27.02.2014 Aufrufe

Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />

Wohn<br />

raumver<br />

sorgung<br />

in den<br />

neuen<br />

Bundesländern<br />

Qualitätsdefizite<br />

chen DDR-Statistik — unzulänglich ist, läßt sich<br />

in groben Zügen das folgende Bild zeichnen.<br />

Im Gebiet der neuen Bundesländer ist die Wohnungsversorgung<br />

in nahezu jeder Hinsicht<br />

unbefriedigender als in Westdeutschland (vgl.<br />

dazu Raumordnungsbericht 1991; Sozialreport<br />

1992; Bertram 1992). Aufgrund starker regionaler<br />

Versorgungsunterschiede in den neuen Bundesländern<br />

sind die Wohnbedingungen teilweise<br />

noch schlechter, als die folgenden Durchschnittswerte<br />

es zum Ausdruck bringen.<br />

Bei einem derzeitigen Bestand von rund 7 Millionen<br />

Wohnungen (1990) betrug die Wohnfläche<br />

pro Einwohner rund 27 m 2 gegenüber 35 m 2<br />

in den alten Bundesländern. Jedoch galt schon<br />

1979/80 ein Fünftel des Bestandes als baufällig;<br />

mittlerweile wird fast 1 Million Wohnungen als<br />

nicht erhaltungsfähig eingeschätzt (DIW-Wochenbericht<br />

42/90, 595f.). 2,3 Millionen Wohnungen,<br />

das sind mehr als ein Drittel des Bestandes,<br />

sind in Plattenbauweise erstellt und bedürfen<br />

zu ihrer Erhaltung erheblicher Instandsetzungen<br />

(Verbesserung der Wärmedämmung,<br />

Umstellung der Heizungsanlagen auf Anlagen<br />

mit niedrigerem Energieverbrauch, Verbesserung<br />

der Qualität der Küchen und der Bäder).<br />

Ungünstiger als in den westlichen Bundesländern<br />

ist auch die Altersstruktur der Wohnungen:<br />

1987 waren in der Bundesrepublik 30 % des<br />

Bestandes vor 1948 erbaut, in der DDR 50 %<br />

(Raumordnungsbericht 1991). Von den Ein- und<br />

Zweifamilienhäusern sind sogar 80 % vor 1945<br />

errichtet worden. Auffällig sind auch die Unterschiede<br />

in bezug auf wichtige Qualitätsmerkmale:<br />

Im Dezember 1990 hatten in Ostdeutschland<br />

nur 48 % aller Wohnungen eine<br />

moderne Heizung (alte Bundesländer 73 %),<br />

82 % Bad oder Dusche (96 %) und 75 % Innentoiletten<br />

(98 %) (Raumordnungsbericht 1991).<br />

Ein Viertel der Wohnungen weisen „Substandard"<br />

auf, d. h. sie haben kein Bad und/oder<br />

keine Toilette (Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />

1992). Als „gut erhalten" galten bei den Mehrfamilienhäusern<br />

1991 nur 9 % des Wohnungsbestandes,<br />

„geringe Schäden" wiesen 40 %,<br />

„schwerwiegende Schäden" 40 % auf und „in<br />

der Funktion unbrauchbar" waren 11 % (Sozialreport<br />

92).<br />

Die genannten Qualitätsdefizite dürften ein<br />

wesentlicher Grund dafür sein, daß 1991 und<br />

1992 1,8 Millionen Wohnungen, d. h. über 25 %<br />

des Wohnungsbestandes, im Rahmen des<br />

Gemeinschaftswerkes Ost sowie des Kreditprogramms<br />

der Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />

instandgesetzt oder modernisiert wurden<br />

(Presse- und Informationsdienst der Bundesregierung<br />

Nr. 72/1993).<br />

Neben der zum Teil bedenklichen Bauqualität<br />

und den Defiziten in der sanitären Ausstattung<br />

sowie einer umweltverträglichen Wärmeversor<br />

gung ist unter familienpolitischen Gesichtspunkten<br />

hervorzuheben, daß für sämtliche<br />

Haushaltsgrößen die Wohnungsgröße je Person<br />

um 21 bis 31 % geringer ist als in der alten<br />

Bundesrepublik (Raumordnungsbericht 1991).<br />

Aus naheliegenden und bekannten Gründen<br />

unterscheidet sich auch die Eigentumsstruktur<br />

des Wohnungsbestandes erheblich. In den alten<br />

Bundesländern befanden sich 1987 80 % der<br />

Wohnungen in Privateigentum. In den neuen<br />

Bundesländern betrug dieser Anteil 1989 40 %.<br />

1991 befanden sich 27 % der Wohnungen in<br />

kommunalem Eigentum, 9 % unter kommunaler<br />

Treuhänderschaft, 16 % im Besitz von Genossenschaften,<br />

20 % waren selbstgenutztes und<br />

28 % vermietetes Privateigentum (iwd 38/92,<br />

S. 7). Ein eigenes Heim hat nur jede zehnte<br />

Familie (GP Forschungsgruppe 1991), in den<br />

alten Bundesländern dagegen fast jede zweite<br />

Familie (1985: 48,3 % aller Familien).<br />

Aus der Sicht der Familien und der Familienpolitik<br />

als problematisch zu bezeichnen ist bei<br />

den seit 1975 in Plattenbauweise fertiggestellten<br />

Neubauwohnungen eine hohe Wohndichte,<br />

eine große Zahl hochgeschossiger Bauten und<br />

vielfach das Fehlen einer ausreichenden Infrastruktur.<br />

Da Neubautätigkeit und Modernisierung<br />

seit Beginn der 70er Jahre auf die Großund<br />

die mittleren Industriestädte konzentriert<br />

worden waren, besteht ein beachtliches Gefälle<br />

im Wohnungsversorgungsgrad zwischen Stadtund<br />

Landkreisen; dagegen hat sich in den alten<br />

Bundesländern in den 80er Jahren in erster<br />

Linie die Wohnungsversorgung in den ländlichen<br />

und mittelstädtischen Gebieten verbessert<br />

(BMiB 1987, 536).<br />

Wie sich der vorhandene Wohnungsbestand auf<br />

Familien unterschiedlicher Schichtzugehörigkeit<br />

und unterschiedlicher Struktur verteilt, ist<br />

(noch) nicht bekannt, da die Verteilungsstruktur<br />

des Wohnungsbestandes weder in der amtlichen<br />

Statistik noch im wissenschaftlichen<br />

Bereich erfaßt wurde (Sozialreport 1990, S. 41).<br />

Nach jüngsten Umfrageergebnissen leben 56 %<br />

der Dreipersonenhaushalte, 41 % der Vierpersonenhaushalte<br />

und 14 % der Fünfpersonen<br />

haushalte in Wohnungen mit 50 bis 70 m 2 (GP<br />

Forschungsgruppe 1991).<br />

Alles in allem ist familienpolitisch gesehen die<br />

Wohnungsversorgung der Familien in den<br />

alten, insbesondere aber in den neuen Bundesländern<br />

stark defizitär. Für die alten Länder<br />

wird der Nettozugang an Wohnungen, der bis<br />

zum Jahre 2000 aufgrund der zu erwartenden<br />

Zuwanderung und der zu erwartenden Änderung<br />

der Haushaltsstrukturen erforderlich erscheint,<br />

auf jährlich 500 000 Wohnungen<br />

geschätzt, für die neuen Länder auf jährlich<br />

rund 100 000 (Gesamtverband der Wohnungswirtschaft,<br />

SZ vom 23. Oktober 1992).<br />

Privateigentum<br />

an Wohnungen<br />

-<br />

Stadt<br />

Land<br />

Gefälle

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!