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Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />

Kinder<br />

zahl<br />

Wiedereinstieg, Ausbildung wurden die häufigsten<br />

Verschlechterungen erwartet, wenn die<br />

Frau noch in Ausbildung war (86 %). Im Vordergrund<br />

stand bei den Frauen mit Schwangerschaftsabbruch,<br />

falls sie das Kind bekommen<br />

hätten, die Befürchtung, die Ausbildung unterbrechen<br />

und damit verzögern oder die Ausbildung<br />

abbrechen oder wechseln zu müssen.<br />

Hinsichtlich der Kinderzahl fällt auf, daß sich die<br />

Anteile der Kinderlosen in allen Bildungsgruppen<br />

in kurzer Zeit um etwa ein Drittel erhöhten<br />

(vgl. Abb. IX/10). Außerdem zeigt sich, daß in<br />

Westdeutschland Frauen mit einem höheren<br />

Bildungsniveau, die ihr erstes Kind haben, mit<br />

einer größeren Wahrscheinlichkeit auch ein<br />

zweites Kind bekommen. Da andererseits in<br />

dieser Bildungsgruppe der Anteil der Kinderlosen<br />

relativ hoch ist, kann von einer Polarisierung<br />

des Lebenskonzepts innerhalb der Gruppe der<br />

Hochqualifizierten gesprochen werden.<br />

In dieser Bildungsgruppe, deren Anteil weiter<br />

zunimmt, führt die Lebensplanung bei einem<br />

Teil zur Entscheidung, zugunsten anderer<br />

Optionen eine Elternschaft zu meiden. Bei dem<br />

anderen (weitaus größeren) Teil mündet sie i n<br />

eine bewußte Entscheidung zugunsten einer<br />

Familie, in der die Kinder Geschwister haben. -<br />

(Expertise Grundmann/Huinink/Krappmann).<br />

Die Polarisierung wird auch sichtbar, wenn die<br />

Gruppe jener Frauen und Männer betrachtet<br />

wird, die sich für bewußte Kinderlosigkeit entschieden<br />

haben bzw. ungewollt dauerhaft kinderlos<br />

bleiben, weil der Kinderwunsch zu lange<br />

aufgeschoben wurde. Sie verfügen zwar auch<br />

über eine überdurchschnittlich hohe Schulbildung<br />

(und höhere berufliche Positionen)<br />

(Schneewind/Vaskovics 1992). Da sich am<br />

anderen Pol jedoch die größere Zahl der Mehrkinderfamilien<br />

der Eltern mit ebenfalls höherem<br />

Bildungsniveau befinden, kann nicht behauptet<br />

werden, daß ein steigendes Bildungsniveau<br />

generell mit wenigen Kindern gekoppelt ist.<br />

Für Ostdeutschland liegen Daten zur Kinderzahl<br />

von Frauen nach Berufspositionen vor. Dort<br />

zeigt der Zeitvergleich, daß sich in allen Gruppen<br />

der Anteil der Frauen mit zwei und mehr<br />

Kindern verringert und der Anteil der Kinderlosen<br />

steigt. Höherqualifizierte verzichten häufiger<br />

auf Kinder.<br />

Ein Teil der jungen Frauen und Männer erlebt<br />

die Bedingungen der langen Ausbildung, des<br />

Berufsstarts und der Familiengründung als<br />

Belastungskumulation, entweder weil sie ungeplant<br />

während der Ausbildung in die Elternrolle<br />

geraten sind oder weil sie nicht erst als „späte<br />

Eltern" eine Familie gründen wollen und deshalb<br />

schon in die Ausbildungszeit bewußt die<br />

Elternschaft hineinplanen. Die Gleichzeitigkeit<br />

von Ausbildung und Familienarbeit birgt unter<br />

den derzeitigen Rahmenbedingungen erhebliche<br />

Risiken, und zwar sowohl für Partnerschaft<br />

und Familie als auch für den Bildungsprozeß.<br />

Eine problematische Konstellation erleben zum<br />

Beispiel jene Eltern, bei denen ein Partner um<br />

des Lebensunterhalts wegen oder um die<br />

Berufsposition zu festigen, erwerbstätig sein<br />

muß und der andere Elternteil noch eine Vollzeit-Erstausbildung<br />

absolviert. Sie müssen längere<br />

Zeit hindurch gemeinsam eine Dreifachbelastung<br />

durch Erwerbsarbeit, Ausbildung und<br />

Familie in einer Zeit tragen, in der in der Regel<br />

auch die Partnerbeziehung noch zu festigen ist.<br />

In dieser Situation besteht die Gefahr, daß<br />

entweder die Ausbildung oder die Partnerschaft<br />

oder gar beides scheitern. Derartige Risiken<br />

laden sich Paare bisher in der Regel um der<br />

Qualifizierung des Mannes wegen auf . Die<br />

Paare geben dem Erreichen einer guten Berufsposition<br />

durch den Vater aus Gründen der<br />

ökonomischen Sicherung der Familie Vorrang.<br />

Wenn sich aber die Mutter in der Ausbildung<br />

befindet, müssen die Väter für Entlastung sorgen<br />

und sich zum Beispiel an der Hausarbeit<br />

beteiligen. Sie tun dies deutlich mehr als alle<br />

Gleichzeitigkeit<br />

von Ausbildung<br />

und Fami<br />

liengrün<br />

dung<br />

Abbildung IX/10<br />

Kinderzahl von Frauen, nach Bildungsniveau und Geburtsjahrgang, in %,<br />

Stand April 1989, westliche Bundesländer

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