27.02.2014 Aufrufe

Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Drucksache 12/7560<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode<br />

Hauswirt<br />

schaftliche<br />

Berufe<br />

Abgrenzung gegenüber den anderen Berufsgruppen<br />

in der Gesundheitsversorgung, zum<br />

Beispiel zu jenen, die entweder ärztliche oder<br />

pflegerische Leistungen erbringen.<br />

Die bisherige Ausbildung in den hier betrachteten<br />

Berufen führt zu Qualifikationsdefiziten. Sie<br />

sind auf die Inhalte wie auch auf die Methoden<br />

zurückzuführen, die die Ausbildung derzeit<br />

kennzeichnen. Durch Weiterbildung, die häufig<br />

unmittelbar an die Erstausbildung anschließt,<br />

wird versucht, die Defizite der Erstausbildung<br />

auszugleichen.<br />

Bildungs- und gesundheitspolitische Überlegungen<br />

legen eine Neustrukturierung der Ausbildung<br />

nahe. Das therapeutische Handeln hat<br />

sich so weiterentwickelt, daß nicht mehr nur<br />

gute berufspraktische Fähigkeiten gefordert<br />

sind, sondern auch der Kompetenz zur Reflexion<br />

und Evaluation hohe Bedeutung zukommt. Weiterhin<br />

gilt es, die Idee von Behandlungsteams zu<br />

fördern. Darin kommt es zu einem effektiven<br />

Einsatz der einzelnen Gesundheitsberufe im<br />

Ablauf von der Diagnose über die Therapie bis<br />

zur Rehabilitation. Beispiele sind die für Familien<br />

sehr bedeutsame Früherkennung der von<br />

Behinderung bedrohten Kinder und die Frühförderung<br />

bei behinderten Kinder. Dies erfordert<br />

Kenntnisse über die eigenen Möglichkeiten<br />

und Formen therapeutischen Handelns in<br />

Abgrenzung zu und in Kooperation mit anderen<br />

Gesundheits- und Erziehungsberufen.<br />

Der Wissenschaftsrat empfiehlt im Fachhochschulbereich,<br />

neue Berufs- und Studiengangsmodelle<br />

für die „nichtärztlichen" Gesundheitsberufe<br />

zu entwickeln (Wissenschaftsrat 1991).<br />

Der Bedarf an hauswirtschaftlichen Berufen<br />

besteht zum großen Teil in familienergänzenden<br />

oder familienersetzenden Einrichtungen<br />

(zum Beispiel in Heimen, Krankenhäusern, im<br />

Hotel- und Gaststättengewerbe). Auch in Privathaushalten<br />

befinden sich erhebliche Nachfragepotentiale<br />

nach haushalts- und familienbezogenen<br />

Hilfen zur Bewältigung des Lebensalltags<br />

alter, kranker, behinderter, pflege- oder<br />

hilfebedürftiger Menschen. Ein Teil der Nachfrage<br />

könnte durch Ausweitung des Leistungsangebotes<br />

von Sozialstationen im Bereich Hauspflege<br />

gedeckt werden. Als Folge der versicherungsrechtlichen<br />

Absicherung des Pflegefalls<br />

ist eine Situation denkbar, in der Hauspflege<br />

auch zunehmend finanziert werden kann.<br />

Die Berufe der Hauswirtschaft stehen zwischen<br />

der im privaten Bereich von jeder Frau (und<br />

jedem Mann) ohne jegliche berufliche Ausbildung<br />

unentgeltlich erbrachten Leistung und<br />

einem System staatlich anerkannter Berufsbilder<br />

und Berufsbildungsgänge (Hauswirtschaftshelferin,<br />

Hauswirtschafterin, Hauswirtschaftsassistentin).<br />

An die Erstausbildung und Berufs<br />

praxis schließt eine Reihe von Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

für Fach- und Führungskräfte<br />

an (zum Beispiel: Wirtschafterin,<br />

Meisterin der Hauswirtschaft, Fachhauswirtschafterin<br />

für ältere Menschen).<br />

Die Berufssituation der Hauswirtschaft wird als<br />

eine mit zahlreichen — für einen weiblichen<br />

Teilarbeitsmarkt typischen — negativen Merkmalen<br />

behaftet charakterisiert: Es handele sich<br />

-<br />

um ein Auffangbecken für schul- und leistungsschwache<br />

junge Frauen; die fragmentarische<br />

Vielfalt von Ausbildungsinhalten, die als „Allerweltsqualifikationen"<br />

angesehen werden, erschwere<br />

eine fachspezifische Vertiefung und<br />

begründe ein hohes Arbeitsmarktrisiko und<br />

führe statt in anspruchsvollere eher in Hilfs-<br />

Tätigkeiten. Die Zahl der Ausbildungsverträge<br />

ist stark rückläufig, andererseits ist der Anteil<br />

von Familienfrauen als externen Teilnehmerinnen<br />

an den Abschlußprüfungen hoch und<br />

nimmt weiter zu.<br />

Mögliche Handlungsansätze, um die bestehenden<br />

Mängel der hauswirtschaftlichen Berufe<br />

abzubauen, sind,<br />

— sie durch Fort- und Weiterbildung zu spezialisieren<br />

für artverwandte Berufe im Hotelund<br />

Gaststättenbereich, der Gebäudereinigung<br />

oder der Speisewirtschaften, und/<br />

oder<br />

— sie verstärkt auf Familien-, Kranken- und<br />

Altenpflege hin aus-, fort- und weiterzubilden,<br />

so daß Dienstleistungen insbesondere<br />

bei Mehr-Kinder-Familien, bei Krankheit<br />

oder Behinderung nicht durch ständig wechselndes<br />

Personal, sondern durch eine Person<br />

erbracht werden können, welche erzieherische,<br />

pflegerische, hauswirtschaftliche und<br />

haushälterische Kompetenzen erwarten lassen,<br />

so daß auch anspruchsvollere und komplexere<br />

Dienstleistungen bei Bedarf selbständig<br />

wahrgenommen werden können.<br />

Schließlich basieren die negativen Merkmale<br />

hauswirtschaftlicher Berufe auf den bereits<br />

genannten Vorurteilen und Abwertungsstrategien,<br />

die zum Beispiel dazu führen, daß „Gebäudereinigung"<br />

hochbezahlt, Haushaltshilfen<br />

jedoch abqualifiziert werden, obgleich sie in der<br />

Regel weit mehr Aufgaben übernehmen als<br />

„ Gebäudereinigung " . Derartige Handlungsansätze<br />

können den hauswirtschaftlichen Berufen<br />

Perspektiven in die Zukunft hinein eröffnen<br />

und jene Inhalte, die noch an vergangenen<br />

Epochen der Hauswirtschaft ausgerichtet sind,<br />

überwinden helfen.<br />

Die Kinderbetreuung in Kindergärten, Kinderkrippen,<br />

Kinderläden und anderen Kindertagesstätten<br />

als freiwillig gewählte Sozialisationsbereiche<br />

ist fast ebenso zum Alltag von Familien<br />

mit Kindern geworden, wie es das Schulwesen<br />

pflichtgemäß ist. Auch die betriebliche Ausbildung<br />

junger Menschen und die Erwachsenenbildung,<br />

an der Mütter und Väter teilhaben,<br />

beeinflussen das Familienleben. Somit sind vor<br />

allem in diesen vier Arbeitsfeldern pädagogische<br />

Berufe mit familienorientierten Dienstleistungen<br />

tätig:<br />

— elementarpädagogische vorschulische Erziehungsleistungen<br />

von Erzieher/innen,<br />

Pädagogische<br />

Berufe

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!