Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
zungsintensiven Alter stehenden Frauen. Dieser<br />
zweitgenannte Faktor ist ausschließlich demographischer<br />
Natur und resultiert aus der Geburtenentwicklung<br />
der Vergangenheit einerseits und dem Saldo der<br />
Zu- und Abwanderungen andererseits. Ausdruck sich<br />
verändernder familialer Verhaltensweisen sind dagegen<br />
die auf den Bestand der Frauen eines bestimmten<br />
Alters bezogene Geburtenzahlen, die sog. altersspezifischen<br />
Fruchtbarkeitsziffern, welche für ein bestimmtes<br />
Kalenderjahr zur zusammengefaßten Geburtenziffer<br />
addiert werden (vgl. Abb. II/1). Mitte der 60er<br />
Jahre setzte sowohl in der (alten) Bundesrepublik als<br />
auch in der DDR der öffentlich stark diskutierte<br />
Geburtenrückgang ein, der in der DDR durch bevölkerungspolitische<br />
Maßnahmen zwischen 1975 und<br />
1987 aufgehalten und in den alten Bundesländern seit<br />
1985 von einem leichten Aufwärtstrend abgelöst<br />
wurde.<br />
nicht so hoch, wie häufig angenommen wird. Was sich<br />
in der Bundesrepublik verändert hat, ist die Einstellung<br />
zur späten Mutterschaft.<br />
Die folgende Abbildung II/3 zeigt zudem, daß sich<br />
insgesamt das Alter der Mütter (und zwar unabhängig<br />
von der Ordnungsnummer der Geburten) zwar erhöht<br />
hat, aber durch die Abnahme der Kinderzahl pro Frau<br />
nicht in die höchsten Altersstufen verschoben wurde;<br />
auch die Geburten in fortgeschrittenem Lebensalter<br />
sind zurückgegangen.<br />
Abbildung II/3<br />
Altersspezifische Geburtenziffern 1970 und 1989<br />
in beiden Teilen Deutschlands<br />
In der alten Bundesrepublik wäre der Geburtenrückgang<br />
noch stärker gewesen, wenn er nicht durch die<br />
Geburtenquote der Ausländerinnen zumindest teilweise<br />
kompensiert worden wäre (vgl. Abb. II/2). 1965<br />
betrug der Anteil ausländischer Kinder an allen<br />
Geburten 3,6 % und 1990 bereits 11,9 % (Wista 1992,<br />
S. 770). Seit Mitte der 80er Jahre kommen die Geburten<br />
von Aussiedlerinnen (deutschstämmigen Zuwandererinnen)<br />
und Übersiedlerinnen (DDR-Bürgerinnen)<br />
hinzu, was auch den geringen Aufwärtstrend<br />
mitbedingt hat.<br />
Abbildung II/2<br />
Zusammengefaßte Geburtenziffern für Deutsche und<br />
Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland<br />
1970-1987<br />
Im Hinblick auf den Anstieg der Geburten in Westdeutschland<br />
während der letzten Jahre wird häufig<br />
auf die Zunahme der späten ersten Mutterschaft<br />
hingewiesen. Damit werden Frauen bezeichnet, die<br />
erst mit 35 Jahren oder noch später ihr erstes Kind<br />
bekommen. Doch, rein statistisch gesehen, hat sich<br />
zwar das Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt<br />
ihrer Kinder erhöht und betrug 1988 26,7 Jahre in der<br />
alten Bundesrepublik und 22,8 Jahre in der DDR. Aber<br />
die Zahl „später Mütter" (über 35 Jahre) ist bei weitem<br />
Den genauesten Einblick in die langfristigen Verhaltensänderungen<br />
gewinnt man durch eine kohortenund<br />
paritätsspezifische Betrachtungsweise der Geburtenhäufigkeit.<br />
Die bisher verwendete zusammengefaßte<br />
Geburtenziffern (Total Fertility Rate: TFR)<br />
stellt die Summe der altersspezifischen Geburtenziffern<br />
der Frauen in einem bestimmten Kalenderjahr<br />
dar. Man kann statt dessen auch die altersspezifischen<br />
Geburtenziffern eines bestimmten weiblichen Geburtsjahrganges<br />
— bezogen auf die Kalenderjahre der<br />
Fruchtbarkeit — addieren und erhält auf diese Weise<br />
die kohortenspezifische Geburtenziffer (Completed<br />
Fertility Rate: CFR). Wie Abbildung II/4 zeigt, schwanken<br />
die mittleren Kinderzahlen pro Frau bei den<br />
zusammengefaßten Geburtenziffern wesentlich stärker<br />
als bei den kohortenspezifischen Geburtenziffern,<br />
bei denen wir zwischen den Geburtsjahrgängen 1856<br />
und 1920 eine fortgesetzte Abnahme feststellen kön-