Gutachten "PPP im öffentlichen Hochbau" - Band 2 ... - BMVBS
Gutachten "PPP im öffentlichen Hochbau" - Band 2 ... - BMVBS
Gutachten "PPP im öffentlichen Hochbau" - Band 2 ... - BMVBS
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Beratergruppe – „<strong>PPP</strong> <strong>im</strong> <strong>öffentlichen</strong> Hochbau“<br />
grundsätzlich insbesondere auch, zu welchem Preis geliefert wird. Ein Vertrag wird<br />
am Ende des Verhandlungsprozesses mit dem Unternehmen geschlossen, das zum<br />
Schluss übrig geblieben ist“.<br />
Der Ablauf des Verhandlungsverfahrens ist weder durch das europäische noch durch das<br />
deutsche Vergaberecht zwingend vorgegeben. Es bleibt demnach offen, wie <strong>im</strong> Rahmen des<br />
abstrakten Prozesses des Verhandelns ein fairer, nicht diskr<strong>im</strong>inierender und transparenter<br />
Wettbewerb zwischen den beteiligten Bietern gewährleistet wird und sogleich ein praktikables<br />
Vorgehen zustande kommt 877 . In der Praxis haben sich sowohl in Deutschland als auch<br />
z.B. in Großbritannien, wo Konzessions- und <strong>PPP</strong>-Modelle <strong>im</strong> Rahmen der sog. PFI-Initiative<br />
(„Private Finance Initiative”) erhebliche Bedeutung erlangt haben, sog. gestufte Verhand-<br />
lungsverfahren entwickelt 878 : In gestuften Verhandlungsverfahren werden die <strong>im</strong> Teilnahmewettbewerb<br />
aufgrund der vorgelegten Eignungsnachweise ausgewählten Bieter zunächst auf<br />
der Grundlage einer möglichst detaillierten und umfassenden Beschreibung des Vorhabens<br />
zur Abgabe von gelegentlich indikativ oder auch unverbindlich genannten Angeboten aufgefordert.<br />
Die fristgemäß eingegangenen Angebote werden zunächst nach formellen und inhaltlichen<br />
Kriterien geprüft, wobei unter den verbliebenden Angeboten regelmäßig eine an<br />
den in der Angebotsaufforderung bekannt gemachten Vergabekriterien orientierte Rangfolge<br />
gebildet wird. Der Auftraggeber kann dann aufgrund des Ergebnisses der ersten Stufe die<br />
Anzahl der Verhandlungspartner reduzieren. Es bietet sich an, in komplexen und umfangreichen<br />
Vorhaben wie dem <strong>PPP</strong>, eine weitere Stufe mit einem höheren Detaillierungsgrad<br />
anzuschließen.<br />
Diese oder auch weitere Verfahrens- bzw. Angebotsrunden können dann entweder zur Auswahl<br />
eines sog. Preferred Bidder (lineare Strategie) oder zu einer entgültigen Vergabeentscheidung<br />
<strong>im</strong> Wettbewerb mehrerer Bieter (parallele Strategie) führen.<br />
Nach der linearen Strategie wird der Bieter, der das wirtschaftlichste Angebot eingereicht<br />
hat, bevorzugter Bieter („Preferred Bidder“). Einzig mit dem bevorzugten Bieter werden Vertragsverhandlungen<br />
mit dem Ziel des Abschlusses eines Vertrages geführt. Sofern diese<br />
Verhandlungen nicht zum Ziel führen, werden die Verhandlungen mit dem nächstbesten<br />
Bieter der festgestellten Reihung aufgenommen. Durch diese Möglichkeit bleibt zumindest<br />
ein potentieller Wettbewerbsdruck auf dem Preferred Bidder erhalten.<br />
877 Vgl. BayObLG, ZfBR 2003, 205.<br />
878 Vgl. OLG Frankfurt, VergabeR 2001, 299.<br />
<strong>Band</strong> II: Rechtliche Rahmenbedingungen 314