Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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Drucksache 12/7560<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode<br />
higung zum Dienen ist eine Schlüsselqualifikation<br />
für beide Geschlechter und in allen Berufen<br />
und Branchen.<br />
Ohne eine Neuorientierung wird es schwer sein,<br />
die im Dienstleistungssektor liegenden Arbeitsmarktchancen<br />
zu realisieren, den Leistungen,<br />
die der Pflege des Lebens dienen, also auch den<br />
Leistungen der Familie den erforderlichen<br />
hohen Rang im Gemeinwesen zu verschaffen<br />
und partnerschaftlichen Lebensmodellen in der<br />
Gesellschaft zum weitreichenden Durchbruch<br />
zu verhelfen.<br />
ihr zugeschrieben, wobei die Erwerbstätigkeit<br />
der Mutter als Risikofaktor für den<br />
Bildungsweg der Kinder gilt (Fthenakis<br />
1992). Dies hat auch damit zu tun, daß die<br />
Schule mit der Familie in der Funktion einer<br />
Hilfsschule und mit der Mutter in der Funktion<br />
einer Hilfslehrerin bei der Hausaufgabenbetreuung<br />
kalkuliert. Wenn diese Leistungen<br />
vermeintlich oder tatsächlich nicht<br />
erbracht werden, wird die Verantwortung<br />
für eine Beeinträchtigung des Bildungswegs<br />
der Kinder zu leicht der Familie angelastet.<br />
Unter<br />
liche Le<br />
benslagen<br />
und Lern<br />
schwierig<br />
keiten<br />
3.4 Der Einfluß unterschiedlicher<br />
Lebenslagen auf die Bildungschancen<br />
Die Kommission verdeutlicht die Bedeutung<br />
unterschiedlicher Lebenslagen an den sozialen<br />
Unterschieden innerhalb der Schulen und an<br />
den regionalen Unterschieden der Bildungsbeteiligung.<br />
Bildungschancen von Kindern werden über die<br />
häufig vorurteilsbeladene Einschätzung von<br />
Lebensbedingungen, von erzieherischen Kompetenzen<br />
und Bildungsleistungen in den Familien<br />
durch die Schule beeinflußt (Expertise<br />
Grundmann/Huinink/Krappmann). In die Einschätzung<br />
der zu erwartenden Lernschwierigkeiten<br />
oder Lernvorteile der Kinder spielt auch<br />
mit hinein, wie Lehrerinnen und Lehrer das<br />
soziale Milieu beurteilen, aus dem die Kinder<br />
stammen. Beispiele sind:<br />
— Kinder und Eltern, die in als problematisch<br />
betrachteten Familienformen leben, haben<br />
mit Vorurteilen zu kämpfen, deren Resultat<br />
mangelnder Bildungserfolg ist, der aber<br />
nicht nur aus der mangelnden Funktionsfähigkeit<br />
der Familie hervorgeht. Zum Beispiel<br />
hängen die Folgen von Scheidung und Trennung<br />
der Eltern für die Bildungsentwicklung<br />
der Kinder von der gesellschaftlichen Akzeptanz<br />
für diese familiale Situation ab.<br />
Negative Haltung der Umwelt und erfahrene<br />
Benachteiligungen, oft mit wirtschaftlichen<br />
Einschränkungen einhergehend, beeinflussen<br />
die Selbsteinschätzung der Familienmitglieder<br />
und lassen sie unter erhöhten Leistungsdruck<br />
geraten. Sowohl der Versuch,<br />
sich als „normale " Familie darzustellen, als<br />
auch das Eingehen (der Schule) auf die<br />
besondere Problemlage verstärken das Gefühl<br />
der Andersartigkeit, belasten die innerund<br />
außerfamiliale Interaktion der Familienmitglieder<br />
und wirken sich negativ auf den<br />
Bildungsweg aus.<br />
— Familien mit Kindern, in denen die Eltern —<br />
also auch die Mütter — erwerbstätig sind,<br />
haben ebenfalls häufig mit Vorurteilen zu<br />
tun, weil die Verantwortung für die Entwicklung<br />
der Kinder überwiegend der Mutter<br />
zugeschrieben wird. Der schulische<br />
Erfolg beziehungsweise schulische Schwierigkeiten<br />
der Kinder werden hauptsächlich<br />
— Kinder aus Familien, in denen die Eltern<br />
von Arbeitslosigkeit betroffen sind, nehmen<br />
dann, wenn es sich nicht um eine bekannte<br />
Langzeitarbeitslosigkeit handelt, das Vorurteil<br />
der Lehrer und Mitschüler vorweg und<br />
versuchen, die mit der wirtschaftlichen Problemlage<br />
verbundenen Einschränkungen zu<br />
verbergen, täuschen Normalität vor und setzen<br />
sich dadurch Beanspruchungen aus, die<br />
ebenfalls zur Beeinträchtigung des Schulerfolgs<br />
führen. Diese Vorwegnahme erklärt<br />
sich auch aus beobachteten Problemlagen,<br />
in denen das Vorurteil seitens der Schule<br />
Folgen hatte.<br />
Diese Hinweise sind lediglich ausgewählte Beispiele<br />
aus einem großen Strauß vergleichbarer<br />
Befunde, die alle nahelegen, daß neben partnerschaftlicher<br />
Erziehung durch Mutter und<br />
Vater auch die Motivation der Lehrkräfte für<br />
angemessenes Eingehen auf die verschiedenen<br />
familialen Lebenslagen unerläßlich ist.<br />
In den östlichen Bundesländern ist das Erfüllen<br />
der Erziehungsanforderungen derzeit besonders<br />
schwierig. Dort erbringen die Familien<br />
vielfältige und wichtige Leistungen im Anpassungsprozeß<br />
nicht allein an die wirtschaftlichen,<br />
sozialen und politischen, sondern auch an die<br />
kulturellen Veränderungen. Da auch die Schule<br />
grundlegenden Veränderungen unterliegt,<br />
wird der Bildungsweg der Kinder sowie das<br />
Verhältnis der Familien zur Schule und das von<br />
Eltern und Kindern zusätzlich beansprucht. Aus<br />
bildungs- und familienpolitischer Perspektive<br />
unterscheidet dies die Lebenslage der Familien<br />
in den östlichen Bundesländern deutlich von der<br />
der Familien in den westlichen Bundesländern.<br />
Kinder sehen sich neuen, auch höheren Leistungsanforderungen<br />
gegenüber und erleben<br />
die Veränderung der Verhaltensweisen ihrer<br />
Lehrer. Eltern sehen die Probleme in der Schule<br />
als eine analoge Problemlage zu ihren eigenen<br />
Anpassungsschwierigkeiten. Sie scheinen eher<br />
Verständnis für ihre Kinder aufzubringen als auf<br />
Schulerfolge ihrer Kinder zu drücken. Dennoch<br />
steht in den Familien die Relevanz der Schulleistungen<br />
für künftige Berufs- und Lebenschancen<br />
zur Debatte (Expertise Meyer). Die Gleichzeitigkeit<br />
der Veränderungsprozesse in Familie<br />
und Schule und der Neuorientierung von Eltern<br />
und Lehrern birgt im Blick auf die Kinder<br />
Familien<br />
in den östlichen<br />
Bundesländern<br />
-schied<br />
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