10.10.2014 Aufrufe

Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Kongressband Dreiländerkongress 2009 in Wien

Kongressband Dreiländerkongress 2009 in Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Psychiatrieerfahrene waren folgen<strong>der</strong>maßen am Projekt Antistigma-<br />

Kompetenz beteiligt: Vor und nach <strong>der</strong> Pilotphase fanden Gruppendiskussionen<br />

mit 15 Psychiatrieerfahrenen aus dem Großraum Düsseldorf statt, die das<br />

Konzept mit den eigenen Bedürfnissen, For<strong>der</strong>ungen und Erfahrung abgleichen<br />

sollten. Den TeilnehmerInnen dieser Fokusgruppen wurde auch e<strong>in</strong>e<br />

Kurzausbildung mit dem Titel „Psychiatrieerfahrung als Kompetenz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lehre“ angeboten [11]. Aus den AbsolventInnen dieser Ausbildung rekrutieren<br />

sich diejenigen „ExpertInnen aus Erfahrung“, die als Co-Tra<strong>in</strong>erInnen im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Workshops tätig s<strong>in</strong>d.<br />

Psychiatrische Profis als MultiplikatorInnen für Antistigma-Kompetenz<br />

Die Antworten auf die offene Frage: Was ist die spezielle Rolle des <strong>psychiatrischen</strong><br />

Personals bei <strong>der</strong> Stigmatisierung? konnten <strong>in</strong> drei Kategorien zusammengefasst<br />

werden, die bereits von Schulze [12] im bisher e<strong>in</strong>zigen Review<br />

zum Thema angenommen wurden:<br />

1. Psychiatrische Profis stigmatisieren selbst (bewusst o<strong>der</strong> unbewusst). Als<br />

konkrete Beispiele für stigmatisierendes Verhalten seitens <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />

wurden z.B. zynische Äußerungen gegenüber PatientInnen beschrieben.<br />

Auch stigmatisierende Abläufe und Rout<strong>in</strong>en im stationär-<strong>psychiatrischen</strong><br />

Alltag wurden identifiziert: z.B. <strong>Pflege</strong>diagnosen, die defizit- und nicht ressourcenorientiert<br />

ausgerichtet s<strong>in</strong>d; o<strong>der</strong> die Art <strong>der</strong> Medikamentenausgabe,<br />

wie sie noch auf vielen <strong>psychiatrischen</strong> Stationen üblich ist, bei <strong>der</strong><br />

PatientInnen sich zu bestimmten Zeitpunkten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe anstellen,<br />

was oft als entwürdigend empfunden wird. Beson<strong>der</strong>s emotional wurden<br />

Situationen diskutiert, <strong>in</strong> denen auf aktut<strong>psychiatrischen</strong> Stationen Zwang<br />

angewandt wird, konkret Fixierungen und Zwangsmedikationen. Das <strong>Pflege</strong>personal<br />

muss hierbei Gewalt gegenüber e<strong>in</strong>em Patienten o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Patient<strong>in</strong> ausüben, um Selbst- o<strong>der</strong> Fremdgefährdung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Dies<br />

ist gesetzlich legitimiert. Von beiden Seiten werden solche Situationen<br />

meist als sehr dramatisch und oft auch traumatisch erlebt und tragen e<strong>in</strong>en<br />

wesentlichen Teil zur Stigmatisierung <strong>der</strong> Psychiatrie bei.<br />

101

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!