Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Drucksache 12/7560<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode<br />
Bildungs<br />
unter<br />
schiede<br />
bei Paaren<br />
1.1 Bildungsunterschiede, Zeitmuster<br />
und Beziehungserfahrungen<br />
Veränderungen der Ausprägung von Partnerwahl,<br />
Partnerschaftserleben und Eheschließung<br />
überlagern sich mit den Veränderungen der<br />
Zeitmuster von Bildung, Ausbildung und<br />
Berufseintritt. Betont werden muß, daß es sich<br />
dabei um ein Zusammenwirken der veränderten<br />
Entscheidungen sowohl der Frauen als auch<br />
der Männer handelt und nicht etwa nur um den<br />
Wandel der Lebensperspektiven und -weisen<br />
der Frau (vgl. hierzu den Abschnitt IV.3 „Zum<br />
Wandel des Eheschließungsverhaltens und des<br />
Familiengründungsprozesses " ) .<br />
Die Beobachtungen zeigen, daß die sich verstärkende<br />
Vielfalt der Lebensverläufe weiterhin<br />
erheblichen Differenzierungen in Abhängigkeit<br />
vom Bildungsniveau unterliegt. Diese Prozesse<br />
werden sich als Folge der fortschreitenden Bildungsexpansion<br />
fortsetzen.<br />
Während sich an den Altersunterschieden der<br />
Frauen und Männer bei der Eheschließung in<br />
den vergangenen Jahrzehnten wenig geändert<br />
hat, sind in bezug auf das Bildungsniveau der<br />
Paare deutliche Veränderungen zu beobachten.<br />
Der Anteil der Frauen und Männer, die einen<br />
-<br />
Partner oder eine Partnerin mit gleichem Schulabschluß<br />
2) heirateten, ist in den westlichen<br />
2 ) In einer Reihe der dem Familien-Survey (West und<br />
Ost) entnommenen Auswertungen erfolgt eine Differenzierung<br />
nach dem Schulabschluß der Befragten<br />
bzw. deren Eltern. Im Text sowie in den Abbildungen<br />
umfaßt die Kennzeichnung „Hauptschule" in den<br />
westlichen Bundesländern „ohne/mit Hauptschulabschluß"<br />
und in den östlichen Bundesländern „weniger<br />
als 8. Klasse/Abschluß 8. Klasse", die Kennzeichnung<br />
„Abitur" in den westlichen Bundesländern „Fachhochschulreife/Abitur"<br />
und in den östlichen Bundesländern<br />
„Abitur".<br />
Bundesländern bei Frauen und Männern gesunken<br />
(Tölke 1991). Mit der Bildungsexpansion<br />
haben sich die Möglichkeiten der Partnerwahl<br />
erhöht. Sie werden von den Frauen stärker<br />
genutzt als von den Männern (vgl. Abb. IX/1). In<br />
den östlichen Bundesländern zeigt sich zunächst<br />
eine ähnliche Entwicklung, jedoch ist inzwischen<br />
der Anteil der Heiraten von Partnern<br />
mit gleichem Schulabschluß wieder gestiegen.<br />
Dies wird auf den sehr hohen Anteil<br />
mittlerer Schulabschlüsse zurückgeführt (vgl.<br />
Abb. IX/2).<br />
Das Alter der Frauen und Männer bei der ersten<br />
Eheschließung in den westlichen Bundesländern<br />
verringerte sich oder stagnierte in allen<br />
Bildungsschichten, bis in den 70er Jahren ein<br />
deutlicher Anstieg einsetzte (vgl. Abb. IX/3).<br />
Von den um 1960 geborenen Frauen mit Hauptschulabschluß<br />
waren bereits im Alter von<br />
22,3 Jahren 50 % verheiratet. Diesen Wert<br />
erreichten Frauen mit Abitur erst im Alter von<br />
28,5 Jahren; sie sind bei den Frauen die Schrittmacherinnen<br />
des Aufschubs der Heirat. Das<br />
Heiratsalter der Männer liegt in allen Bildungsschichten<br />
höher als bei den Frauen, jedoch ist<br />
der Abstand zu den Frauen mit gleichem Bildungsabschluß<br />
bei den Männern mit Hauptschulabschluß<br />
größer (6 Jahre) als bei den<br />
Männern mit Abitur (4,5 Jahre). Männer schieben<br />
die Eheschließung stärker in ein höheres<br />
Alter als die Frauen. Der Aufschub wird —<br />
anders als bei den Frauen — von Männern aller<br />
Schulabschlüsse getragen.<br />
Ein völlig anderes Bild zeigt sich beim Blick auf<br />
die östlichen Bundesländer (vgl. Abb. IX/4).<br />
Abiturienten und Abiturientinnen heiraten in<br />
nur etwas höherem Alter als Männer und<br />
Zeitmuster<br />
Abbildung IX/1<br />
Abbildung IX/2<br />
Bildungsunterschiede bei Paaren bei Erst<br />
heirat (bis zum Alter von 30 Jahren); Pa rtner<br />
bzw. Pa rtnerin hatte einen niedrigeren<br />
oder einen höheren Schulabschluß;<br />
in %, westliche Bundesländer<br />
Bildungsunterschiede bei Paaren bei Erst<br />
heirat (bis zum Alter von 30 Jahren); Pa rtner<br />
bzw. Partnerin hatte einen niedrigeren<br />
oder einen höheren Schulabschluß;<br />
in %. östliche Bundesländer