Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode Drucksache 12/7560<br />
den Problemen der Vereinbarkeit von Familie<br />
und Weiterbildung eine bedeutend höhere Aufmerksamkeit<br />
zu schenken und die Verbesserung<br />
der Vereinbarkeit nachdrücklich zu fördern.<br />
Bei der überwiegenden Zahl der Mütter<br />
und Väter ist es sogar erforderlich, Familie,<br />
Weiterbildung und Erwerbsarbeit gleichzeitig<br />
zu bewältigen.<br />
3. Bildungsbeteiligung der Kinder<br />
In der öffentlichen Diskussion haben die mit<br />
dem Schulbesuch verbundenen Probleme ein<br />
zeitlich stark schwankendes Gewicht. Da<br />
jedoch für die Eltern jeder Periode die Bildungswege<br />
ihrer Kinder ein zentrales Thema sind,<br />
sollte — aus familienpolitischer Sicht — die<br />
Schulpolitik zu jenen Politikfeldern gehören,<br />
denen kontinuierlich Aufmerksamkeit zu widmen<br />
ist.<br />
Quantitativ ist die Betroffenheit erheblich: Derzeit<br />
sind gut 40 % der Bevölkerung vom Schulsystem<br />
erfaßt oder gehen wegen des Vorschulalters<br />
der Kinder darauf zu. Dazu gehören 17,3<br />
Millionen Mütter und Väter sowie 5,2 Millionen<br />
Kinder im Vorschulalter, 7,7 Millionen Kinder<br />
im Schulpflichtalter und 2,4 Millionen Schüler<br />
und Schülerinnen im Berufsschulpflichtalter<br />
(Statistisches Bundesamt 1993). Die gesellschaftspolitische<br />
Relevanz, die der Familienorientierung<br />
der Bildungspolitik innewohnt,<br />
wird durch den hohen Anteil der allein vom<br />
Schulsektor Betroffenen (ohne Hochschul- und<br />
Weiterbildungsbereich) deutlich. Dennoch gelingt<br />
es den Familien weniger als der Lehrerschaft<br />
sich als Lobby zu artikulieren.<br />
Die Kommission will im Blick auf die Bildungsbeteiligung<br />
der Kinder unter den leitenden<br />
Gesichtspunkten dieses Berichts darauf aufmerksam<br />
machen,<br />
— daß die Entscheidungen der Eltern über die<br />
Bildungswege ihrer Kinder vom eigenen<br />
Bildungsstand geprägt sind, in erheblichem<br />
Maße die spätere berufliche und soziale<br />
Position ihrer Kinder bestimmen und dafür<br />
Informationen und Kompetenzen erforderlich<br />
sind,<br />
— daß die späteren Bildungs- und Berufsorientierungen<br />
in der Jugend als eigenverantwortliche<br />
Bildungsentscheidungen der älterwerdenden<br />
Kinder von dem Weg ausgehen<br />
müssen, den sie durch die elterlichen Entscheidungen<br />
eingeschlagen haben,<br />
— daß die Eltern durch die schulische Plazierung<br />
der Kinder die Qualifikationsstruktur<br />
des Humanvermögens und den Verlauf des<br />
sozialstrukturellen Wandels mitbestimmen,<br />
— daß sich das Bildungsverhalten der deutschen<br />
und ausländischen Familien ständig<br />
wandelt und die Familie daher auf ein anpassungsfähiges<br />
Schulsystem angewiesen ist,<br />
— daß die Unterschiedlichkeit des Bildungsangebots<br />
und der Bildungsbeteiligung bedeutende<br />
Merkmale regionaler Lebensqualität<br />
und allgemeiner Standortqualität sind.<br />
3.1 Bedeutung der elterlichen<br />
Schulabschlüsse für die erreichten<br />
Schulabschlüsse der Kinder<br />
Die Bestimmungskraft der von den Eltern<br />
erreichten Schulabschlüsse für die von den<br />
Kindern erreichten Schulabschlüsse und Berufspositionen<br />
ist nach wie vor stark. Sie hat,<br />
entgegen manchen Vermutungen, in den vergangenen<br />
Jahrzehnten nicht abgenommen,<br />
sondern in Richtung höherer Bildungsniveaus<br />
tendenziell eher zugenommen (Mayer 1990;<br />
Bertram 1991 und 1992). Die Chancen eines<br />
Kindes das Abitur zu erreichen, wenn der<br />
Vater') über das Abitur verfügt, sind in den<br />
letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. Dagegen<br />
hat die Bedeutung des Hauptschulabschlusses<br />
der Väter erheblich abgenommen<br />
(vgl. Abb. IX/20).<br />
Die Bedeutung der sozialen Herkunft für den<br />
Schulabschluß der Kinder hat sich bei Eltern mit<br />
hohem Schulabschluß verfestigt und bei den<br />
Eltern mit niedrigem Schulabschluß dagegen<br />
zugunsten höherer Abschlüsse gelockert (vgl,<br />
Abbildung IX/20<br />
Töchter und Söhne aus drei Alterskohorten<br />
mit Hauptschulabschluß bzw. Abitur,<br />
deren Väter über den gleichen Schulabschluß<br />
verfügen, in %, westliche Bundesländer<br />
3) Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und<br />
Bildung wird an Hand des jeweils erreichten Schulabschlusses<br />
belegt. Da sich die Struktur der Schulabschlüsse<br />
der (Groß-)Mütter in der zurückliegenden<br />
Zeit erheblich stärker und von niedrigem Niveau<br />
ausgehend verändert hat als bei den Vätern, müssen<br />
den Analysen derzeit allein die Schulabschlüsse der<br />
Väter zugrundegelegt werden. In Zukunft können<br />
sich derartige Analysen auch auf die Schulabschlüsse<br />
der Mütter beziehen.<br />
Entwicklung<br />
in<br />
den vergangenen<br />
Jahrzehnten