (Tempo<br />
30-Zonen), eine vorrangig auf die Bedürfnisse<br />
der Fußgänger und Radfahrer ausgerichtete<br />
Grundstruktur der Verkehrserschließung<br />
im Stadtteil entwickeln, und eine<br />
ausreichende Anzahl von sicheren Fahrradparkplätzen<br />
an allen Wohnungen, Arbeitsstätten,<br />
öffentlichen Gebäuden und an den<br />
ÖPNV-Haltestellen vorhalten,<br />
— eine attraktive Anbindung an den Öffentlichen<br />
Personennahverkehr.<br />
Wirtschaftliche Dynamik, soziale Tragfähigkeit<br />
und kulturelles Potential einer Stadt, einer<br />
Gemeinde, eines Kreises oder einer Region<br />
hängen zunehmend davon ab, ob es gelingt,<br />
jene jungen Frauen und Männer zu binden, die<br />
sowohl eine hohe Berufsorientierung als auch<br />
Kinder haben und deshalb die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf suchen. Heute Kinder zu<br />
bekommen, hat aber für die meisten jungen<br />
Eltern den Zusammenprall mit den starren<br />
Strukturen der Arbeitswelt zur Folge (vgl.<br />
Abschnitt XI. 2.2). So ergeht es auch denjenigen<br />
Frauen und Männern, die Pflegeleistungen<br />
übernommen haben. Die Arbeitswelt ist durch<br />
Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Familienleben<br />
geprägt. Dies gilt übrigens auch für die<br />
öffentlichen und freigemeinnützigen Arbeitgeber.<br />
Zum Beispiel sind Krankenhäuser in extremem<br />
Maße familienfeindliche Arbeitsstätten,<br />
mit vielen jungen Frauen.<br />
Besonders aus der Sicht der Mütter wird die<br />
Qualität des regionalen Arbeitsmarktes stark<br />
von folgenden Faktoren bestimmt:<br />
— Möglichkeiten des Wechsels zwischen Familien-<br />
und Erwerbstätigkeit,<br />
— Anpassung der Arbeitszeitorganisation einschließlich<br />
Teilzeitarbeit an den Lebensrhythmus<br />
der Familien,<br />
— günstige Erreichbarkeit der Arbeitsstätten.<br />
Manche Branchen, Großunternehmen und Regionen<br />
haben die Zeichen der Zeit bereits<br />
erkannt und beginnen, qualifizierte junge Leute<br />
durch Familien-, Frauen- und Elternprogramme<br />
zu binden. Betriebliche Kindergärten ergänzen<br />
gelegentlich diese familienfreundlichen Arbeitsplatzangebote.<br />
Auch schließen sich kleine<br />
und mittlere Unternehmen zusammen, um als<br />
Verbund den Angeboten von Großunternehmen<br />
etwas Konkurrenzfähiges entgegenzusetzen.<br />
In Niedersachsen entstehen zur Zeit in<br />
mehreren Regionen derartige Unternehmensverbünde<br />
in der Rechtsform des Eingetragenen<br />
Vereins.<br />
Zu den Arbeitszeitproblemen von Eltern und<br />
pflegenden Angehörigen gehören auch die<br />
Arbeitswelt