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Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />

würde von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

der Ämter zu ihrem Recht verholfen, bestätigen<br />

bei sechs von acht Leistungsarten jeweils<br />

mehr als drei Viertel der Befragten. In bezug auf<br />

die Sozialhilfe fühlen sich allerdings mehr als<br />

ein Drittel der Befragten bei den zuständigen<br />

Ämtern nicht gut aufgehoben.<br />

Konflikte Ganz anders sehen die Erfahrungen von Familien<br />

bei der Inanspruchnahme familienbezogener<br />

Transferleistungen aus, wenn man den<br />

Fokus auf die persönlichen Erfahrungen mit den<br />

Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern der<br />

Ämter legt. Offensichtlich führen Streßfaktoren<br />

unterschiedlichster Art auf beiden Seiten, aber<br />

auch überhöhtes Anspruchsdenken auf der<br />

einen und wenig flexible Gesetzes- und Verwaltungsregelungen<br />

sowie strukturelle Defizite bei<br />

den organisatorischen und den Arbeitsbedingungen<br />

der Behörden auf der anderen Seite<br />

dazu, daß die Atmosphäre der Begegnung im<br />

menschlichen Bereich häufig zu wünschen<br />

übrig läßt. Nur knapp ein Viertel aller befragten<br />

Familien geben an, gute oder sehr gute Erfahrungen<br />

im Umgang mit Ämtern und Behörden<br />

bzw. deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

gemacht zu haben. Aber immerhin deutlich<br />

über die Hälfte der Befragten meinen, ihr Kontakt<br />

zu den Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern<br />

sei schlecht oder sehr schlecht. Das<br />

berichten junge Familien mit Kleinkindern<br />

ebenso wie Alleinerziehende, arbeitslose Familien<br />

oder Familien in der Altersphase. In ihren<br />

Urteilen stimmen die Familien in den westlichen<br />

und in den östlichen Bundesländern weitgehend<br />

überein.<br />

Geringe<br />

Unter<br />

schiede<br />

zwischen<br />

Ost und<br />

West<br />

Überhaupt sind die Unterschiede zwischen<br />

westlichen und östlichen Bundesländern auch<br />

bezüglich des Informationsverhaltens und der<br />

Beurteilung der Beratung und Unterstützung<br />

wenig ausgeprägt. Dies weist einerseits auf eine<br />

große Konsistenz der Ergebnisse und anderererseits<br />

auf die strukturelle Bedingtheit der in Ost<br />

und West gemeinsam gemachten Erfahrungen<br />

hin. Die Befragungsergebnisse widersprechen<br />

auch dem öffentlich verbreiteten Meinungsbild<br />

über die Probleme, die mit der Einführung der<br />

Sozialordnung der Bundesrepublik in den östlichen<br />

Bundesländern verbunden sind.<br />

— Familieninformationszentren, die in die bestehende<br />

Verwaltungsstruktur zu integrieren<br />

sind, sollen durch sachgerechte Informationen<br />

sowie durch gezielte Weitervermittlung<br />

sowohl zu einer Verminderung der<br />

Weg-Zeit-Kosten bei der Informationssuche<br />

als auch zu einer Vermeidung unnötigen<br />

Ärgers auf seiten der Bürgerinnen und Bürger<br />

und einer unnötigen Arbeitsbelastung<br />

bei den Ämtern beitragen. Um mögliche<br />

Barrieren abzubauen, sollte es sich zudem<br />

um ein möglichst „ niederschwelliges " Angebot<br />

handeln, das als eigenständige, räumlich<br />

abgegrenzte, unbürokratisch arbeitende<br />

Funktionseinheit konzipiert ist.<br />

— Die Kooperation und Kommunikation zwischen<br />

Ämtern sollte z. B. durch den Ausbau<br />

eines Informationsnetzes, das — mit Einverständnis<br />

der betroffenen Familien — auch<br />

den Austausch leistungsbegründender Daten<br />

umfaßt, verbessert werden.<br />

— Um die Zugangsbarrieren zu den Beratungsleistungen<br />

abzubauen, weite Wege und „ Beratungsstreß<br />

" auf beiden Seiten der Schreibtische<br />

zu vermindern und eine angemessene<br />

Berücksichtigung der Lebenssituation und<br />

lebensräumlichen Bedingungen von Familien<br />

bei der Beratung und Leistungsentscheidung<br />

zu ermöglichen, sollte eine Dezentralisierung<br />

vor allem im Bereich der relevanten<br />

Dienststellen der Kommunalverwaltung<br />

möglichst in Verbindung mit der Arbeitsverwaltung<br />

gefördert und wohnungsnahe Beratungsangebote<br />

vermehrt geschaffen werden.<br />

Die bislang in der Beratung vorherrschenden<br />

„Komm-Strukturen" werden so<br />

durch Strukturen, die dem „Bring-Prinzip"<br />

folgen, ergänzt.<br />

— Information und Beratung sollten sich nicht<br />

allein an den Transferleistungen, sondern<br />

auch an den Lebenssituationen der rat- und<br />

hilfesuchenden Familien orientieren. Es soll<br />

geprüft werden, auf welche Weise bessere<br />

Voraussetzungen dafür geschaffen werden<br />

können, die Beratungsleistungen auch unteren<br />

Sozialschichten leichter zugänglich zu<br />

machen.<br />

Aus den Erfahrungen der Familien und den<br />

Meinungen der Fachleute aus den Dienststellen<br />

lassen sich folgende Handlungsansätze ableiten.<br />

Beratungsphase unnötige Wege und unnötiger<br />

Verdruß vermieden werden und daß Informationen<br />

und Beratungsinhalte mehr auf die Lebenssituation<br />

der Menschen zugeschnitten und<br />

weniger von der einzelnen Leistungsart bestimmt<br />

werden. Mehrere Handlungsansätze<br />

zeichnen sich — weitgehend im Einklang mit<br />

der Expertinnen- und Expertenbefragung —<br />

ab:<br />

Bei Überlegungen zur Verbesserung der Situation<br />

im Bereich von Dienststellen und bei Verwaltungsregeln<br />

geht es nicht in erster Linie um<br />

eine Verbesserung der Beratungsinhalte, d. h.<br />

Hand Aus der Perspektive von Familien ist es erforderlich,<br />

daß schon in der Informations- und Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter, son-<br />

-<br />

sätze aus<br />

um eine verstärkte fachliche Schulung der<br />

lungsan<br />

der Per<br />

spektive<br />

von<br />

Familien<br />

dern um einen schrittweisen Abbau zumindest<br />

der objektiven Hindernisse, die einer Entlastung<br />

der emotional angespannten Beratungssituation<br />

entgegenstehen können. Objektive Hindernisse,<br />

und damit Handlungsansätze, ergeben<br />

sich bereits bei der räumlichen Nutzung<br />

und Ausstattung der Ämter. Von den Expertinnen<br />

und Experten wurden dabei mehrheitlich<br />

Überlegungen favorisiert, die<br />

Hand<br />

lungs<br />

ansätze im<br />

Bereich<br />

von<br />

Dienststellen<br />

und<br />

bei Ver<br />

waltungs<br />

strukturen

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