Gutachten "PPP im öffentlichen Hochbau" - Band 2 ... - BMVBS
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Beratergruppe – „<strong>PPP</strong> <strong>im</strong> <strong>öffentlichen</strong> Hochbau“<br />
soll, kann sich die sog. Projektantenproblematik nur bezüglich der angesprochenen sonstigen,<br />
dem Vergabeverfahren vorausgehenden Planungen auswirken.<br />
Da § 16 VgV die Mitwirkung von voreingenommenen Personen (erst) „in einem Vergabeverfahren“<br />
verbietet, ist seine Anwendbarkeit auf die dargestellten Fälle der Projektantenbeteiligung<br />
vor Beginn eines Vergabeverfahrens nicht unumstritten. Förmlicher Verfahrensbeginn<br />
ist die Kundgabe des Vergabewillens nach außen, durch Ausschreibung, Aufforderung zur<br />
Angebotsabgabe bzw. Vergabebekanntmachung (vgl. §§ 3, 3a VOB/A). Einige Vergabesenate<br />
und Vergabekammern nehmen die <strong>im</strong> Vorfeld des förmlichen Verfahrensbeginns<br />
erbrachten Planungs- und Beratungstätigkeiten aus dem Anwendungsbereich von § 16 VgV<br />
heraus 1011 . Denn <strong>im</strong> Stadium der Vorbereitung gebe es noch keine um den Auftrag konkurrierenden<br />
Unternehmen, zu deren Gunsten oder Lasten eine etwaige Voreingenommenheit<br />
bestehen könne. Weder der Wortlaut noch der Zweck der Vorschrift lasse deshalb eine<br />
Erstreckung des Mitwirkungsverbots auf das Vorbereitungsstadium zu 1012 . Die vorherigen<br />
(inneren) Entscheidungen in einem frühen Stadium des Beschaffungsvorgangs seien änderbar<br />
und sollten dies aus Praktikabilitätsgründen und <strong>im</strong> Interesse der Rechtssicherheit auch<br />
bleiben 1013 .<br />
Ob für den Beginn eines Vergabeverfahrens – und damit die Anwendbarkeit des § 16 VgV –<br />
der dargestellte formelle Verfahrensbegriff 1014 maßgeblich sein soll oder nicht vielmehr auf<br />
ein materielles Verständnis 1015 abzustellen ist, wird von den Vergabesenaten nicht einheitlich<br />
beantwortet 1016 . Vertreter der Auffassung vom materiellen Verfahrensbegriff 1017 wollen schon<br />
1011 OLG Koblenz, NZBau 2002, 699 (700 f.) = VergabeR 2002, 617 (für das Offene Verfahren);<br />
vgl. VK Lüneburg, Beschluss vom 21.01.2003, Az.: 203-VgK-30/2002; VK Lüneburg, Beschluss<br />
vom 14.01.2002, Az.: 203-VgK-22/2001; vgl. auch OLG Naumburg, NZBau 2003, 224.<br />
1012 OLG Koblenz, NZBau 2002, 699 (700) = VergabeR 2002, 617 (621).<br />
1013 Vgl. OLG Naumburg, NZBau 2003, 224 (227).<br />
1014 OLG Koblenz, NZBau 2002, 699 (700) = VergabeR 2002, 617 (621).<br />
1015<br />
OLG Hamburg, VergabeR 2003, 40 (42) = ZfBR 2003, 186 (187); Thüringer OLG, VergabeR<br />
2001, 52; OLG Düsseldorf, NZBau 2001, 696 = VergabeR 2001, 329; OLG Düsseldorf, VergabeR<br />
2002, 404 (409); BayObLG, Beschluss vom 27.02.2003, Az.: Verg 1/03, BayObLG, VergabeR<br />
2002, 244 (246); VK Bund, Beschluss vom 12.12.2002, Az.: VK 1-83/02; VK Magdeburg,<br />
Beschluss vom 06.06.2002, Az.: 33-32571/07 VK 05/02 MD; VK Baden-Württemberg,<br />
Beschluss vom 26.03.2002, Az.: 1 VK 7/02.<br />
1016<br />
OLG Naumburg, NZBau 2003, 224, legte die Frage, welcher Verfahrensbegriff maßgeblich<br />
sei, nun dem EuGH zur Entscheidung vor.<br />
1017<br />
Unabhängig von bereits eingeleiteten Förmlichkeiten sei der Beginn eines konkreten Vergabeverfahrens<br />
in Abgrenzung zur bloßen Markterkundung jedenfalls dann anzunehmen, wenn<br />
sich der öffentliche Auftraggeber zur Deckung eines akuten Bedarfs, also zur Beschaffung von<br />
Waren-, Bau- oder Dienstleistungen, entschlossen hat und mit organisatorischen und/oder<br />
planerischen Schritten zu regeln beginnt, auf welche Weise das Beschaffungsvorhaben realisiert<br />
werden soll (OLG Düsseldorf, VergabeR 2002, 404, 409).<br />
<strong>Band</strong> II: Rechtliche Rahmenbedingungen 348