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Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Kongressband Dreiländerkongress 2009 in Wien

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S<strong>in</strong>d heiltherapeutische Behandlungsansätze aus <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> und<br />

Betreuung von geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen auf die <strong>Pflege</strong> und<br />

Betreuung von demenziell erkrankten Menschen übertragbar?<br />

Eckehard Schlauss, Albert Diefenbacher<br />

Vorbemerkungen<br />

An dieser Stelle sollen e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>lassungen erfolgen. Nach me<strong>in</strong>er Sicht ist e<strong>in</strong>e<br />

Trennung von <strong>Pflege</strong> und Betreuung unzulässig. D.h. im Folgenden wird immer<br />

<strong>der</strong> Begriff Betreuung verwandt. Er soll umfassend verstanden werden. <strong>Pflege</strong><br />

und psychosoziale Betreuung bilden e<strong>in</strong>e dialektische E<strong>in</strong>heit. D.h. das <strong>Pflege</strong>konzept<br />

ist <strong>in</strong> die psychosoziale Betreuung e<strong>in</strong>gebettet. Vernünftige Konzeptionen<br />

von <strong>Pflege</strong> schließen selbstverständlich Kommunikation, Beschäftigung,<br />

Wahrnehmung von Gefühlen, soziale Aktivitäten, Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />

existenziellen Fragen, emotionale Unterstützung und vieles mehr mit e<strong>in</strong>.<br />

Dies alles ist nicht nur e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Theorie, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Frage von Theorie<br />

und Praxis, also <strong>der</strong> Realität: E<strong>in</strong> Mensch wird gepflegt. Dieser Begriff von<br />

<strong>Pflege</strong> ist mit <strong>der</strong> Verrichtungsorientierung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>versicherung nur ansatzweise<br />

abgedeckt. Die <strong>Pflege</strong>nden sollten sich e<strong>in</strong>e solche Degradierung<br />

verbitten.<br />

Die <strong>Pflege</strong>, sowohl von demenziell erkrankten Menschen, als auch von geistig<br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen, erfor<strong>der</strong>t konstante Beziehungen und vertraute Personen,<br />

Alltagsgestaltung und Therapie durchdr<strong>in</strong>gen sich. Je<strong>der</strong> Mensch ist<br />

e<strong>in</strong>zigartig und das Erleben dieser E<strong>in</strong>zigartigkeit ist spannend. Die heutigen<br />

Diskussionen um segregativ o<strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrativ, um Böhm o<strong>der</strong> um Hirnpathologie<br />

o<strong>der</strong> Validation s<strong>in</strong>d müßig. Unterschiedlichste Herangehensweisen s<strong>in</strong>d unabd<strong>in</strong>gbar,<br />

die Vielfalt des menschlichen Dase<strong>in</strong>s erfor<strong>der</strong>t dies. Ich will den<br />

An<strong>der</strong>en <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Skurrilität kennen lernen [1]. E<strong>in</strong>e Interaktion von demenziell<br />

erkrankten Menschen sollte so erlebt werden:<br />

„… e<strong>in</strong>e unbekannte ethnische M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit, mit frem<strong>der</strong> Sprache („dementisch“),<br />

ungewöhnlichen Bräuchen und erstaunlichen sozialen Normen zu<br />

erleben. Sie besteht aus Menschen, die schwer krank s<strong>in</strong>d, sich jedoch für<br />

gesund halten, die selbständig zu se<strong>in</strong> glauben.“[2]<br />

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