Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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Drucksache 12/7560<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode<br />
zen bei fast 77 %. Insgesamt erreicht sie 1991 für<br />
Frauen 33,1 %, für Männer 2,7 %.<br />
Im Jähr 1992 nahmen Teilzeittätigkeiten stärker<br />
zu als die Beschäftigung insgesamt. 39 % des<br />
Beschäftigungszuwachses entfiel auf Teilzeitbeschäftigung<br />
— und damit auf weibliche<br />
Erwerbstätige. Hier wirkt sich die langfristige<br />
Verschiebung in der Struktur der Wirtschaftszweige<br />
aus. 84 % der in Teilzeit (sozialversicherungspflichtig)<br />
beschäftigten Frauen waren<br />
Ende 1992 im Dienstleistungsbereich (einschließlich<br />
Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung)<br />
tätig (Bundesanstalt für Arbeit 1993,<br />
S. 897f.).<br />
Ungefähr 90 % aller Teilzeitbeschäftigten sind<br />
Frauen, 83 % waren verheiratet. Die Teilzeitquote<br />
von verheirateten Frauen lag damit bei ca.<br />
50 %; ledige Frauen weisen eine Teilzeitquote<br />
von nur 8 % auf (Information nach Buttler<br />
1992).<br />
aufnahme von Beschäftigung nach einer Phase<br />
familienbedingter Unterbrechung sei. Deshalb<br />
werde auch in Zukunft bei vielen Frauen Teilzeitbeschäftigung<br />
auf der Wunschliste weit<br />
obenan stehen. Darauf werde sich der Arbeitsmarkt<br />
einstellen müssen (Franke/Buttler 1991,<br />
S. 188f.).<br />
Auch das „klassische Erwerbsmodell" verliert<br />
seine Bedeutung. Lediglich ein knappes Viertel<br />
der verheirateten Frauen wünscht, daß der<br />
Mann voll arbeitet, die Frau hingegen nicht<br />
erwerbstätig ist. Bei den jüngeren und besser<br />
ausgebildeten Frauen ist der Anteil noch geringer.<br />
Etwa ein Drittel der verheirateten Frauen<br />
plädiert für eine gleichgewichtige Erwerbstätigkeit<br />
beider Partner: beide Vollzeit oder beide<br />
Teilzeit. 40 der verheirateten Frauen präferieren<br />
die Kombination: ein Partner Vollzeit, ein<br />
Partner Teilzeit (Klauder 1990, S. 27).<br />
-<br />
Einschät<br />
zungen<br />
der Teilzeitarbeit<br />
Verschiedene Repräsentativbefragungen, die<br />
das IAB durchführte, ergaben:<br />
— ca. die Hälfte der verheirateten Frauen<br />
äußern die Auffassung, im Durchschnitt<br />
mehr zu arbeiten als sie es wünschen; sie<br />
präferieren Teilzeitarbeit gegenüber Vollzeitarbeit;<br />
— selbst vollerwerbstätige Männer neigen zu<br />
mehr als 20 %) zu einer Teilzeitbeschäftigung.<br />
Für die Nichtrealisierung ihrer Teilzeitwünsche<br />
geben die teilzeitinteressierten<br />
Vollzeitbeschäftigten hauptsächliche drei<br />
Gründe an: „Mein Arbeitsplatz läßt sich<br />
nicht teilen" (27 %), in dem Betrieb, „in dem<br />
ich arbeite, gibt es keine Teilzeitarbeitsplätze"<br />
(26 %) und „Teilzeitarbeit ist noch<br />
mit so vielen beruflichen Nachteilen verbunden,<br />
daß ich den Wunsch bisher nicht verwirklicht<br />
habe" (22 %) (Information nach<br />
Buttler 1992);<br />
— zwei Drittel der nichterwerbstätigen Frauen,<br />
die im Prinzip bereit sind, sich in den Arbeitsmarkt<br />
einzugliedern, würden sich für Teilzeitarbeit<br />
entscheiden;<br />
— im Durchschnitt der letzten Jahre suchten ca.<br />
20 % der erwerbslosen Frauen eine Teilzeitbeschäftigung.<br />
Am stärksten waren jene<br />
Frauen interessiert, die vorher ihre Erwerbstätigkeit<br />
unterbrochen hatten (Franke/Buttler<br />
1991, S. 188f.).<br />
Zur Arbeitsmarktlage im Jahr 1992 verlautet<br />
zum zuletzt genannten Tatbestand: Im Jahresdurchschnitt<br />
suchten 195 800 Arbeitslose ausschließlich<br />
eine Teilzeitbeschäftigung, 4 %<br />
mehr als 1991. 97 % dieser Arbeitslosen waren<br />
Frauen (Bundesanstalt für Arbeit 1993, S. 898f.).<br />
Ihre Wünsche bezüglich der Aufteilung der<br />
Arbeitsstunden auf den Tag lassen erkennen,<br />
daß sie Arbeit suchen, die sich zeitlich mit<br />
familialen Beanspruchungen vereinbaren läßt.<br />
Vieles spricht dafür — so meinen Franke und<br />
Buttler —, daß dies der erste Schritt zur Wieder<br />
8.2 Die Situation in den neuen Bundesländern<br />
Die Normalbiographie in der DDR sah für die<br />
Männer und — mit Einschränkungen für die<br />
Zeit nach der Geburt von Kindern durch das<br />
Babyjahr — zugleich für die Frauen das<br />
Beschäftigungs-Zeitmuster einer kontinuierlichen<br />
außerhäuslichen Vollzeitbeschäftigung<br />
vor. Gleichwohl ist festzustellen, daß selbst die<br />
flächendeckende Ausstattung mit sozialen<br />
Infrastruktureinrichtungen (Kinderkrippen,<br />
-horte, -gärten etc.) nicht verhindert hat, daß in<br />
der DDR über ein Viertel der erwerbstätigen<br />
Mütter die Dauer der Unterbrechung der<br />
Erwerbstätigkeit durch die Geburt von Kindern<br />
über ein Jahr hinaus ausdehnte (Engelbrech<br />
1992).<br />
Selbst in Phasen der Kleinkindbetreuung konnten<br />
sich in der DDR keine nennenswerten Alternativen<br />
zur Vollzeitbeschäftigung durchsetzen:<br />
Frauen zwischen 20 und 35 Jahren waren eher<br />
überdurchschnittlich häufig vollzeitbeschäftigt.<br />
Teilzeitarbeit bedeutete — anders als in westlichen<br />
Industrieländern — in der Regel lediglich<br />
eine Verkürzung des Arbeitstages um ein bis<br />
zwei Stunden.<br />
Diese Situation änderte sich auch nach der<br />
Wende in den neuen Bundesländern nicht entscheidend.<br />
Im Juni 1990 gaben ca. 25 % der<br />
Frauen in Ostdeutschland (ca. 33 % in Westdeutschland)<br />
an, teilzeitbeschäftigt zu sein. Die<br />
durchschnittliche Stundenzahl bei Teilzeitarbeit<br />
lag höher als im alten Bundesgebiet.<br />
Zudem waren besonders häufig Frauen in mittleren<br />
Altersgruppen teilzeitbeschäftigt und vor<br />
allem ältere Arbeitnehmerinnen (Brinkmann/<br />
Engelbrech 1991).<br />
Die weiterhin hohe Erwerbsneigung von Frauen<br />
mit und ohne Beschäftigungsverhältnis spiegelt<br />
sich in den Angaben über von ihnen präferierte<br />
Erwerbsmodelle (Tab. VII/24). Lediglich 2 % der<br />
erwerbstätigen Frauen in den neuen Bundesländern<br />
würden das im Westen noch stärker<br />
Vor der<br />
Wende<br />
Nach der<br />
Wende<br />
Gewünschte<br />
Erwerbsmodelle