Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Installation von Leadership – Mission impossible?
Wenn individuelles Führungsverhalten als Mischung zwischen strukturellem
Einfluss und den Persönlichkeitsmerkmalen der einzelnen Führungskräfte
gesehen werden muss, sind aus praktischer Sicht die Lern- und Veränderungsansätze
bei den Führungskräften zu suchen, weil erst diese dann die Struktur
entsprechend ändern können. Inhaltlich steht die Auseinandersetzung mit der
eigen Biografie und dem aktuellen Führungsverhalten sowie dem Training von
sozialen Kompetenzen im Vordergrund. Initiiert kann dieses Lernen werden,
wenn in der Hierarchie ein Leader als „deus ex machina“ mit entsprechendem
Einfluss auftaucht und diese Eigenschaften im System installieren will. Oft ist
es aber der „Leidensdruck“ in der Organisation, welcher dann neue Lösungsansätze
– auch auf der strukturellen Ebene - möglich macht.
Fazit – Pragmatismus statt Idealisierung
Der Begriff Leadership – dies wird bereits in der Kürze dieses Beitrages deutlich
– ist inflationsgefährdet. Er findet Verwendung um etwas ruppige Führungsstile
von patriarchalen Gründer- und Unternehmerpersönlichkeiten zu
beschreiben oder einfach in den Fällen, in denen „Leader“ in deutschensprachigen
Ohren besser tönt als „Führer“ oder „Manager“, speziell weil letzterer
bereits zu einem amoralischen Begriff zu verkommen droht. Obwohl
Leadership-Beschreibungen mit heroischem Ansatz à la „Great Man“ nach wie
vor die einschlägige Managementliteratur stark dominieren und das wenig
überprüfte Selbstbild von einigen Führungskräften nähren, ist es in der Praxis
nicht als eigenständiges Führungskonzept zu erkennen. Aber als zusätzliches,
entwicklungs- und innovationsorientiertes Führungsverhalten zu den Managementfunktionen
kann es bei Führungskräften beobachtet werden. Obschon
heute Erfolge als meistens Teamleistungen gesehen werden, sind es nach wie
vor einzelne Leader, die Teams entsprechend ihren Vorstellungen entwickeln
und denen die Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Erfolge zuzuschreiben
sind. Ob das gut oder schlecht ist, ist nicht die Frage, sondern welche
Bedeutung es für die jeweilige Organisation hat.
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