Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
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Beitrags<br />
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Steuerfreibeträge<br />
Drucksache 12/7560<br />
die Leistungen des Familienlastenausgleich<br />
bei steigenden Erwerbseinkommen, Mieten<br />
und Verbrauchsgüterpreisen entwertet werden<br />
(vgl. zu dieser Entwertung Kaufmann<br />
1990, S.114). Unter Umständen sollten diese<br />
Maßnahmen aufkommensneutral finanziert<br />
werden, d. h. vor allem durch eine Reform<br />
der Ehegattenbesteuerung.<br />
2. Die beitragsfreien Leistungen der Krankenund<br />
der Rentenversicherung für nicht<br />
erwerbstätige Familienmitglieder Versicherter<br />
werden kinderlosen nicht erwerbstätigen<br />
Familienmitgliedern ebenso gewährt wie<br />
einem kinderversorgenden und -erziehenden<br />
nicht erwerbstätigen Familienmitglied<br />
(Sachleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
und Witwen- sowie Witwerrenten).<br />
Sie sollten so reformiert werden, daß die<br />
Leistungen für Kinderlose weder direkt noch<br />
indirekt von erwerbstätigen Familienmitgliedern<br />
mitfinanziert werden müssen. Da der<br />
Anteil lebenslang kinderloser Ehefrauen voraussichtlich<br />
steigen wird, müssen sozialversicherte<br />
erwerbstätige Familienmitglieder in<br />
zunehmendem Umfang Hinterbliebenenrenten<br />
an Kinderlose mitfinanzieren.<br />
3. Steuerfreibeträge sind ein wesentlicher Bestandteil<br />
des Familienlastenausgleichs. Allerdings<br />
sind Steuerfreibeträge keine zwingende<br />
Konsequenz des Prinzips der Besteuerung<br />
nach der Leistungsfähigkeit, wie das in<br />
der politischen Diskussion immer wieder<br />
behauptet oder unterstellt wird. Denn dieses<br />
Prinzip besagt nur, daß die steuerliche Entlastung<br />
eines Steuerpflichtigen seiner Belastung<br />
durch den Unterhalt von Familienangehörigen<br />
entsprechen muß (vgl. dazu<br />
Albers 1959, S. 273). Die durch Steuerfreibeträge<br />
bewirkten Erhöhungen des verfügbaren<br />
Einkommens sind umso höher, je höher<br />
das steuerpflichtige Einkommen ist. Auch<br />
der monetäre Wert der Haushaltsfreibeträge<br />
für Alleinerziehende, der Ausbildungsfreibeträge,<br />
der Abschreibungen von Wohneigentum<br />
nach § 10e EStG, des Baukindergeldes<br />
und der Kinderbetreuungsfreibeträge<br />
steigt mit steigendem Einkommen. Wenngleich<br />
es nicht als vorrangiges Ziel des Familienlastenausgleichs<br />
betrachtet werden muß,<br />
einen Einkommensausgleich zwischen<br />
Familien unterschiedlicher Einkommensschichten<br />
herbeizuführen, sondern zwischen<br />
Familien und Kinderlosen, so ist es doch ein<br />
Problem der Verteilungsgerechtigkeit, daß<br />
eine ganze Reihe familienorientierter Leistungen<br />
in ihrer Höhe so durch den Einkommensteuertarif<br />
und die Höhe des steuerpflichtigen<br />
Einkommens bestimmt wird, daß<br />
die absolute Besserstellung durch den Tatbestand<br />
„Kinder" umso größer ist, je höher das<br />
Einkommen der Steuerpflichtigen ist. Der<br />
starke Einfluß des Steuersystems auf den<br />
Familienlastenausgleich sollte daher durch<br />
eine Reform der Ehe- und Familienbesteuerung<br />
reduziert werden. Dies erscheint auch<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode<br />
deswegen geboten, weil die vergleichsweise<br />
niedrigen Familieneinkommen in den neuen<br />
Bundesländern vergleichsweise geringe Familienlastenausgleichsleistungen<br />
bewirken.<br />
4. Als reformbedürftig erscheint auch die Förderung<br />
der Bildung von Wohneigentum für<br />
Familien, da das derzeitig angewandte Fördersystem<br />
nicht die Eigentumsbildung für<br />
junge und einkommensschwache Familien<br />
erleichtert, sondern für einkommensstarke<br />
Familien (vgl. dazu auch Abschnitt 3.2 dieses<br />
Kapitels). Auch die ungenügende Berücksichtigung<br />
von Familien, insbesondere von<br />
Mehrkinderfamilien im Rahmen des sozialen<br />
Wohnungsbaus, sollte korrigiert werden.<br />
5. Angesichts des gestiegenen Anteils Studierender<br />
an den jüngeren Alterskohorten und<br />
der Länge der Ausbildungszeiten sollte dem<br />
Ziel der Vereinbarkeit von Ausbildung und<br />
Familientätigkeit erhöhte Aufmerksamkeit<br />
gewidmet werden (vgl. dazu Kapitel IX). Es<br />
erscheint geboten, über Möglichkeiten der<br />
Förderung kindererziehender und -versorgender,<br />
noch im Bildungsprozeß stehender<br />
jüngerer Menschen nachzudenken.<br />
4.8 Inanspruchnahme familienbezogener<br />
Transfers<br />
Die gestiegene Vielfalt der verschiedenen Leistungsarten<br />
der verschiedenen sozialen Sicherungssysteme<br />
und die steigende Differenziertheit<br />
der Zielgruppen- sowie der Lebensphasenorientierung<br />
der Bedingungen, unter denen die<br />
Leistungen gewährt werden, geben Anlaß zu<br />
der Frage, ob die Leistungen die potentiellen<br />
Empfänger in der gewünschten Weise tatsächlich<br />
erreichen. Zusätzliche Aktualität gewinnt<br />
diese Frage durch die Übertragung der westdeutschen<br />
Sicherungssysteme auf die östlichen<br />
Bundesländer. Informationen über die Erfahrungen<br />
von Familien bei der Inanspruchnahme<br />
familienbezogener Transferleistungen für<br />
West- und Ostdeutschland wurden durch persönliche<br />
Befragungen und eine Reihe von Fachgesprächen<br />
sowie eine schriftliche Expertenbefragung<br />
gewonnen (Institut für Entwicklungsplanung<br />
und Strukturforschung 1993).<br />
Obwohl der Informationsstand in bezug auf die<br />
Transferleistungen von den Befragten bei vier<br />
von acht Leistungsarten mehrheitlich als mindestens<br />
gut und bei den übrigen vier Leistungsarten<br />
als mindestens ausreichend angesehen<br />
-<br />
wird, wünschen sich die Befragten mit jeweils<br />
über 40 % zusätzliche Informationen, vor allem<br />
bei Sozialhilfeleistungen, beim Kindergeldzuschlag<br />
und beim Wohngeld. Die Beratung und<br />
die Unterstützung der potentiellen Leistungsempfänger<br />
und -empfängerinnen durch die<br />
zuständigen Ämter werden für fast alle Leistungsarten<br />
von rund zwei Drittel der befragten<br />
Familien als gut oder sehr gut bezeichnet. Ihnen<br />
Bildung<br />
von<br />
Wohneigentum<br />
Vereinbarkeit<br />
von Ausbildung<br />
und<br />
Familientätigkeit<br />
Erfahrungen<br />
der<br />
Familien<br />
bei der<br />
Inan<br />
spruch<br />
nahme<br />
familienbezogener<br />
Transfers