Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
Beschäftigung und Arbeitslosigkeit in Ost- und Westdeutschland<br />
Abbildung VII/3<br />
-<br />
Quelle: iwd 1993, 28, S. 3<br />
Lage in<br />
den neuen<br />
Bundes<br />
ländern<br />
fast 10 Prozent in Westdeutschland ein für die<br />
Zeit nach der Währungsreform historischer<br />
Höchststand erreicht werden.<br />
Die sich am deutschen Arbeitsmarkt abzeichnende<br />
Scherenbewegung — im Westen zeigen<br />
sich die Spuren der Rezession, im Osten ist eine<br />
Verlangsamung des Beschäftigungsabbaus zu<br />
beobachten — wird sich nach Ansicht des Instituts<br />
der deutschen Wirtschaft im weiteren Verlauf<br />
des Jahres 1993 fortsetzen. Beleg für die<br />
dramatische Arbeitsmarktverschlechterung ist<br />
die Entwicklung der Kurzarbeiterzahlen für<br />
Westdeutschland: Im Zeitraum von August 1992<br />
bis Februar 1993 war ein Anstieg um 913 000 auf<br />
knapp über eine Million zu verzeichnen. Für das<br />
Jahr 1993 wird im Durchschnitt von 700 000<br />
Kurzarbeitern gegenüber 283 000 in 1992 ausgegangen.<br />
Zudem wird für Westdeutschland<br />
1993 eine jahresdurchschnittliche Arbeitslosenzahl<br />
von 2,200 Millionen gegenüber 1,350 Millionen<br />
in den neuen Ländern prognostizie rt .<br />
Trotz der kritischen Wirtschaftsentwicklung im<br />
Westen erscheint unter familienpolitischen Gesichtspunkten<br />
die Lage in den neuen Bundesländern<br />
als besonders diskussionsbedürftig. Sie<br />
wird daher in diesem Abschnitt etwas ausführlicher<br />
erörtert. Wie gravierend die tatsächlichen<br />
Beschäftigungsunterschiede zwischen dem Westen<br />
und dem Osten sind, wird erst erkennbar,<br />
wenn berücksichtigt wird, daß der Strukturumbruch<br />
in Ostdeutschland zu einem alle bisherigen<br />
Vorstellungen überschreitenden Einsatz<br />
von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten geführt<br />
hat. Kurzarbeit, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen,<br />
Förderung der beruflichen Weiterbildung<br />
und Vorruhestandsregelungen haben den<br />
Arbeitsmarkt in den neuen Bundesländern z. B.<br />
im Dezember 1991 um mehr als 2 Mio. entlastet.<br />
Deshalb unterscheidet sich die registrierte<br />
Arbeitslosigkeit vom tatsächlichen Unterbeschäftigungsvolumen.<br />
Wie Tabelle VII/4 zeigt,<br />
werden unter diesem Stichwort sowohl Arbeitslose<br />
als auch jene Personen erfaßt, die in Maßnahmen<br />
der aktiven Arbeitsmarktpolitik einbe<br />
zogen sind. Dieses Unterbeschäftigungsmaß<br />
beliefe sich dann für Westdeutschland auf 8,8 %<br />
aller Erwerbspersonen. In Ostdeutschland<br />
käme man hingegen auf eine Quote von 35,5 %<br />
(Hof 1993, S. 21 ff.).<br />
Diese Angaben rücken das Ausmaß der Beschäftigungskrise<br />
in den neuen Bundesländern<br />
kaum in ein freundlicheres Bild als die Bestandsaufnahme<br />
des IAB zum April 1992. Danach<br />
hätte die faktische Arbeitslosenquote statt<br />
der ausgewiesenen 15,2 % bei Unterschieden in<br />
den einzelnen Bundesländern fast 40 % betragen.<br />
In einer Modellrechnung des IAB wird unterstellt,<br />
daß sich das Erwerbspersonenpotential in<br />
den neuen Bundesländern bei unveränderter<br />
alters- und geschlechtsspezifischer Erwerbsneigung<br />
und -beteiligung nach dem Rückgang von<br />
9,9 Mio. potentiellen Erwerbspersonen vor der<br />
Wende auf 9,0 Mio. 1992 bis zum Jahr 2000 in<br />
dieser Größenordnung (ca. 9,1 Mio.) stabilisieren<br />
wird.<br />
Das IAB geht davon aus, daß die Nettoabwanderung<br />
angesichts zunehmender Anzeichen für<br />
einen beginnenden Wirtschaftsaufschwung bis<br />
1994 zum Stillstand kommt (Wanderungssaldo<br />
1991-1994: -230 000 Personen). Ab 1995 sei<br />
mit vermehrten Rückwanderungen und Ausländerzuzügen<br />
zu rechnen.<br />
Bei einem Anstieg der Arbeitsproduktivität von<br />
derzeit 30 % auf 80 % des Westniveaus, einem<br />
Investitionsvolumen von 1,3 Billionen Mark, bei<br />
Anpassung des Lohnniveaus und bei einem<br />
Rückgang der Importquote von derzeit 75 % auf<br />
50 % bis zum Jahre 2000 würde nach dieser<br />
Projektion die Zahl der Arbeitsplätze (ohne<br />
ABM) von gegenwärtig 5,5 Mio. auf 6,8 Mio.<br />
steigen. Die Diskrepanz zwischen Angebot an<br />
Arbeitsplätzen und Erwerbspersonenpotential<br />
läge bei unveränderter Erwerbsbeteiligung<br />
dann immer noch bei 2,3 Mio., bei Nichterreichen<br />
der genannten wirtschaftspolitischen Ziele<br />
noch höher.<br />
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