Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
orientierung des Bildungssystems wirksam beitragen<br />
können. Die Kommission beschränkt sich<br />
auf ausgewählte Anregungen. Sie zeigen, daß<br />
nur beharrliche Arbeit an vielen Einzelheiten<br />
zum Ziel der Familienorientierung des Bildungssystems<br />
führen kann.<br />
6.1. Übergreifende Handlungsansätze<br />
Eine unübersehbare andauernde Dynamik<br />
kennzeichnet die Bildungsentscheidungen der<br />
Eltern und Kinder. Die Kommission betont<br />
daher, daß die Rahmenbedingungen sämtlicher<br />
Stufen und Zweige des Bildungssystems so<br />
gestaltbar sein müssen, daß im Wandel der<br />
Lebenslagen und Bildungsbedürfnisse der Familien<br />
Chancengerechtigkeit entstehen kann.<br />
Vielfalt und Wandel der Lebenslagen und Bildungsbedürfnisse<br />
erfordern<br />
dungsstätten gehören, ist konsequent durchzusetzen<br />
und zu sichern. Dazu gehört auch die<br />
familienbezogene Zuordnung der allgemeinbildenden<br />
und berufsbildenden Bildungswege<br />
zueinander.<br />
Die regionalen Unterschiede des Ausbaus der<br />
schulischen Bildungsinfrastruktur sind eine<br />
Herausforderung der kommunalen Schulträger.<br />
Die Kommission empfiehlt, aus strukturpolitischen<br />
Gründen die lebensräumliche Attraktivität<br />
der Gemeinwesen im Interesse der Bindung<br />
und Bildung des Humanvermögens durch eine<br />
-<br />
Familienorientierung des Bildungssystems zu<br />
sichern. Die schulrechtlichen Kompetenzen der<br />
Länder erfordern ein gleichge richtetes Zusammenwirken<br />
von Kommunen und Ländern. Dies<br />
kann vor allem durch das Gewähren von eigenverantwortlichen<br />
sachlichen und finanziellen<br />
Handlungsspielräumen auf örtlich-regionaler<br />
Ebene geschehen.<br />
Erreichbarkeit<br />
der Gesamtheit<br />
des Bil<br />
dungs<br />
systems<br />
— die Differenzierung von Bildungszielen, Bildungswegen<br />
und Bildungsinhalten,<br />
— die Regionalisierung der Bildungsangebote<br />
und die Erreichbarkeit der Ganzheit des<br />
Bildungssystems vom Familienwohnsitz<br />
aus.<br />
Das Erfüllen dieser Anforderungen ist ein<br />
wesentlicher Beitrag zur<br />
— bestmöglichen Förderung von Begabten und<br />
Benachteiligten,<br />
— Generationen- und Geschlechterorientierung<br />
im Lebens- und Familienzyklus,<br />
— Unterstützung und Entlastung von Familien<br />
unabhängig von Status und Wohnort.<br />
Die Zugänglichkeit der verschiedenen Bildungswege<br />
für die Kinder und die Vereinbarkeit<br />
von Ausbildung und Elternschaft sowie von<br />
Weiterbildung und Familie erfordern ein Bildungssystem,<br />
das innerhalb der sozialräumlichen<br />
Lebenswelt den Kindern und Eltern die<br />
Gesamtheit der Stufen und Zweige des Bildungssystems<br />
erreichbar macht. Wichtige<br />
Gründe sind zum Beispiel die Rücksichtnahme<br />
auf das Leistungsvermögen der Kinder und die<br />
Rücksichtnahme auf die durch Pa rtnerschaft<br />
und Elternschaft sowie Bildung und Arbeit verknüpften<br />
Biographien von Mutter und Vater.<br />
Dazu ist es erforderlich, die horizontale und<br />
vertikale Durchlässigkeit des Bildungssystems<br />
zu fördern und die Verschränkung von Ausbildung,<br />
Weiterbildung, Erwerbsarbeit und Elternschaft<br />
mittels einer günstigen wechselseitigen<br />
Erreichbarkeit von Familienwohnung, Bildungsstätten<br />
und Arbeitsplätzen sowohl für die<br />
Kinder als auch für Mütter und Väter zu erleichtern.<br />
Die Regionalisierung des Bildungssystems mit<br />
den allgemeinbildenden Schulen, den Lernorten<br />
der Berufsausbildung, zu denen auch die<br />
Hochschulen gehören, sowie den Lernorten der<br />
Weiterbildung, zu denen auch die Familienbil<br />
Die regionalen Unterschiede des Ausbaus des<br />
Hochschulsystems sind eine Herausforderung<br />
der Länder und des Bundes. Die familienpolitische<br />
Relevanz kennzeichnet der hohe Anteil der<br />
Söhne und Töchter, die ihre Berufsausbildung<br />
an Hochschulen absolvieren (rund 30 %).<br />
Kernstück der Familienorientierung des Bildungsangebots<br />
ist seine inhaltliche und zeitliche<br />
Flexibilisierung. Dazu gehören Konzepte<br />
einer Teilzeitausbildung, einer Verbindung von<br />
Präsenz- und Fernstudien, von Teilzeit- und<br />
Vollzeitstudien, von berufspraktischer Ausbildung<br />
und Studium sowie einer baukastenartigen<br />
Staffelung der Bildungswege nach Inhalten<br />
und Abschlußzielen. Merkmal eines familienorientierten<br />
Bildungsangebots sind studienbegleitende<br />
Prüfungs- und Zertifizierungssysteme<br />
sowie die Erleichterung der Unterbrechung und<br />
die Förderung der Rückkehr durch Pflege der<br />
bereits erreichten Kompetenzen.<br />
Die Kommission empfiehlt nachdrücklich, in<br />
den relevanten Bildungsbereichen durch flexible<br />
Angebotsstrukturen<br />
— die Koordinierung der Schulbildung der Kinder<br />
mit der Berufsarbeit der Eltern,<br />
— die Verschränkung von Ausbildung, Familienentwicklung<br />
und Erwerbsarbeit von<br />
Müttern und Vätern,<br />
— die Koordinierung von Weiterbildung, Familie<br />
und Erwerbsarbeit der Eltern<br />
zu erleichtern und dadurch einen besonders<br />
wichtigen Beitrag zur Familienorientierung des<br />
Bildungssystems zu leisten.<br />
Die Bildungsbereiche müssen den familialen<br />
und den institutionellen Bedingungen des Ausbildungsabbruchs<br />
eine größere Aufmerksamkeit<br />
widmen, um die Zahl der Ausbildungs- und<br />
Studienabbrüche zu verringern und statt Abbruch<br />
einen geregelten Übergang ins Berufsleben<br />
oder die Rückkehr in das Bildungssystem<br />
zu ermöglichen.<br />
Flexibilisierung<br />
des Bil<br />
dungsan<br />
gebots