Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
Familienbildung<br />
Probleme<br />
der Fami<br />
lienbil<br />
dungs<br />
stätten<br />
Diese Unterschiede akzentuieren sich bei<br />
Berücksichtigung der familiären Situation noch<br />
weiter. Bei Frauen mit Kindern unter 14 Jahren<br />
(für Väter liegen keine Daten vor) rücken Kindererziehung<br />
und Hilfe für die Schule neben<br />
Fragen der Gesundheit an die Spitze der Rangfolge.<br />
Sprachangebote dominieren bei den<br />
Frauen ohne Kinder, gefolgt von den Themengebieten<br />
Kenntnisse und Anregungen für aktive<br />
Freizeitgestaltung und Gesundheit (vgl. Abb.<br />
IX/17).<br />
Familienbildung wird in unterschiedlichen institutionellen<br />
und informellen Formen angeboten.<br />
Die rund 350 Familienbildungsstätten sind<br />
jedoch die einzigen Träger von Weiterbildung,<br />
die als Bildungseinrichtungen speziell den<br />
Lebenszusammenhang der Familie zum Ansatzpunkt<br />
ihrer Bildungsangebote machen.<br />
Die Arbeit der Familienbildungsstätten ist bezogen<br />
auf den einzelnen Menschen, auf die Familie<br />
als System und auf die Familie in ihrem<br />
Eingebundensein in die soziale Umwelt (Fischer-Köhler<br />
1993). Familienbildungsstätten<br />
orientieren sich an den vielgestaltigen Lebenslagen<br />
und Familienformen (Bundesarbeitsgemeinschaften<br />
der Familienbildungsstätten<br />
1990). Sie betonen ein ganzheitliches Bildungskonzept<br />
und wollen auf die Bewältigung des<br />
Familienalltags vorbereiten sowie Familien<br />
begleiten und unterstützen. Sie sehen einen<br />
wichtigen Ansatzpunkt in den Defiziten der<br />
schulischen und beruflichen Bildung, da dort<br />
Daseinskompetenzen kaum vermittelt werden.<br />
Da Familienarbeit bisher weit überwiegend<br />
eine Leistung der Frau ist, überrascht nicht, daß<br />
unter den Teilnehmenden die Frauen auch weit<br />
überwiegen. Außerdem zeigt sich bei den Familienbildungsstätten<br />
wie überall in der Erwachsenenbildung,<br />
daß das Angebot überproportional<br />
von Interessierten mit höheren Bildungsabschlüssen<br />
in Anspruch genommen wird. Mit<br />
Angeboten, die sich an Problemgruppen orientierten,<br />
und mit eher informellen Angeboten<br />
konnten allerdings auch vermehrt andere Zielgruppen<br />
erreicht werden.<br />
Die Familienbildungsstätten sehen sich vor veränderte<br />
Anforderungen gestellt und arbeiten an<br />
einer Neuorientierung. Einige in diesem Zusammenhang<br />
bedeutsame Probleme sind:<br />
— Familienbildung ist sowohl Jugend- als auch<br />
Erwachsenenbildung. Als Erwachsenenbildungseinrichtungen<br />
würden Familienbildungsstätten<br />
unter den landesgesetzlichen<br />
Rechtsrahmen der Erwachsenenbildung fallen.<br />
Inhaltlich fremd ist Familienbildung dort<br />
nicht, weil Angebote von (klassischen) Einrichtungen<br />
der Erwachsenenbildung nach<br />
Inhalt, Zielgruppe und Arbeitsweise einzelnen<br />
Angeboten der Familienbildungsstätten<br />
entsprechen. Familienbildungsstätten bringen<br />
in das System der Erwachsenenbildung<br />
eine bei ihnen bereits stärker entwickelte<br />
Ausrichtung auf Daseinskompetenzen ein.<br />
Als Einrichtungen der Jugendbildung im<br />
Rahmen der Jugendhilfe fällt Familienbildung<br />
gemäß § 16 KJHG in den Rechtsrahmen<br />
der Jugendhilfe, deren Inhalt, Umfang<br />
und Förderung ebenfalls Landesgesetze<br />
regeln sollen. Da derartige landesgesetzliche<br />
Regelungen fehlen, arbeiten Familienbildungsstätten<br />
unter ungewissen Förderungsbedingungen.<br />
— Im Rahmen der Jugendhilfe, deren Familienorientierung<br />
durch das KJHG in den Vordergrund<br />
gerückt ist, ist auch die kommunale<br />
Ebene im Rahmen der Jugendhilfeplanung<br />
für die Familienbildung verantwortlich.<br />
Daher können alle örtlich/regionalen<br />
Träger von Familienbildung gemeinsam<br />
darauf hinwirken, daß einerseits die Institutionen<br />
der Familienbildung im Planungsund<br />
Entscheidungsprozeß beteiligt werden<br />
und andererseits die Familienbildung einen<br />
verläßlichen kommunalen Förderungsrahmen<br />
erhält.<br />
— Eine weitere Schnittstelle liegt zwischen<br />
Familienbildung und Familienberatung und<br />
Förderung der Selbsthilfe. Der jeweils ganzheitliche<br />
Ansatz legt nahe, eine stärkere<br />
räumliche, organisatorische und inhaltliche<br />
Integration oder Kooperation dieser Handlungsansätze<br />
anzustreben. Die in den neuen<br />
Bundesländern entstehenden Familienzentren<br />
versuchen, einem dera rtigen Konzept zu<br />
folgen.<br />
— Zwischen allgemeiner und beruflicher Bildung<br />
liegt ebenfalls ein Überschneidungsbereich.<br />
Sowohl die starke Betonung des<br />
Problems der Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf in der Familienbildung als auch ihr<br />
ganzheitlicher Bildungsansatz führen zu<br />
einer stärkeren konzeptionellen Integration<br />
von allgemeiner und beruflicher Bildung im<br />
Rahmen der Familienbildung. Hierfür gibt es<br />
gelungene Beispiele.<br />
— Auch in der Zielsetzung des partnerschaftlichen<br />
Lebens von Mann und Frau in Familie,<br />
Beruf und Gesellschaft liegt eine Schnittmenge.<br />
Da mit den bisher in der Familienbildung<br />
erprobten Methoden Männer nur<br />
schwer zu erreichen sind, wird versucht, die<br />
Themenfelder der Familienbildungsstätten<br />
sowohl an den bisher vorherrschenden Bildungsinteressen<br />
der Männer als auch an<br />
denen der Frauen zu orientieren.<br />
— Zur Familienorientierung der Bildung tragen<br />
auch Angebote bei, die Bildungsmaßnahmen<br />
für die ganze Familie beinhalten. Die<br />
Erfahrungen, die durch einzelne Vorhaben<br />
dieser Art gesammelt wurden, belegen, daß<br />
dies pädagogisch und organisatorisch möglich<br />
ist. Ein gelungenes Beispiel aus jüngster<br />
Zeit sind die Modellkurse zum Thema<br />
„ Computerisierung des Familienalltags",<br />
die in Niedersachsen von den verschiedenen<br />
Einrichtungen der Katholischen Erwachsenenbildung<br />
als Langzeitkurse durchgeführt<br />
-