Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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Drucksache 12/7560<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode<br />
4. Privathaushalte und Familien<br />
Seit Jahrhunderten gelten überall in der Welt die<br />
Privathaushalte — also die Institutionen des Zusammenwohnens<br />
und Zusammenwirtschaftens der Kleingruppen<br />
der Gesellschaften — als Erhebungs- und<br />
Zähleinheiten zur Bestimmung der Zahl und Struktur<br />
von Bevölkerungen. Die möglichst vollständige<br />
Ermittlung aller Bewohner und Bewohnerinnen eines<br />
Landes nach Zahl, Alter, Geschlecht, Familienstand<br />
sowie jeweils von den Obrigkeiten bestimmten weiteren<br />
Merkmalausprägungen (Religionszugehörigkeit,<br />
Erwerbstätigkeit, Fruchtbarkeit etc.) erfolgt durch die<br />
Volkszählungen, die gesetzlich geregelt sind.<br />
Während die Privathaushalte die Erhebungseinheiten<br />
sind, führt erst die Auswertung von Zahl und Art der<br />
Haushaltsangehörigen zur Erfassung der familialen<br />
Lebensformen.<br />
Die amtliche Haushalts- und Familienstatistik in<br />
Deutschland kann nur das erfassen und für die gesellschaftliche<br />
und familienpolitische Diskussion an Informationen<br />
über familiale Lebensformen bereitstellen,<br />
was in den Gesetzen für die Volks- und Berufszählung<br />
definitiv festgelegt ist.<br />
4.1 Die Häufigkeit verschiedener Haushaltsformen<br />
Abbildung II/23 zeigt in einem Zeitvergleich die<br />
wichtigsten Informationen über die Entwicklung der<br />
Zusammensetzung der Privathaushalte in den alten<br />
Bundesländern und im Vergleich dazu den Stand von<br />
1991 in den neuen Ländern: 1991 gab es in Deutschland<br />
35,3 Mio. Privathaushalte, davon waren 23 %<br />
(6,7 Mio.) in den neuen Bundesländern beheimatet.<br />
Das Verhältnis der Ein- zu den Mehrpersonenhaushalten<br />
hat sich in den alten Bundesländern stark<br />
verändert. Der Anteil der Einpersonenhaushalte an<br />
allen Privathaushalten hat sich von 18,3 % (1957) auf<br />
35,1 % (1991) erhöht; der Anteil der Einpersonenhaushalte<br />
an allen Personenhaushalten in den neuen<br />
Bundesländern betrug dagegen nur 27,6 %. Die<br />
Gründe dafür dürften primär im dortigen Mangel an<br />
Wohnraum für die jungen Erwachsenen zu suchen<br />
sein. Die nichtledigen Personen — also im wesentlichen<br />
die älteren Menschen — in Einpersonenhaushalten<br />
sind anteilmäßig in den alten und neuen Bundesländern<br />
gleich häufig: Jeder 5. Haushalt ist ein solcher<br />
Haushalt. Der Vergleich von 1957 mit 1982 und 1991<br />
zeigt jedoch auch, daß bereits 1982 die einmal verheiratet<br />
gewesenen Personen in Einpersonenhaushalten<br />
zu 20 % alleine wohnten und wi rtschafteten. Eine<br />
strukturelle Zunahme dieses Haushaltstypus der<br />
alleinwohnenden Älteren zeigt sich in den Daten von<br />
1991 nicht mehr. Insgesamt leben in den alten<br />
Bundesländern 15,6 % der gesamten Bevölkerung in<br />
Einpersonenhaushalten, in den neuen Bundesländern<br />
dagegen nur 11,6 %. Der Anstieg in den alten Bundesländern<br />
beträgt im Zeitraum von 34 Jahren 9 Prozentpunkte<br />
(Tab. II/19).<br />
Im internationalen Vergleich (vgl. Tab. II/20) haben in<br />
den Ländern der EG Deutschland (31 %) und Däne<br />
mark (30 %) die höchsten Anteile an Einpersonen-<br />
Tabelle II/19<br />
Anteil der in Einpersonenhausnalten lebenden Per<br />
sonen an der Wohnbevölkerung 1957, 1982 und 1991<br />
in den alten und neuen Bundesländern (in 1000 und %)<br />
Jahre<br />
Wohn-Personen in Anteil an der<br />
bevölkerung<br />
Ein-Personen Wohnbevölke-<br />
Haushalten rung in %<br />
1957 53 656 3 353 6,3<br />
1982 61 394 7 926 /2,9<br />
AB* 1991 64 246 10 019 15,6<br />
NB* 1991 15 906 1 839 11,6<br />
AB* Alte Bundesländer<br />
NB* Neue Bundesländer<br />
Quelle: Mikrozensus 1957, 1982, WiSta 3/1993<br />
haushalten; die südlichen Länder der EG — Spanien<br />
(10 %), Portugal (13 %), Griechenland (15 %), Italien<br />
(18 %) — die niedrigsten. Aufgrund der Altersstruktur<br />
und der allgemeinen Wohlstandsentwicklung scheint<br />
Deutschland der Spitzenreiter bei der Entwicklung<br />
des Alleinlebens und -wirtschaftens zu sein. Doch<br />
auch die Personen in Einpersonen-Haushalten haben<br />
in der Mehrzahl familiale Netzwerke; sie leisten und<br />
erhalten Unterstützungen.<br />
Die Privathaushalte mit der „normalen" Kernfamilienstruktur<br />
sind die Mehrpersonenhaushalte, in<br />
denen zwei oder auch mehr Generationen zusammen<br />
wohnen und wirtschaften. Abb. II/23 zeigt, daß das<br />
Zusammenwohnen und Zusammenwirtschaften von<br />
drei Generationen nur noch in 1 % der Privathaushalte<br />
in den alten und neuen Bundesländern üblich ist.<br />
Die Privathaushalte mit zwei Generationen — also der<br />
typische Familienhaushalt, in dem Eltern oder Alleinerziehende<br />
mit Kindern zusammen wohnen und wirtschaften<br />
— machen in den alten Bundesländern<br />
36,6 % aller Privathaushalte, in den neuen Bundesländern<br />
dagegen 43,2 % aus. Der Anteil der Haushalte<br />
Alleinerziehender ist in den neuen Bundesländern mit<br />
8,6 % deutlich höher als in den alten Bundesländern<br />
(5,8 %). Knapp 30 % aller Privathaushalte in den alten<br />
Bundesländern und 33,5 % in den neuen Bundesländern<br />
sind Familienhaushalte, in denen Elternpaare<br />
mit ihren ledigen Kindern zusammen wohnen und<br />
zusammen wirtschaften.<br />
Von 35,3 Mio. Privathaushalten in Deutschland haben<br />
1991 10,75 Mio. Privathaushalte eine „normale" Kernfamilienstruktur;<br />
2,2 Mio. Alleinerziehende mit ledigen<br />
Kindern kommen hinzu. Sie bilden gemeinsam<br />
die typischen Familienhaushalte, welche die wichtigste<br />
Zielgruppe für die Familienpolitik sind.<br />
Weitere 8,2 Mio. Privathaushalte sind Eingenerationen-Haushalte<br />
— also Ehepaare, die zum Zeitpunkt<br />
der Zählung keine ledigen Kinder in ihren Haushalten<br />
haben. Diese Ehepaare können junge Paare sein, die<br />
sich noch Kinder wünschen, oder ältere Ehepaare,<br />
deren Kinder bereits mit oder ohne weitere Unterstützung<br />
aus den Herkunftshaushalten ausgezogen sind.<br />
Es können aber auch Paare sein, die, aus welchen<br />
Gründen auch immer, keine Kinder haben.<br />
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