27.02.2014 Aufrufe

Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gestal<br />

tung kom<br />

munaler<br />

Bebau<br />

ungspläne<br />

Umweltqualität<br />

Drucksache 12/7560<br />

Über den kommunalen Bebauungsplan werden<br />

Art und Maß der baulichen Nutzung geregelt.<br />

Gestaltungssatzungen und vertragliche Vereinbarungen,<br />

wie man sie z. B. mit einem Bauträger<br />

auch über die Mischung der Wohnungsgrößen<br />

schließen könnte, sind weitere Instrumente für<br />

eine Umsetzung einer familienfreundlichen<br />

Quartiersplanung. Eine kleinräumige Mischung<br />

unterschiedlich großer Wohnungen ist<br />

nämlich eine zentrale Voraussetzung dafür, daß<br />

in einem Quartier ein Leben im Generationenverbund<br />

möglich ist, d. h. daß junge und ältere<br />

Haushalte in nachbarschaftlicher Teilhabe und<br />

Solidarität miteinander leben können. Durch<br />

Berücksichtigung familialer und nachbarschaftlicher<br />

Netze bei der Wohnungsvergabe können<br />

Vermieterinnen und Vermieter (insbesondere<br />

solche mit einem größeren Wohnungsbestand<br />

wie Wohnungsgesellschaften) die Tragfähig-<br />

-<br />

keit familialer und nachbarschaftlicher Kommunikations-<br />

und Hilfenetze unterstützen<br />

(Wohnungsvermietung als Sozialmanagement).<br />

Auch bei der Vergabe von Belegrecht-Wohnungen<br />

durch die Wohnungsämter können familiale<br />

und Hilfenetze — wie z. B. in Berlin —<br />

berücksichtigt werden.<br />

Hilfreiche Voraussetzung wäre dabei eine<br />

kleinräumige Mischung von Förderungsformen<br />

im Gebäude oder im Baublock; denn sie ermöglicht<br />

häufig erst das kleinräumige Miteinander<br />

von unterschiedlich förderungsberechtigten<br />

Haushalten. Positiver Nebeneffekt wäre zugleich,<br />

daß es nicht zu einer Stigmatisierung<br />

eines Wohngebietes als „sozial schwach" kommen<br />

müßte. Wohnungen unterschiedlicher<br />

Größe im Gebäude bzw. in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

erleichtern zudem auch einen Umzug<br />

in eine kleinere Wohnung, wenn im Alter die<br />

große Wohnung nicht mehr nötig oder zur Last<br />

geworden ist, ohne daß das vertraute Quartier<br />

verlassen werden müßte.<br />

Familien bewerten ihren Wohn- und Lebensraum<br />

zunehmend mehr auch unter dem<br />

Gesichtspunkt der ökologischen Umweltqualität,<br />

d. h. ob der Zustand von Luft und Wasser<br />

ihre Kinder und sie selbst gesundheitlich beoder<br />

entlasten. Die Menschen sind im Hinblick<br />

auf Umweltbelastungen aufmerksamer und<br />

weniger duldsam geworden. Zur Sicherung<br />

einer gesunden Umwelt sind bei Planungsverfahren<br />

Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />

durchzuführen. Verkehrsberuhigungs- und<br />

Lärmschutzmaßnahmen kommen besonders<br />

auch Familien zugute.<br />

Kommunen halten im Rahmen der Flächennutzungs-<br />

und Standortplanung den Schlüssel zu<br />

einer verbesserten familienbezogenen Zuordnung<br />

der Siedlungselemente wie Wohnen,<br />

Erwerbsarbeit, Infrastruktur in ihrer eigenen<br />

Hand. Im zweiten Drittel unseres Jahrhunderts<br />

hatte die Trennung von Wohnen und Erwerbsarbeit<br />

(prononciert in der Charta von Athen<br />

gefordert), als Leitbild der Stadtplanung große<br />

Bedeutung. Die räumliche Trennung dieser<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode<br />

Grundfunktionen sollte gesünderes Wohnen<br />

ermöglichen. Den Bedürfnissen von Eltern,<br />

Familientätigkeit und Erwerbstätigkeit miteinander<br />

in Einklang zu bringen, wird eine Siedlung<br />

jedoch besser gerecht, wenn Wohnen und<br />

Erwerbsarbeit in räumlicher Nähe möglich sind.<br />

Die Festsetzung „Reines Wohngebiet" in Bauleitplänen<br />

ist unter diesem Blickwinkel nicht<br />

familienfreundlich. „Allgemeine Wohngebiete"<br />

ermöglichen die nötige Zuordnung von<br />

sozialen Diensten und Angeboten im kleinräumigen<br />

Maßstab. Eine Nachbarschaft von umweltfreundlichen<br />

Arbeitsplätzen und Wohnungen<br />

in Mischgebieten neuen Typs ist anzustreben.<br />

Außerdem sollten auch die Wohnungen<br />

selbst wieder mehr als Orte der Arbeit<br />

gesehen werden. Man denke dabei nicht nur an<br />

häusliche Erwerbsarbeit, sondern in erster Linie<br />

auch an die hauswirtschaftlichen Arbeiten und<br />

an die immer mehr in die Familien verlagerten<br />

handwerklichen Leistungen (Do-it-yourself-<br />

Bewegung).<br />

In jeder Gemeinde bzw. jedem Gemeindeteil<br />

und in jedem städtischen Wohnquartier sollte im<br />

Interesse der weniger mobilen Bewohner, wie<br />

Älteren, jungen Familien sowie Kindern und<br />

Jugendlichen, eine Grundversorgung mit<br />

— Geschäften für den täglichen Bedarf,<br />

— Arzt, Apotheke, häuslicher Krankenpflege,<br />

Kurzzeitpflegestation<br />

— hauswirtschaftlicher Familienhilfe,<br />

— Kinderbetreuungsangebot und schulischer<br />

Grundversorgung sowie<br />

— eine Poststelle<br />

gewährleistet sein. Dieses Erfordernis stößt oft<br />

an Grenzen der Wirtschaftlichkeit. Es dürfen<br />

jedoch nicht die ökonomischen Betriebsgrößen<br />

zur Richtschnur genommen werden. Die zumutbaren<br />

Entfernungen sind ein mindestens ebenso<br />

wichtiges Planungskriterium. Dort, wo die Tragfähigkeit<br />

nicht für die Sicherung der Grundversorgung<br />

ausreicht, müssen mobile Angebote<br />

entwickelt oder Lösungen auf der Basis nachbarschaftlicher<br />

Selbsthilfe gefunden werden.<br />

Das Leben spielt sich auch in unseren Breiten zu<br />

einem großen Teil im Freien ab. Die Nutzung<br />

der Freiräume am Haus als Mietergärten und für<br />

gemeinschaftliches Spiel und nachbarschaftliche<br />

Kommunikation hat eine wichtige soziale<br />

Funktion. Es gibt viele gute Beispiele dafür, daß<br />

Mietergärten und Gemeinschaftsflächen mit<br />

geringem Aufwand und in Eigenhilfe hergerichtet<br />

werden können. Im Winter und bei<br />

schlechter Witterung fehlen in der Regel überdachte<br />

Spiel- und Kommunikationsräume. Hier<br />

fehlen bisher Lösungen im öffentlich finanzierten<br />

Wohnungsbau, weil die Förderrichtlinien<br />

nur Wohnungen und keine Räume für den<br />

Gemeinbedarf einschließen.<br />

Sicherheit und Vertrautheit im Wohnumfeld —<br />

d. h. auf Straßen und Plätzen, in öffentlichen<br />

Woh<br />

nungs<br />

nahe<br />

Grundversorgung<br />

Sicherheit<br />

und Verkehr

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!