Leadership in der psychiatrischen Pflege (2009)

Grundelemente
Je ausgeprägter der multisystemische Ansatz, d.h. die Einbeziehung mehrerer
Familien, desto mehr können die Familien von Erfahrungen anderer betroffener
Familien lösungsorientiert lernen. Die Gruppentherapien sind curriculär
aufgebaut, wobei die Konzepte im Verlauf kontinuierlich weiterentwickelt und
den individuellen Bedürfnissen der Teilnehmer angepasst werden. Gemeinsame
Rituale, Hausaufgaben, Behandlungsverträge, auch die Unterstützung von
Kontakten der Kinder, Jugendlichen bzw. ihren Eltern außerhalb der Gruppensitzungen,
persönliche Einladungen und Kontaktaufnahmen bei Bedarf zwischen
den Sitzungen erhöhen die Bindung der Familien und damit eine kontinuierliche
Teilnahme. Die meisten Gruppen bestehen aus festen Modulen, die
zum Teil, so bei der Skills-Gruppe flexibel kombiniert werden können, wobei
andere, so „KONTAKT“ für Jugendliche mit einem Asperger-Syndrom halboffen
angeboten werden. Der organisatorische Aufwand darf dabei jedoch nicht
unterschätzt werden.
Multiprofessionalität ist ein Kernelement, d.h. ein Mitarbeiter aus dem Pflegeund
Erziehungsdienst plant, gestaltet und führt die jeweilige Gruppentherapie
gemeinsam mit einem Mitarbeiter einer anderen Berufsausbildung, z.B. einem
Arzt oder Psychologen, durch. Fachtherapeuten, so aus den Bereichen Kunst-,
Musik-, Ergotherapie, beteiligen sich bei Bedarf ebenso wie Lehrerinnen hier
im Krankenhausunterricht.
Der multiprofessionelle Ansatz schärft den Blickwinkel auf die Patienten, die
Schnittstelle zwischen Therapie und Pädagogik wird betont. Gemeinsame Fallund
Konzeptarbeit vernetzt zusätzlich die Arbeit der verschiedenen Berufsgruppen.
Im multisystemischen und multiprofessionellen Konzept der ambulanten
Therapiegruppen erhält der Pflegebegriff eine ressourcenorientierte
Bedeutung, in dem Selbstheilungskräfte gefördert, Kompetenzen von Eltern
und Kindern gestärkt und hierdurch einer evtl. Chronifizierung von psychischen
Erkrankungen entgegen gewirkt werden kann. Unsere Gruppentherapien
sind entweder störungsbild- oder handlungsorientiert, altersdifferenziert
und beziehen in unterschiedlicher Konstellation stets die Eltern bzw. auch
Geschwister ein.
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