Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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Drucksache 12/7560<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> -<br />
12. Wahlperiode<br />
bringen, sondern zusätzlich vor der Forderung<br />
nach lebenslanger Weiterbildung. Die Kommission<br />
macht im folgenden darauf aufmerksam,<br />
- daß vom Wandel der Altersstruktur der<br />
Bevölkerung mit dem drastisch abnehmenden<br />
Anteil junger Menschen zusätzliche<br />
Anforderungen an die Leistungsfähigkeit<br />
der älterwerdenden Bevölkerung - also<br />
auch der Mütter und Väter - ausgehen,<br />
- daß Eltern zur Pflege und Erneuerung des<br />
Humanvermögens nicht allein dadurch beitragen,<br />
daß sie für die Qualifikation des<br />
Nachwuchses sorgen, sondern außerdem<br />
durch erhebliche Anstrengungen, die der<br />
Erhaltung der eigenen Kompetenzen dienen,<br />
- daß auch das Weiterbildungssystem auf die<br />
Bedürfnisse und Lebenslage von Müttern<br />
und Vätern durch Herstellen der Vereinbarkeit<br />
von Familie und Weiterbildung Rücksicht<br />
nehmen muß. Die Familienorientierung<br />
des Bildungssystems darf sich nicht auf<br />
Schule und berufliche Erstausbildung beschränken.<br />
Die diesem Abschnitt zugrunde liegenden<br />
neueren Forschungsergebnisse zum Weiterbildungsverhalten<br />
bestätigen in den wichtigen<br />
familienbezogenen Fragestellungen die Ergebnisse<br />
von früheren Untersuchungen. Vor allem<br />
ist hier die von W. Schulenberg u. a. im Jahr<br />
1978 vorgelegte breit angelegte Untersuchung<br />
"Soziale Faktoren der Bildungsbereitschaft<br />
Erwachsener", der eine Repräsentativbefragung<br />
von mehr als 4 000 Personen zugrunde lag,<br />
zu nennen. Sie gilt immer noch als eine Schlüsseluntersuchung<br />
der Erwachsenenbildungsforschung.<br />
Die weithin übereinstimmenden Analyseergebnisse<br />
verleihen den gegenwärtig naheliegenden<br />
Anregungen zusätzliches Gewicht.<br />
Die Kommission verwendet in der Regel für alle<br />
Formen der Bildung von Erwachsenen den<br />
Begriff der Weiterbildung, ohne damit die in<br />
bestimmten Bildungsansätzen (zum Beispiel in<br />
der Familienbildung) zum Ausdruck kommenden<br />
Differenzierungen zu verkennen.<br />
2.1 Lebenslanges Lernen<br />
Demogra- Die Gesellschaft konnte über Generationen hinphiseher<br />
weg darauf vertrauen, daß sich durch genügend<br />
Struktur- Nachwuchs das Humanvermögen erneuert. In<br />
wandel den 90er Jahren wird nun erstmals seit langer<br />
und zu- Zeit die Zahl der in das Erwerbsleben eintretensätzliehe<br />
den Jüngeren kleiner sein als die Zahl der<br />
Anforde- ausscheidenden Älteren (vgl. Abb. IX/13).<br />
rungen an<br />
die älter- Es gibt keine Anzeichen dafür, daß sich diese<br />
werden- Schere in absehbarer Zeit schließen könnte, im<br />
den Eltern Gegenteil. Eine Erhöhung des Durchschnittsalters<br />
des Erwerbspersonenpotentials ist die<br />
zwangsläufige Folge. Deshalb werden in<br />
Zukunft auch die Älterwerdenden mehr als<br />
bisher die Erneuerung gemeinsam mit den Jün-<br />
214<br />
Abbildung IX/13<br />
Anzahl der 15- bis 24jährigen und der 55-<br />
bis 64jährigen, 1960 bis 2030, westliche<br />
und östliche Bundesländer<br />
14 in Millionen<br />
13 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - _ - - - - - - - ___________ _<br />
12 - - - - - - - - - - - -<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
o<br />
1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030<br />
G] 15 - bis 24jährige<br />
• 55- bis 64jährige<br />
Quelle: StBA; Darstellung IES<br />
geren sichern müssen. Je geringer der Anteil<br />
jüngerer Menschen an der Bevölkerung eines<br />
Gemeinwesens ist, umso stärker ist der Leistungsdruck,<br />
dem die Älterwerdenden ausgesetzt<br />
sind. Und umgekehrt: Je höher der Anteil<br />
der Alten ist, umso höhere (soziale) Leistungsanforderungen<br />
haben die Jüngeren zu erfüllen.<br />
Eine Balance der wechselseitigen Leistungsanforderungen<br />
würde durch eine neuartige Integration<br />
von Neuwissen und Erfahrungswissen<br />
erleichtert. Nur durch vorbeugende lebenslange<br />
Weiterbildung kann vermieden werden,<br />
daß der Anteil veralteter Kompetenzen in unserer<br />
Gesellschaft steigt und dadurch die Qualität<br />
des Wirtschaftsstandortes Deutschland gefährdet<br />
wird.<br />
Ob die Familienorientierung der Weiterbildung<br />
durchgesetzt werden kann oder nicht, hängt<br />
von den Trägern der Einrichtungen und dem<br />
Rechtsrahmen der Weiterbildung ab.<br />
Zu den Anbietern von Weiterbildung zählen<br />
Volkshochschulen, Heimvolkshochschulen,<br />
Familien bild ungsstä tten , gewerkschaftliche,<br />
kirchliche, arbeitgebernahe, verbandliche und<br />
andere keinem Träger zugeordnete Einrichtungen<br />
sowie Hochschulen, Kommunen und Kammern.<br />
Im Bereich der beruflichen Weiterbildung<br />
sind darüber hinaus die Betriebe und kommerzielle<br />
Anbieter wichtige Träger.<br />
Berufliche und allgemeine Weiterbildung ist<br />
ihrem Wesen nach ein Instrument, mit dem<br />
schnell auf neue Qualifikationsbedarfe reagiert,<br />
individuell auf Bildungsbedürfnisse eingegan-<br />
Träger<br />
und<br />
Rechtsrahmen<br />
der<br />
Weiterbildung