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Fünfter Familienbericht - Deutscher Bundestag

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Drucksache 12/7560<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> - 12. Wahlperiode<br />

Vermitt<br />

lungshem<br />

mende<br />

Merkmale<br />

bei Ar<br />

beitslosen<br />

Überbrük<br />

kung von<br />

Phasen<br />

der Er<br />

werbs<br />

losigkeit<br />

sich häufig als schwierig erweist, insbesondere<br />

Personen mit folgenden Merkmalen gehören:<br />

- älter als 55 Jahre,<br />

- gesundheitliche Einschränkungen,<br />

- ohne abgeschlossene Berufsausbildung.<br />

Ältere, Arbeitslose mit gesundheitlichen Einschränkungen<br />

und solche ohne abgeschlossene<br />

Berufsausbildung bilden das Reservoir der<br />

Langzeitarbeitslosen.<br />

Einen hinreichend aktuellen Vergleich der<br />

Strukturanteile der Arbeitslosen mit vermittlungshemmenden<br />

Merkmalen bei den Abgängen<br />

und Beständen bietet Tab. VII/5. Sie zeigt<br />

im Vergleich der Anteile der Arbeitslosen mit<br />

diesen Merkmalen an den Abgängen aus der<br />

Arbeitslosigkeit mit den entsprechenden Anteilen<br />

am Bestand an Arbeitslosen sehr deutlich<br />

die Ungleichverteilung des Risikos, arbeitslos<br />

zu bleiben (Franke 1992, S. 81, 87, 88).<br />

Unabhängig davon muß der Tatbestand vermerkt<br />

werden, daß es eine beachtlich große<br />

Gruppe von (Erwerbs-) Arbeitslosen gibt, die<br />

mit einer raschen Wiedereingliederung in den<br />

Arbeitsmarkt rechnen kann. Die Zeit bis zur<br />

Rückkehr in die Beschäftigung wird finanziell<br />

durch verbindliche Zahlungen eines staatlich<br />

sanktionierten Versicherungssystems überbrückt,<br />

die die Einkommenssituation stabilisieren.<br />

(Erwerbs-) Arbeitslosigkeit mit kurzer Frist<br />

kann somit u.U. vom Einzelnen als Abwicklung<br />

eines normalen Versicherungsfalls empfunden<br />

und erlebt werden.<br />

Unterstellt wird hier, daß das System der sozialen<br />

Sicherung im Fall von Erwerbslosigkeit das<br />

Leben tragfähig macht, daß die Betroffenen<br />

erfahren konnten, wie soziale Sicherung bei<br />

Arbeitslosigkeit eine produktive Suchzeit ermöglicht<br />

und damit den Weg zu rentablen<br />

Arbeitsplätzen ebnet. Unter diesen Umständen<br />

könnte diskontinuierliche Beschäftigung, d. h.<br />

der Tatbestand gelegentlicher Unterbrechung<br />

von Erwerbstätigkeit, dem Einzelnen als fester<br />

Bestandteil seiner Erwerbsbiographie erscheinen.<br />

So ist denn auch aufgrund empirischer Forschung<br />

die These entwickelt worden, daß die<br />

Erwerbstätigen der alten Bundesländer Unterbrechungen<br />

im Erwerbsverlauf biographisch<br />

normalisieren. Unterbrechungen der Erwerbsarbeit<br />

würden unter diesen Voraussetzungen<br />

von vielen Kurzzeit-Arbeitslosen nicht mehr als<br />

schicksalhafte Ereignisse empfunden, die mit<br />

dem Stigma der materiellen und psychischen<br />

Verelendung behaftet sind. Tatsächlich könnte<br />

sich dann die vom Gesetzgeber beabsichtigte<br />

„Entdramatisierung" von Übergangsarbeitslosigkeit<br />

dem Einzelnen in seiner konkreten<br />

Erfahrung als akzeptierbar darstellen (Mutz<br />

u. a. 1992, siehe etwa S. 19, 5. 47 ff., S. 382 ff.;<br />

Mutz 1993, S. 1 ff.). Zentrale Bedingungen für<br />

die Verwirklichung solcher Normalisierungsprozesse<br />

müßte - das wäre eine notwendige<br />

Schlußfolgerung - eine Wirtschafts-, Finanzund<br />

Arbeitsmarktpolitik sein, die den hier<br />

unterstellten Vermutungen von Stabilität und<br />

Verläßlichkeit entspricht.<br />

-<br />

Tabelle VII/5<br />

Bestände und Abgänge von Arbeitslosen im Vergleich - 1991<br />

Merkmale<br />

Abgang aus<br />

Arbeitslosigkeit<br />

(Fälle)<br />

absolut %<br />

Bestand an Arbeitslosen<br />

durchschnitt<br />

liche<br />

darunter über 1 Jahr<br />

Dauer<br />

arbeitslos<br />

absolut %<br />

(Wochen)<br />

absolut %)<br />

OA + GE + über 55 1 913 1,9 82,0 88 874 5,5 53 670 11,8<br />

OA + GE 6 651 6,6 42,0 155 582 9,7 59 037 13,0<br />

OA + über 55 2 497 2,5 67,1 85 611 5,3 49 314 10,8<br />

GE + über 55 1 536 1,5 79,5 68 098 4,2 37 041 8,1<br />

OA 32 557 32,3 23,5 431 651 26,8 79 458 17,5<br />

GE 7 441 7,4 33,3 148 468 9,2 44 422 9,8<br />

über 55 2 159 2,1 76,3 76 019 4,7 42 161 9,3<br />

ohne diese<br />

Merkmale 46 009 45,7 21,6 555 197 34,5 89 791 19,7<br />

Insgesamt 100 763 100,0 28,8 1 609 500 100,0 454 894 100,0<br />

Merkmale: OA = ohne Ausbildung<br />

GE = mit gesundheitlicher Einschränkung<br />

Über 55 = 55 Jahre und älter<br />

Quelle: Franke 1992. S. 90

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